Haie-Verteidiger Moritz Müller fährt zur Eishockey-WM nach Finnland. Foto: Bopp

Köln | Obwohl die Saison bereits seit dem 14. April für die Kölner Haie beendet ist, sieht man Moritz Müller fast jeden Tag auf dem Eis der Trainingshalle. Der Kapitän bereitet sich auf seinen Einsatz bei der Nationalmannschaft vor. Am Donnerstag geht es für den Kölner Verteidiger nach Schwenningen, wo sich das deutsche Team mit zwei Spielen gegen Österreich auf die Weltmeisterschaft in Finnland vorbereitet. Zuvor gab der Kapitän des KEC Report-k ein exklusives Interview.

Moritz Müller, wie lautet Ihr Fazit zur Saison der Kölner Haie?

Müller: „Es ist schwer, eine Analyse in ein paar Sätze zu packen. Es gibt mehrere Faktoren, die man berücksichtigen muss. Corona hat die Haie von allen Vereinen am meisten geschadet. Die Hallenmiete der Lanxess-Arena einzuspielen, ohne das Zuschauer dabei sein dürfen, ist nicht einfach gewesen. Die Geschäftsführung hatte keine Ahnung, mit welcher Auslastung man im Etat kalkulieren konnte. Die Priorität lag vor der Spielzeit darauf, dass die Haie die Saison überleben.“

Und wie haben Sie die Situation sportlich gesehen?

Müller: „Aufgrund des Etats hatten wir keinen tiefbesetzen Kader. Trotzdem haben wir einen guten Start hingelegt und sind bis Anfang Dezember gut unterwegs gewesen. Dann hat erstmals Corona die Mannschaft erwischt. In dieser Zeit war der Spielplan brutal, wir hatten elf Spiele in 30 Tagen. Wir konnten kaum trainieren und waren froh, dass wir halbwegs ein Team auf das Eis bringen konnten. Aber wir haben nie geklagt, sondern irgendwie versucht, das Beste aus der Situation zu machen.“

Moritz Müller schaffte mit den Kölner Haien den Sprung ins Viertelfinale der Playoffs. Foto: Bopp

Dann schwebte auch noch das Abstiegsgespenst über dem KEC!

Müller: „Das stimmt, nach den vielen Niederlagen hat das Selbstbewusstsein arg gelitten. Aber wir haben am Ende zum Glück noch die Kurve bekommen und uns für die Playoffs qualifiziert. Das ging nur, weil wir ein wirklich gutes Mannschaftsgefüge hatten und die Chemie stimmte. Nach den Siegen gegen Ingolstadt haben wir es erst die Playoff-Qualifikation und dann ins Viertelfinale geschafft. Jedoch konnten wir dort Berlin nicht das Wasser reichen und haben unsere Grenzen aufgezeigt bekommen.“

Was muss im Sommer passieren, damit die Kölner Haie wieder eine Top-6-Mannschaft werden?

Müller: „Wir müssen die Mannschaft verstärken. Das geht aber nur, wenn man weiß, wie viele Fans in die Arena kommen dürfen und Planungssicherheit besteht. Es ist ganz einfach: Wenn man oben mitspielen will, muss man in den Kader investieren. Nur mit Teamspirit und Geschlossenheit kann man nicht alles stemmen. Und Köln ist ein spezielles Umfeld, da sind die Ansprüche an die Kölner Haie immer sehr hoch. Dafür braucht man sportlich eine starke Truppe.“

Nach der Saison ist vor der Weltmeisterschaft. Trotz der Geburt Ihrer dritten Tochter sind Sie in Finnland dabei!

Müller schmunzelnd: „Das Gespräch mit meiner Frau war nicht so schön. Die Familie mit drei Kindern, einem Hund und dem Hund allein zu stemmen, ist nicht einfach. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Denn ich weiß nicht, wie viele Weltmeisterschaften ich als Spieler noch bestreiten darf. Ich habe mit Bundestrainer Toni Söderholm aufgrund der Geburt vereinbart, dass ich mich kurzfristig entscheide. Jetzt habe ich ihm zugesagt.

Bis zur Abfahrt am Donnerstag haben Sie noch die Gelegenheit, die Zeit mit den Kindern zu genießen. Schläft die Kleine denn durch?

Müller: „Ein neu geborenes Kind ist immer etwas Besonderes. Es ist eine große Herausforderung, aber wir haben da eine gewisse Routine entwickelt und sind ein gespieltes Team. Die Kleine muss alle zwei Stunden gestillt werden, aber das ist zum Glück nicht meine Aufgabe. Ich versuche meine Frau den Rücken freizuhalten, indem ich mich um die anderen beiden Kinder kümmere, sie zum Kindergarten bringe und sie abhole. Mit ihnen viel Zeit verbringe. Diese Augenblicke koste ich aus, denn während der Saison habe ich viel zu wenig Zeit für die Familie.“