Macht Du ein Foto? – die netten Kids von Porz-Finkenberg

Nach dem Mittagessen tollen die Kinder in dem kleinen Garten der Kirche, sind ausgelassen fröhlich, neugierig, wollen alles wissen und vor allem fotografiert werden. Kinder wie Victoria, deren Eltern aus dem Kongo kommt, oder Kafsky aus dem Irak, die seit 7-8 Jahren in Deutschland ist – so genau weiß sie das nicht mehr – perfekt Deutsch spricht und später einmal Anwältin werden will. "Mein Papa ist Küchenchef und meine Mama hilft ihm", erzählt Kafsky. Neben dem Mittagessen, bekommen die Kinder Sprachförderung und Hausaufgabenhilfe. Aber das Wichtigste ist, die Kinder bekommen ein warmes Essen in der Küche, reden miteinander, auch über ihre Probleme und erleben Gemeinschaft. Die meisten von ihnen kommen gegen 12:30 Uhr und gehen noch zur Grundschule. Viele ehrenamtliche Helfer betreuen die Kinder und einmal die Woche kommen sogar zwei alte Damen und Herren, die mit einzelnen Kindern vor allem Deutsch lernen. Denn viele der Kinder haben einen Migrationshintergrund, was die Gruppe aber auch wieder spannend macht, denn so lernen die Kinder von klein auf sich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen, betont Helferin Monika Zeckai.

Bis zu 160 Menschen bekommen Mittwochs Essen
Mittwochs bekochen die ehrenamtlichen Helfer um Pfarrer Sigfried Bowin rund 160 Menschen, die zur Mittagsspeisung kommen. Kinder, Senioren und Menschen, die sich kein Essen leisten können. Bei den Senioren kann man zwei Beweggründe ausmachen, materielle Not, aber auch Vereinsamung, die für einen Augenblick in der Gemeinschaft in dem kleinen Souterrain-Raum aufgehoben ist. Das Team um Pfarrer Bowien verströmt eine unglaublich Power und Warmherzigkeit. So holt Alwin Gatzler Köchin Anna Miebach meist um 8:30 Uhr ab und geht, wenn noch etwas fehlen sollte auch noch einkaufen. Anna Miebach hat immer einen Wochenplan ausgearbeitet, die Einkäufe werden geliefert, oder in einem Kölner Großhandel erledigt. Viele Lebensmittel kommen auch von umliegenden REWE und Lidl-Märkten. "Alwin" kommt jeden Tag 6-7 km angefahren, nur um ehrenamtlich zu helfen, wie die täglich sechs Küchenhilfen, und alle bilden eine eingeschworene Gemeinschaft. Dann wird alles frisch gekocht und damit unterscheidet sich der Mittagstisch in der Hoffnungskirche von vielen anderen Suppenküchen. Um 16:00 Uhr ist das Küchenteam dann fertig und kann den Feierabend genießen.


Vorne Köchin Anne Miebach, Pfarrer Bowien, Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma und die ehrenamtlichen Helfer des Küchenteams.

Bei so viel ehrenamtlichem Engagement kann man Spenden gut gebrauchen
OB Schramma übergab heute mittag den Erlös eines Benefiz-Golfturniers an die Hoffnungskirche Finkenberg. „Golfen und gutes Essen, aber andere nicht vergessen!“ – Unter diesem Motto organisiert der Freundeskreis „Kölner-Herren-Gourmet-Abend“ einmal jährlich ein Herren-Benefiz-Golfturnier in Bad Neuenahr-Ahrweiler unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Fritz Schramma. Mit dem diesjährigen Erlös in Höhe von 150.000 Euro werden mehrere soziale Einrichtungen unterstützt. Hans Waltner vom Freundeskreis und Oberbürgermeister Fritz Schramma übergaben einen Scheck in Höhre von 30.000 Euro an Pfarrer Siegfried Bowien für die Mittagsspeisung in der Hoffnungskirche Köln-Finkenberg. Der Stadtteil Finkenberg hat rund 7.100 Einwohner und gehört zu den ärmsten Stadtteilen Kölns. 85,2 Prozent der Familien können ihren Lebensunterhalt nur durch staatliche Unterstützung bestreiten. Köln-Finkenberg gehört zu den zehn Sozialraumgebieten, die die Stadt in den nächsten Jahren besonders fördern wird. Kölns Oberbürgermeister Schramma freute sich, eine Initative unterstützen zu können, die es ermöglicht, jungen und älteren Menschen aus dem Veedel ein gemeinsames Mittagsmahl einzunehmen. Die Kinder mahnte Schramma, der selbst 30 Jahre lang Lehrer war, immer ihre Hausaufgaben zu machen und ordentlich zu lernen, damit sie später auch einen guten Job in Köln bekommen können.


