Das US-Folklegend Judy Collins kommt am 8. November nach Köln. Foto: Shervin Lainez

Köln | Die amerikanische Folksängerin Judy Collins kommt am 8. November zum Konzert ins Theater am Tanzbrunnen.

Judy Collins ist die legendäre Grande Dame des American Folk. Die Singer-Songwriterin ist eine beeindruckende Persönlichkeit: Ihre Karriere spannt sich über sieben Jahrzehnte. Sie sang mit Joan Baez und brachte die erste Aufnahme von Leonard Cohens legendärem Chanson „Suzanne“ heraus.

Bob Dylan schrieb in ihrem Wohnzimmer in Greenwich Village „Mr. Tambourine Man“ und Stephen Stills von Crosby, Stills & Nash hat ihr mit „Suite Judy Blue Eyes“ ein Denkmal gesetzt. Ihr Song „Chelsea Morning“ inspirierte Bill und Hillary Clinton bei der Benennung ihrer Tochter.

Konzerte in Europa gibt es selten

Diese und viele andere Geschichten erzählt die Musikerin auch gerne bei ihren Konzerten, die in Kontinentaleuropa selten und daher so besonders, wie sie selbst sind. In diesem Jahr gibt es wieder eine Möglichkeit, die legendäre Singer-Songwriterin auf ihrer „Spellbound“-Tour live zu erleben. Am 8. November ist sie im Kölner Theater am Tanzbrunnen zu Gast. Wir haben vorab mit Judy Collins gesprochen.

Wie wichtig ist es für Sie, nach der langen Corona-Pause wieder auf Tour gehen zu können?

Judy Collins: Ich bin schon seit dem vergangenen Jahr wieder auf Tour und es ist toll, wieder zurück auf der Straße zu sein. Darauf habe ich lange warten müssen. Jetzt freue ich mich sehr, im November wieder zurück nach Deutschland zu kommen und dort Konzerte geben zu können.

Wie hat Corona die internationale Musikszene verändert?

Collins: Corona war etwas, das die gesamte Welt beherrscht hat. Es war für jeden Künstler wichtig, trotz der Pandemie weiterzumachen. Unser Publikum liebt Musik und freut sich, diese live erleben zu können. Das war vor Corona so und auch jetzt kommen die Menschen wieder zurück zu unseren Konzerten. Musik hilft ihnen ein Stück weit, ihr eigenes Leben zu meistern. Insofern hat sich in der Musikszene nur wenig verändert.

Konnten Sie die Zwangspause als Künstlerin nutzen?

Collins: Ich habe die Pause durchaus genutzt. Ich war das erste Mal in meinem Leben für zehn Monate zu Hause eingesperrt und hatte unfreiwillig einen sehr langen Urlaub. Die Zeit habe ich genutzt, um neue Songs zu schreiben und, so gut es ging, um mit Freunden Kontakt zu halten. Es ist auch mal wichtig, im Leben etwas innezuhalten. Schlimm war nur, dass so viele Menschen an der Pandemie gestorben sind.

„Ich finde es immer noch aufregend, an einem neuen Album zu arbeiten“

Sie blicken auf sieben Jahrzehnte Musikkarriere zurück. Was motiviert sie, immer wieder neue Songs zu schreiben und neue Alben zu veröffentlichen?

Collins: Es ist wichtig, sich immer wieder selbst zu reflektieren und sich als Künstler neu zu entdecken. Das ist einfach ein Teil von mir geworden und ich finde es immer noch aufregend, an einem neuen Album zu arbeiten. Das motiviert mich, weiterzumachen und weiter zu schreiben.

Wie sind die Songs für „Spellbound“ entstanden?

Collins: Ich schreibe eigene Songs seit Mitte der 60er Jahre. Damals hat mich Leonard Cohen gefragt, warum ich nicht meine eigenen Songs schreibe. Inzwischen sind so all die neuen Songs entstanden, die ich geschrieben, aufgenommen, produziert und auf der Bühne performt habe. Bei diesem Album waren Gedichte die Basis, die ich seit 2016 fast täglich geschrieben habe und mit denen ich später ans Klavier gegangen bin. Das war ein guter Arbeitsprozess, der mich als Musikerin fokussiert gehalten hat.

Sie engagieren sich in viele gesellschaftlichen Bereichen. Wie erleben Sie die aktuelle Situation?

Collins: Ich habe immer versucht, meinen Teil für die Gesellschaft zu leisten. Die Leute brauchen Kultur, Unterhaltung und eine Auszeit von ihrem Alltag. Und sie brauchen vor allem die Liebe, die man ihnen als Musiker entgegenbringt. Das alles ist Teil meiner Arbeit, mehr kann ich nicht tun. Aber ich hoffe, mit meiner Musik den Geist und die Gedanken meines Publikums anregen zu können. Musik hilft auch in schwierigen Zeiten, wie die wir jetzt bestehen müssen. Sie stärkt Menschen und motiviert mich, Musik für sie zu machen.

„Ich freue mich über einen Besuch im Kölner Dom“

Wie gut kennen Sie Köln?

Collins: Ich war öfters in dieser Stadt und liebe vor allem den Dom, der mich sehr interessiert. Der Innenraum ist sehr imposant, das genieße ich bei einem Besuch dort. Ich mag auch die gesamte Stadt und freue mich jetzt sehr, dorthin zurückzukehren.

Was erwartet das Publikum beim Konzert im November im Theater am Tanzbrunnen?

Collins: Beim Konzert werden die Menschen im Publikum Lieder hören, die ihnen wie „Amazing Grace“ oder „Send in the Clowns“ sehr vertraut sind. Es wird aber auch viele Lieder vom neuen Album geben, die noch für viele eher unbekannt sind.

www.semmel.de