Die Abbildung zeigt das Cover des Debütalbums Mirrors von Jeanine De Bique, das am 22. Oktober 2021 auf Berlin Classics veröffentlicht wurde.

Von Christoph Mohr

Köln | Eine neue CD mit Barockmusik hat das Kölner Orchester Concerto Köln auf den Markt gebracht. Es singt die auf Trinidad geborene Sopranistin Jeanine De Bique, es dirigiert der italienische Alte Musik-Spezialist Luca Quintavalle.

„Mirrors“ steht ganz „im Zeichen starker Weiblichkeit“ wirbt das Label Berlin Classics. Das Konzeptalbum versammelt Arien von Heldinnen der Barockmusik, wobei eine Händel-Arie immer durch eine unbekannte Arie über dieselbe Figur komplementiert wird (was den Albumnamen „Mirrors“. Es geht um Cleopatra, Alcina, Rodelinda etc. Kölns Stadtgründerin Agrippina kommt in einer Arie aus der gleichnamigen Händel-Oper und in der Version einer Arie aus „Germanicus“, einer Oper von Georg Philipp Telemann vor.

Concerto Köln, 1985 von Studenten der Kölner Musikhochschule gegründet, ist ein selbstverwaltetes Orchester mit Räumlichkeiten in Köln-Ehrenfeld. Spezialisiert sind die 18 Musiker auf die historische Aufführungspraxis der Musik des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Neben Aufführungen und Einspielungen bekannter Repertoire-Stücke in neuer alter Spielweise ist Concerto Köln durch Wiederentdeckungen vergessener oder wenig gespielter Kompositionen bekannt geworden. Mittlerweile gibt es mehr als 75 Aufnahmen, zahllose Preise und Anerkennung. Große Aufmerksamkeit in der Musikwelt erregte auch das auf mehrere Jahre angelegte laufende Projekt „Wagner-Lesarten“ mit dem US-amerikanischen Stardirigenten Kent Nagano.

„Mirrors“ ist zugleich das Debutalbum der Sopranistin Jeanine De Bique. 1981 auf der Karibikinsel Trinidad geboren, studierte De Bique Musik in New York. Es folgten feste Engagements in Europa am Theater Basel und der Wiener Staatsoper; als ihr internationaler Durchbruch darf Peter Sellars Inszenierung von Mozarts „La Clemenza di Tito“ bei den Salzburger Festspielen 2017 gelten. In der laufenden Saison singt sie an der Oper Paris die Titelrolle in der Händel-Oper „Alcina“.

Concerto Köln, Luca Quintavalle und Jeanine De Bique werden mit dem Mirrors-Programm auch auf Tournee gehen; demnächst stehen Konzerte in Antwerpen, Den Haag und Eindhoven an.

In Köln ist das Concerto Köln wieder am 28. April 2022 live zu erleben. In der Philharmonie Köln kommt das Programm „Von Dresden nach Amsterdam“ zur Aufführung mit Stücken von Vivaldi, Händel und dem wiederentdeckten Johann Adolf Hasse (1699-1783), einem seinerzeit sehr bekannten deutschen Komponisten des Spätbarock.

Jeanine De Bique selbst ist in Köln am 11. März 2022 zu sehen und hören. Unter dem Titel „Krieg & Frieden“ dirigiert Manfred Honeck das WDR Sinfonieorchester mit der Sinfonie Nr 5 von Dmitrij Schostakowitsch und Haydns so genannter Paukenmesse (Missa in Tempore Belli Hob. XXII:9).

Auch Dirigent Luca Quintavalle ist in Köln kein Unbekannter. 1983 im oberitalienischen Como geboren, studierte Luca Quintavalle Cembalo am Musikkonservatorium seiner Heimatstadt, bevor er (mit einem DAAD-Stipendium) nach Deutschland ging. Seit Jahren lebt er nun im Rheinland, darunter auch einige Jahre in Köln. Hier hat er an der Hochschule für Musik und Tanz unterrichtet und mit dem Gürzenich Orchester, dem WDR Sinfonieorchester und an der Oper Köln gearbeitet; als Highlight zitiert Quintavalle seine Zusammenarbeit mit dem italienischen Dirigenten Alessandro de Marchi bei der Inszenierung der Händel-Oper „Rinaldo“ an der Oper Köln im Jahr 2011.

Auf der Concerto Köln-CD „Mirrors“ hört man Quintavalle nun erstmals auch als Dirigenten in Aktion. Da soll nicht unerwähnt bleiben, dass der italienische Musiker kürzlich auch noch eine andere CD erarbeitet hat: „Italian Contemporary Music for Harpsichord“.

Wer das Cembalo nur als etwas langweilig-eintönig klingenden Vorgänger des Klaviers kennt, das nur bei Aufführungen Alter Musik zum Einsatz kommt, kann hier erstaunlich Anderes hören. Luca Quintavalle hat für die Doppel-CD zwei Dutzend zeitgenössische italienische Komponisten zusammen gebracht, die für das alte Instrument bestehende Kompositionen umgeschrieben oder ganz neue verfasst haben. Das Ergebnis ist, man kann es nur so sagen, spektakulär.

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„Mirrors“

Berlin Classics

18 Euro (plus Versandkosten)

im Shop von Concerto Köln

„Italian Contemporary Music for Harpsichord“

2 CDs

Brilliant Classics

12,99 Euro