Walter Grau, Mitglied des Kölner Rates, Pfarrer Siegfried Bowien, Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, Hans Waltner und Bezirksbürgermeister Horst Krämer.

Pfarrer Bowien wünscht sich noch mehr Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, denn er würde gerne eine zweite Küchengruppe eröffnen und noch mehr Menschen in seiner Hoffnungskirche eine Mittagsspeisung anbieten. Auf die Idee kam der Pfarrer, der zwei Kinder hat und über die Stationen Eitorf und Heinsberg nach Porz-Finkenberg kam, in England. Dort habe er die Speisungen als Möglichkeit kennengelernt, die Armen zu verköstigen und ihre Bäuche zu füllen, aber auch die Gemeinschaft zu stärken. Pfarrer Bowien ist froh über die Spende, denn mit einem Teil des Geldes kann das uralte Fahrzeug, das bald keinen TÜV mehr hat und mit dem alle Einkäufe erledigt werden müssen, ersetzt werden und somit der Bestand der Mittagsspeisung gesichert werden. Denn gerade die Logistik, das Einsammeln der Lebensmittel die nicht mehr benötigt werden und die Einkäufe stellt eine tägliche Herausforderung dar.

Stinksauer ist der Pfarrer allerdings auf einen Redakteur, der mit seiner Story über Köln-Porz-Finkenberg das Veedel kaputt geschrieben hat. Nach der Serie in einer großen Kölner Tageszeitung seien die Grundstückspreise gefallen und der Stadtteil habe selbst damit angefangen sein Image kaputt zu reden. Denn die Phänomene Jugendkriminalität, Drogen und Verwahrlosung treten nicht nur singulär in Porz-Finkenberg auf, sondern sind über die gesamte Republik zu beobachten, so der Pfarrer, auch in Eitorf auf dem Land. Der Pfarrer wünscht sich, dass die Hauseigentümer und Bewohner der großen Blocks die Häuser besser pflegen. Es gibt viele Migranten im Viertel, über 49%, die aus den Gründen der Migration an der Armutsgrenze leben und auch viele Hartz IV Bezieher in der dritten und vierten Generation. Hier fordert der Pfarrer eine Umstellung des Kindergeldes, das derzeit an die Eltern ausbezahlt wird. Pfarrer Bowien fände es besser, wenn das Geld, wie etwa für Mittagessen der Kinder an die Kindergärten und Krippen direkt ausbezahlt wird und nicht von den Eltern häufig zweckentfremdet wird. Da wird dann häufig ein neuer Fernseher gekauft und die Kinder müssen hungern. Ganz wichtig ist dem Pfarrer die Aussage: "Wir sind kein Assi-Viertel, sondern ein Veedel in dem man gerne zusammenlebt". So sieht es auch Bezirksbürgermeister Horst Krämer, der tatkräftig Pfarrer Bowien und eine Suppenküche in Porz-Mitte unterstützt. Das Geld, das zu seinem 70sten Geburtstag zusammenkommt, wird er den sozialen Einrichtungen spenden. "wir sind kein schlechtes Viertel, sondern hier leben Menschen wie überall", so der Bezirksbürgermeister.

Die Kinder spielten derweil bei diesem herrlichen Oktoberwetter Fangen, schaukelten und tobten zwischen all den Senioren hin- und her, die das Gewusel sichtlich genossen, oder mit den Tischnachbarn einen ausgelassenen Klaaf hielten. Dem Pfarrer und seinen ehrenamtlichen Helfern kann man nur wünschen, dass sie die Kraft und die Freude mit der sie hier engagiert anpacken, nicht verlieren mögen und noch viele Spender und helfende Hände finden werden. Die Kinder verabschiedeten sich übrigens alle ganz nett und riefen den Reportern "tschö" nach, eine Selbstverständlichkeit ist dies selbst auf sogenannten Elitegymnasien nicht…

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung.