"Der Dom hat eine niederschmetternde Monumentalität"
1998 stand Michael Hauck, derzeit Dombaumeister in Passau, erstmals vor dem Kölner Dom. "Er hatte eine niederschmetternde Monumentalität", erinnerte er sich an seinen ersten Eindruck. "Wenn man das erste Mal in diese Kathedrale tritt, verändern sich die Dimensionen", so Hauck. Ab Herbst 2012 wird er nun selbst die Verantwortung für das Wahrzeichen der Stadt übernehmen. Die Größe dieser Aufgabe scheint dem gebürtigen Würzburger durchaus bewusst. So gab er zu, vor seiner Bewerbung zunächst intensive Gespräche mit seiner Familie geführt zu haben. "Denn für mich und meine Familie bedeutet dies eine riesige Umstellung", sagte Hauck. Dennoch wollte er sich die Chance auf diese "einmalige Gelegenheit" nicht entgehen lassen. "Mir war sofort klar, dass es eine Gelegenheit ist, eine Aufgabe zu übernehmen, die in dieser Branche nicht zu toppen ist", betonte Hauck.

Dass die Entscheidung des Domkapitels tatsächlich auf ihn fallen würde, habe er nicht erwartet. Über sechs Monate dauerte die Bewerbungsphase mit mehreren Gesprächen und Treffen. "Da wird einem klar, das man sich da aufgeladen hat", so Hauck. Dennoch fühlt er sich für das Amt bestens vorbereitet. So stammt er in fünfter Generation aus einer Steinmetz-Familie. "Ich bin mit Steinstaub in der Nase aufgewachsen", erzählte Hauck. Die Werkstatt seines Vaters sei sein Spielplatz gewesen. Anders als viele heutige Lehrlinge habe er daher die Arbeit mit den Steinen ganz instinktiv erlernt.


Zusammen mit Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner (l.) besuchte Michael Hauck (r.) heute die Werkstätten der Dombauhütte


"Köln hat Charme und ich bin sehr gespannt"
Gerade seine Stein-Kenntnisse waren es auch, die Domprobst Norbert Feldhoff überzeugten. Er beschrieb Hauck heute als Man mit enormen Stein-Kenntnissen, wie es sie selten gäbe. Hauck sei, so Feldhoff, wie geschaffen, um die nötigen Sanierungen und Restaurationen an dem Strebewerk des Osttores vorzunehmen. Der künftige Dombaumeister selbst zeigte sich heute eher zurückhaltend. "Ich hoffe, ich kann den vielen Vorschuss-Lorbeeren auch gerecht werden", erklärte Hauck. So kündigte er an, die ersten ein bis zwei Jahre das Bauwerk zunächst einmal kennen lernen zu wollen. "Manches von einem Bauwerk als Organismus versteht man nicht auf den ersten Blick", betonte Hauck. Daher wolle er zunächst einmal wenig ändern. Auch Köln habe er bislang nur flüchtig kennen gelernt. Dabei habe sich die Stadt ihm bislang als "weltoffene, lebensbejahende und lebendige Stadt präsentiert", sagte der künftige Dombaumeister. "Köln hat Charme und ich bin sehr gespannt", so Hauck.

Seine Arbeit wird Hauck nun zunächst am 1. April 2012 als stellvertretender Dombaumeister aufnehmen. Ab 1. September 2012 wird er dann das Amt in der Nachfolge von Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner übernehmen. Sie wird ihr Amt am 31. August 2012 aus Altergründen niederlegen. Bis dahin will sie Hauck noch so manchen Tipp mitgeben. "Dabei werde ich mich an meinen Vorgänger halten, der mir immer gesagt hat ‚Ich habe das immer so gemacht, aber Du kannst es auch ganz anders machen’", so Schock-Werner. Einen ersten Rat hatte sie für Hauck dann doch noch: "Neugierde und Diplomatie". Bis zu seinem Amtsantritt erbat er sich heute von der Öffentlichkeit Ruhe, um seinen bisherigen Job in Passau beenden zu können.

Hauck – ein Leben mit Stein
Dort leitet Hauck, der 1960 in Würzburg geboren wurde, seit 1988 die Staatliche Dombauhütte am Dom St. Stephan in Passau. Zuvor hatte er nach Lehr- und Gesellenzeit die Ausbildung zum Steinmetz- und Steinbildhauermeister mit Zusatzausbildungen zum Holzbildhauer und zum Restaurator absolviert. Im März 2009 war Hauck dann in Passau zum Bischöflichen Dombaumeister ernannt wurde. Zwischen 1997 und 2005 studierte Hauck berufsbegleitend an der Universität Passau die Fächer Kunstgeschichte, Romanische Linguistik und Romanische Philologie. Zurzeit arbeitet er an seiner Dissertation. Seit 2003 ist Hauck maßgeblich beteiligt an der Entwicklung eines Sanierungskonzepts für den Münchener Liebfrauendom sowie seit 2009 an der Steuerung dieser Maßnahme.

Daneben arbeitet er seit vielen Jahren als Dozent an der Meisterschule der Handwerkskammer Dortmund, die der Bauhütte von St. Maria zur Wiese in Soest angegliedert ist, und am Lehrstuhl für Restaurierungswissenschaften in der Denkmalpflege der Universität Bamberg. Zudem ist Hauck an internationalen und interdisziplinären Forschungsprojekten beteiligt. Seit 1998 ist er Mitglied im Vorstand der Europäischen Vereinigung der Dombaumeister, Münsterbaumeister und Bauhüttenmeister. Er hat bereits zahlreiche Schriften zu architekturgeschichtlichen und denkmalpflegerischen Themen veröffentlicht. Michael Hauck ist verheiratet und hat eine Tochter.

Cornelia Schlößer für Report-k.de | Kölns Internetzeitung