"Die Entscheidung ist unserem Trainerteam sehr schwer gefallen. Es war eine Millimeter-Entscheidung, denn jeder der drei Spieler hätte es verdient gehabt, dem Europameisterschafts-Kader anzugehören. Dies ist keine Entscheidung gegen ihre Qualität, sie haben in dem Trainingslager auf Mallorca einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Patrick Helmes, Jermaine Jones und Marko Marin haben gute Perspektiven, nach der EM wieder im Kreis der Nationalmannschaft dabei zu sein und eine gute Rolle zu spielen."

Gelassenheit bei den Aussortierten

Als ihre EM-Träume geplatzt waren, unterdrückten die aussortierten Jermaine Jones, Marko Marin und Patrick Helmes ihre Emotionen und stellten demonstrativ Gelassenheit zur Schau. "Natürlich habe ich davon geträumt, auch für die Europameisterschaft nominiert zu werden. Es ist schade, dass ich nicht dabei bin", sagte der 19-jährige Marin nach seiner überraschenden Ausbootung am Mittwoch: "Aber ich habe immerhin mein erstes Länderspiel bestritten und bin noch jung. Ich freue mich riesig darauf, wenn ich demnächst wieder eingeladen werde. Den Jungs drücke ich jetzt erst mal die Daumen bei der EM."

Dabei musste sich vor allem Marin, der wie Jones und Helmes bereits am Dienstagabend gegen 23.00 Uhr in einem Einzelgespräch von seiner Nichtnominierung erfahren hatte, nach dem Trainingslager auf Mallorca und dem Spiel gegen Weißrussland (2:2) vor den Kopf gestoßen fühlen. Der 19-Jährige war in der vergangenen Woche von Bundestrainer Joachim Löw über den grünen Klee gelobt worden, zeigte zudem bei seinem ersten Länderspiel-Einsatz für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen Weißrussland genau die Ansätze, die Löw von ihm gefordert hatte.

Doch das nutzte dem gebürtigen Frankfurter, der sich am Mittwochabend im Frankfurter Stadtteil Unterliederbach von seinen Eltern Ranko und Borka trösten ließ, am Ende der EM-Casting-Show nichts. Löw entschied sich für den nicht wirklich fit wirkenden Spanien-Legionär David Odonkor, der allerdings mit seiner Vorlage zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen Weißrussland bei Löw Erinnerungen an die WM 2006 weckte und wohl auch deshalb genau so wie Oliver Neuville elf Tage vor dem EM-Auftakt gegen Polen am 8. Juni in Klagenfurt für den 23-köpfigen Kader nominiert wurde.

Helmes fährt "zur Familie"

Dass der Schalker Jones und der Kölner Helmes bei der Ziehung "23 aus 26" auf der Strecke blieben, überraschte weit weniger. Jones hatte gegen die Weißrussen mit einem kapitalen Schnitzer zwei Minuten vor dem Ende den Ausgleich eingeleitet. Helmes hatte einmal mehr nach seiner Einwechslung in der DFB-Auswahl zahlreiche Chancen versiebt. "Für mich bricht keine Welt zusammen. Ich fahre jetzt zu meiner Familie", wusste der Angreifer seine Nichtnominierung realistisch einzuschätzen.

Beim Schalker Mittelfeldspieler Jones, der bislang zwei Länderspiele absolviert hat, war dagegen unterschwellig großer Frust zu spüren. "Die Europameisterschafts-Teilnahme war mein großes Ziel. Ich habe im Training alles gegeben und habe mir nichts vorzuwerfen. Jetzt werde ich erst mal abschalten, alles sacken lassen und mit der Familie in Urlaub fahren", sagte Jones, der aber nicht vergaß, der Nationalmannschaft für die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz (7. bis 29. Juni) "viel Erfolg" zu wünschen: "Es wäre super, wenn sie den EM-Titel gewinnt."

[ys; Quelle: SID]