Das Bild zeigt das Kölner Gebäude von Friesland Campina, das zum 1. April an die Theo Müller-Gruppe verkauft wurde am 26. Mai 2023- | Foto: Grümer

Köln | Der Milchhof in der Kölner Geldernstraße blickt auf eine Jahrzehnte andauernde Tradition zurück. Jetzt soll im Oktober 2024 der letzte Liter Milch den Milchhof verlassen. Der Molkerei-Standort in Köln soll geschlossen werden. Das teilte die Unternehmensgruppe Theo Müller am 24. Mai schriftlich mit. Auf dem Gelände an der Geldernstraße sollen Wohnungen entstehen, geht es nach der Unternehmensgruppe Theo Müller.

Unternehmensübernahme vor wenigen Wochen

51 Tage nachdem die Unternehmensgruppe Theo Müller schrieb, dass sie durch die erfolgreiche und der vom Bundeskartellamt zugestimmten Übernahme des überwiegenden Teils des Deutschlandgeschäfts von Royal Friesland N.V. zum 1. April abgeschlossen habe, kam die Botschaft an die Beschäftigten der Kölner Molkerei: „Entsprechend wurden heute die insgesamt rund 670 Mitarbeitenden der ehemaligen FrieslandCampina Deutschland-Standorte Köln, Heilbronn und Schefflenz im Kreis der Unternehmensgruppe Theo Müller begrüßt.“ In der Pressemitteilung damals wird Marcus Almeling, CFO und innerhalb der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Theo Müller für das Markengeschäft des Bereichs Molkereiprodukte verantwortlich, zitiert: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeichnen sich durch eine Mischung aus beeindruckendem Know-how und echter Leidenschaft für Milchprodukte aus. Damit werden wir die Marke Landliebe – analog zur Erfolgsgeschichte der Marke Weihenstephan – zu einer der nachhaltig ertragreichen Säulen der Unternehmensgruppe entwickeln“. Ziel sei es nach der operativen Übernahme die Akquisition schnellst- und bestmöglich in die Unternehmensgruppe Theo Müller zu integrieren.

Das Bundeskartellamt

Bereits am 22. Februar gab das Bundeskartellamt die Übernahme von Marken und Produktionsstätten der Royal Friesland Campina durch die Unternehmensgruppe Theo Müller frei. Die Kartellbehörde äußerte allerdings wettbewerbsrechtliche Bedenken. So stellt das Bundeskartellamt fest, dass die Unternehmensgruppe Theo Müller über eine starke Marktposition verfüge und in Teilbereichen den Markt beherrsche. Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt schrieb zu der Fusion: „Diese schon heute überragende Marktstellung wäre durch die Übernahme der Bereiche von Friesland Campina weiter verstärkt worden. Allerdings ist es Unternehmen in der Fusionskontrolle möglich, Zusagen vorzulegen, die unsere Bedenken ausräumen. In diesem Fall sorgen die Zusagen dafür, dass sämtliche problematische Überschneidungen entfallen. Der gesamte Geschäftsbereich „Tuffi“ von Friesland Campina wird an eine unabhängige dritte Molkerei veräußert. Zudem wird die Theo Müller-Gruppe exklusive, unwiderrufliche und unbefristete Markenlizenzen an der Marke „Landliebe“ erteilen. Damit stellen wir sicher, dass unabhängige Dritte die Marktposition von Friesland Campina in diesen Bereichen einnehmen und der Wettbewerb somit erhalten bleibt.“

Im weiteren Verlauf seiner Argumentation kommt das Bundeskartellamt zu folgender Aussage: „Zur Wirksamkeit des Zusagenpakets hat das Bundeskartellamt im Rahmen eines Markttests Ermittlungen durchgeführt, die seine Eignung zur Behebung der wettbewerblichen Probleme bestätigt haben. Dem Bundeskartellamt sind sowohl für den Geschäftsbereich „Tuffi“ als auch für die beiden Lizenzen der Marke „Landliebe“ potentielle, interessierte Erwerberinnen bzw. Erwerber aufgrund von Absichtserklärungen bekannt. Die Zusagen wurden anstelle der üblichen aufschiebenden Bedingungen im vorliegenden Fall ausnahmsweise als auflösende Bedingungen formuliert; d.h. die Übernahme kann mit Wirkung dieser Entscheidung sofort vollzogen werden. Sollten die Zusagen nicht nach den Maßgaben der Entscheidung des Amtes erfüllt werden, würde die Freigabewirkung entfallen und der Zusammenschluss mithin als untersagt gelten. Dabei wurde berücksichtigt, dass die beteiligten Unternehmen auf die Einlegung von Rechtsbehelfen gegen den Beschluss und die Bedingungen verzichtet haben. Sie erklären damit allerdings ausdrücklich nicht, dass sie zwingend mit allen von der Beschlussabteilung in der Entscheidung getroffenen tatsächlichen Feststellungen und den daraus gezogenen Schlussfolgerungen übereinstimmen.“

