Köln | London in den 1960er Jahren: Homosexualität ist ein Strafbestand. Trotzdem illustriert David Hockney, selber schwul, 14 Gedichte des Griechen Constantin P. Cavafys. Sie feiern die gleichgeschlechtliche Liebe – und das Mappenwerk wird ein Erfolg. Jetzt ist es zusammen mit Arbeiten von Richard Hamilton in der Sonderausstellung „Hockney/Hamilton. Expanded Graphics“ des Museum Ludwig zu sehen.

David Hockney: „Two Boys“ – aus „Illustrations for Fourteen Poems by C.P. Cafavy“ (1966). © David Hockney

Aus heutiger Sicht sind David Hockneys feinfühlige Zeichnungen zu den schwärmerischen Gedichten aus dem 19. Jahrhundert eher harmlos: zwei nackte Männer zusammen im Bett, die sich gegeneinander lehnen, ein Akt. Damals aber überschritten sie moralische und künstlerische Grenzen. Gleiches gilt für die Arbeiten von Hockneys Künstlerfreund Richard Hamilton, gerne „Vater der Pop Art“ genannt. Der hielt mit bösem, ironischen Blick die dunklen Seiten von „Swinging London“ fest – zum Beispiel Mick Jagger im Auto nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis. Beide engagierten sich auch – erfolgreich – für freien Eintritt in die Museen.

Statt schriftlicher Erklärungen sind zwei Filme von James Scott zu sehen

Es lag also nahe, beide unter dem Titel „Expanded Graphics (Erweiterte Kunst)“ gemeinsam auszustellen. Dazu passt auch die Einbeziehung zweier Filme von James Scott aus den 1960er Jahren: Sie zeigen Hockney und Hamilton bei der Arbeit und sind in enger Kooperation mit diesen entstanden. Knapp 30 Minuten lang, sind sie quasi non-stop zu sehen und ersetzen bewusst alle schriftlichen Erklärungen.

Bei der großen Hockney-Ausstellung vor sechs Jahren waren diese Zeichnungen kein Thema. Bei den Vorbereitungen zu dieser Sonderausstellung stellte Kuratorin Julia Friedrich fest, dass das Museum lediglich 14 grafische Arbeiten der beiden Künstler besitzt. Mit der Mappe – ein Geschenk der Sammler Herbert Meyer-Ellinger und Christoph Vowinckel – und weiteren (zugesagten) Schenkungen sowie vier Neuerwerbungen konnte diese Zahl verdoppelt werden. Hinzu kommen bei dieser Ausstellung noch sechs Leihgaben.

[infobox]Hockney/Hamilton: Expanded Graphics“ – bis 14. April 2019. Museum Ludwig, Heinrich-Böll-Platz, Di-So 10-18 Uhr, jeden 1. Donnerstag im Monat 10-22 Uhr. Am 5. Februar werden in Anwesenheit von James Scott seine Filme „Love’s Presentation“ und „Richard Hamilton“ gezeigt, am 6. Februar sein „Nightcleaners“ über den Kampf von Reinigungskräften um mehr Lohn. Jeweils 19 Uhr, Kino des Museums.

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Autor: ehu
Foto: Richard Hamilton: „Swinging London 67 II“ (Öl und Siebdruck auf Leinwand, 1968). © R. Hamilton/ VG Bild-Kunst