Köln | Acht riesige Transportkisten stehen in der Restaurierungswerkstatt des Kölner Museum Ludwig. Mit Schablonenschrift stehen Kürzel wie „Downtown Big City“, „Cocktail Party“, „The Road South West“ oder „Big Street Small Town“ auf den Kisten. Das es sich um Kunst zeigt der Aufdruck eines Kunstspediteurs. Die 1958 in Brüssel anlässlich der Weltausstellung gezeigte Arbeit von Saul Steinberg „The Americans“ – ein rund 70 Meter langes Tafelgemälde – wird erstmals wieder im Kölner Museum Ludwig komplett und im Kontext der Arbeiten des Künstlers zu sehen sein.

Fotoreportage: Hier wird die Ausstellung „The Americans“ von Saul Steinberg vorbereitet >

1958 wurde die Arbeit ein einziges Mal zur Weltausstellung in Brüssel gezeigt. Saul Steinberg, 1914 geboren in Rumänien, emigrierte in die USA und etablierte sich dort vor allem als Zeichner und Karikaturist, unter anderem für das bekannte Magazin „The New Yorker“. In acht großen Tafeln erzählte der Zeichner die amerikanische Story, wie er sie sah, für den amerikanischen Pavillon. Heute sind daraus 84 Tafeln geworden, denn nach der Weltaustellung wurde die Arbeit zersägt und nach langem hin und her in die Sammlung des Musées Royaux des Beaux-Arts in Brüssel aufgenommen, von wo das Museum Ludwig die Arbeit ausgeliehen hat.

Derzeit wird das amerikanische Panoptikum der 50er Jahre in den Restaurierungswerkstätten erfasst und für die Ausstellung aufgearbeitet. Unter anderem baut man eine Unterkonstruktion um einen Eindruck des ehemaligen Aufbaus zu vermitteln. Nachdem die Tableaus vom Staub gereinigt wurden, werden alle Mängelstellen akribisch erfasst und die Restauratoren kümmern sich um die aufgeklebten Papierbahnen. Bei der Arbeit kam neben Malerei, die direkt auf die Tafeln aufgebracht wurden, auch die Collagetechnik mit aufgeklebten Papieren zum Einsatz. Und natürlich haben gerade diese Bestandteile mit der Zeit besonders, aber auch durch das Zerschneiden der ehedem acht Tafeln gelitten. Neben den Papierrestaurierungen wird auch die Unterkonstruktion, die teilweise sogar fehlte erneuert und wieder Ausstellungsfit gemacht.

Man werde keine genaue historische Rekonstruktion der Arbeit, wie sie im amerikanischen Pavillon 1958 zu sehen war zeigen, erläuterte Pressesprecherin Anne Niemann. Aber das Museum wird eben die Tafeln auch nicht einfach nur an die Wand hängen, sondern den Versuch unternehmen, zumindest die Anmutung wieder dazustellen. Einen ersten Eindruck vermitteln die zur Probe aufgestellten Tafeln in der großen Sonderausstellungshalle des Museums. Auch wie üppig die Dimension sein wird. Neben den Tafeln zeigt man Arbeiten von Saul Steinbergs, die motivische Parallelen zum Brüsseler Projekt aufweisen sollen.

Saul Steinberg, der 1999 starb, zeichnete mit „The Americans“ ein Panorama des amerikanischen Alltages in den 50er Jahren. Von der Großstadt bis ins ländliche Amerika. Fotorealistische Strichzeichnungen bilden die Basis auf der Steinberg seine teils abstrakten Figurinen platziert. Jedes Material ist dem Künstler für seine Kollagen recht, Zeichnung, Fotografie, Tapetenmuster, Packpapier, Comicfetzen oder Schrift. Der erste Beipackzettel des Museums zur geplanten Ausstellung verspricht: „Steinbergs künstlerischer Blick auf Amerika und dessen charakteristische Eigenheiten ist von liebe- und humorvoller Art, verschweigt jedoch nicht so manche Schattenseite des „American Way of Life“. Er schaut mit wachen Augen eines Immigranten auf die Vereinigten Staaten und registriert in unverwechselbarem Stil Phänomene wie Automobilisierung und städtebauliche Veränderung, aber auch Anonymität, Maskenhaftigkeit und Entfremdung, Faszination und Skepsis gehen dabei stets Hand in Hand“.

Saul Steinberg: „The Americans“
Museum Ludwig
23. März bis 23. Juni 2013

Autor: Andi Goral
Foto: In der Restaurierungswerkstatt des Museum Ludwig werden gerade die Kisten für die Ausstellung „The Americans“ ausgepackt und die Tafeln mit Rahmen versehen. Zu sehen ist wie kreativ die Restauratoren vorgehen um die Rahmen auf die Tafeln zu kleben.