Das Kartellrecht bietet keine Möglichkeiten Unternehmen bei ihren Planungen für Produktionsstätten einzuschränken oder festzulegen. Das ist nicht Aufgabe des Kartellrechts. Ob ein Unternehmen ein Werk oder eine Filiale schließt, unterliegt alleine der Bewertung durch dieses selbst, also ob es einen Standort als wirtschaftlich erachtet oder nicht und wie es mit diesem umgeht.

Das schreibt die Unternehmensgruppe Theo Müller

Die Unternehmensgruppe Theo Müller gab am 24. Mai ein schriftliches Statement heraus und spricht von einem Produktionsverbot für Produkte der Marke „Tuffi“ am Standort in Köln: „Tuffi-Produktionsverbot führt zum Aus für Standort Köln – Auflagen des Bundeskartellamts verhindern wirtschaftlichen Weiterbetrieb“. Offen lässt die Unternehmensgruppe Theo Müller dabei, wie hoch der Anteil der Produktion für die Marke „Tuffi“ am Kölner Standort denn überhaupt war. Die Marke „Tuffi“ sei bereits verkauft. Die Unternehmensgruppe Theo Müller schließt den Molkereistandort Köln zum Oktober 2023. Dort könnten mehrere hundert Wohnungen entstehen, schreibt die Unternehmensgruppe, die vorsichtig formuliert: „Als mögliche Nachnutzung des Areals steht eine Bebauung mit mehreren hundert Wohnungen im Raum.“ Hierfür dürften allerdings Entscheidungen des Kölner Rates nötig sein, wie etwa ein Bebauungsplan. Das Unternehmen spricht von mehreren hundert Wohnungen. Der Standort dürfte lukrativ sein. Er verfügt über eine gute ÖPNV-Anbindung und liegt zentral. Offen lässt die Unternehmensgruppe Theo Müller, ob sie diesen selbst oder mit einem Immobilienunternehmen entwickeln will. Den Mitarbeitenden will die Unternehmensgruppe Theo Müller ein Übernahmeangebot an anderen Standorten machen.

„Die Schließung ist bitter, nicht nur, weil wir trotz der Auflagen voll und ganz hinter der Übernahme stehen, sondern auch, weil wir in Köln eine gut aufgestellte und motivierte Mannschaft vorgefunden haben. Wir hoffen, dass wir sie zum Wechsel in eines unserer anderen Werke begeistern können“, so Marcus Almeling, Chief Financial Officer und in der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Theo Müller auch für das Markengeschäft im Molkereibereich verantwortlich, schriftlich.

NGG äußert sich kritisch

Die Gewerkschaft Nahrungs-Genuss-Gaststätten (NGG) reagierte kritisch auf die Schließung des Milchwerks in Köln. Der Geschäftsführer der NGG, Helge Adolphs betitelte die Schließung des Standorts Köln, in einem schriftlichen Statement, ein „durchsichtiges Manöver“ und eine „üble Taktik“. „Die Unternehmensgruppe Theo Müller schiebt jetzt das Kartellamt vor.  In Wahrheit ist es aber der Versuch der Müller-Gruppe, bei diesem „säuerlichen Milchgeschäft“ den Schwarzen Peter der Kartellbehörde zuzuschieben,“ führte Adolphs in seinem schriftlichen Statement weiter aus.

Der Kölner Milchhof – Standort mit Tradition

Der Kölner Molkereihof ist ein Standort mit Tradition. Der Milchhof nahm 1965 so richtig Fahrt auf, als sich mehr als dreißig Molkereigenossenschaften aus dem Rheinland zur Milchversorgung Rheinland eG (MVR) zusammenschlossen. Auch die 1924 gegründete Milchversorgung Rheinland schloss sich der MVR an. Der Hauptproduktionsstandort war der Kölner Milchhof in der Geldernstraße. 1971 fusionierte der Milchhof Düsseldorf mit den Kölnern. 1995 wurden in Köln rund 1,5 Millionen Liter Milch verarbeitet von 650 Beschäftigten. 6000 Mitglieder zählte Genossenschaft bevor sie 1998 in der Tuffi Campina Milchwerke GmbH & Co. KG aufging und später von der FrieslandCampina Germany betrieben wurde.

ag, agr