Die Zahl der Sitzplätze wird weiter reduziert, am Platz ist die Maske nun Pflicht

Köln | Dieser Monat ist bislang kein guter für die Volksbühne am Rudolfplatz. Am 2. Oktober erführen die Verantwortlichen knapp eine halbe Stunde vor dem Beginn eines Konzerts, dass die Maskenpflicht am Platz eingeführt wird. Der Künstler vermittelte das seinem Publikum auf seine eigene Art und bekam dafür sogar tosenden Applaus. Nach der Tagung des Krisenstabs schien zunächst alles so, als ob es keine Veränderung für die Kölner Kulturstätten geben würde.

Doch am Tag später sorgte der Blick aufs Kleingedruckte im Amtsblatt für Entsetzen bei Axel Molinski und seinem Team. „Der Mindestabstand wurde wieder eingeführt und wir mussten bei der Veranstaltung am gleichen Abend Gästen den Einlass verwehren, die aus ganz Deutschland angereist waren. Wir haben daraufhin beim Kultur- und beim Gesundheitsamt um Auskunft gebeten. Eine Antwort gibt es bis heute nicht.“ Und es kommt noch schlimmer: der Erlass der Landesregierung besagt unter anderem das nur noch Karten für 20 Prozent der Regelauslastung verkauft werden dürfen. Das bedeutet eine weitere Reduzierung der Plätze im Theater, was zum Beispiel das neue Musical „Himmel & Kölle“ besonders hart getroffen hat – hier plante man mit bis zu 400 verkauften Plätzen am Abend, davon wird wohl nicht einmal die Hälfte übrigbleiben.

„Wir fühlen uns in die Schmuddelecke gedrängt und das, obwohl keine Probleme in Sachen Corona bei Kulturveranstaltungen bekannt sind – wir sind keine Superspreader. Wir sind der Corona-Patient, der so wertlos ist, dass man seine Beatmungsmaschine nur noch auf 20 Prozent ihrer Leistungskraft eingestellt hat. Die Verordnungen sind so überzogen, dass sie bei uns lebenswichtige Strukturen ruinieren. Dazu kommt die Salamitaktik bei der Informationspolitik. Aber trotzdem gehen wir jetzt die Dinge so an, wie sie unter diesen Bedingungen möglich sind“, sagt Molinski.

Gestern hat er das Programm für die Monate November und Dezember präsentiert. Los geht es direkt mit der Premieren des neuen Musicals „Himmel und Kölle“, die trotz aller Widrigkeiten wie geplant am 29. Oktober in der Volksbühne stattfinden soll. Geplant ist dort eine Laufzeit bis zum 7. Februar. Zu sehen gibt es den Kulturschock eines jungen Pfarrers aus Schwaben in der sündigen Metropole am Rhein.

In der Volksbühne wird Entertainer Linus am 2. November seine neue Show den Fans präsentieren. Der direkte Kontakt auf der Bühne ist dann zwar nicht möglich, auf Interaktion wird aber trotzdem nicht verzichtet. „Das Publikum darf vorab auf einem Loszettel ankreuzen, welcher der 30 angebotenen Songs vom mir präsentiert wird. Ich habe dann 20 Sekunden Zeit, um mich dafür umzuziehen. Für den jeweils gezogenen Song gibt es dann mit der langen Greifzange ein Geschenk für den Wähler. Die gesamte Show wird eine Mischung aus viel Musik, Parodie und Tanz“, verspricht Linus.

Am 9. November kommt ein ernstes Thema auf die Bühne. Gespielt wird vom Ensemble der Rimon Productions das Theaterstück „Zwischenfall in Vichy“ von Arthur Miller. Dabei geht es im Jahr 1942 um Juden auf der Flucht, die nach einer Razzia zum Haftlokal einer Polizeiwache in Vichy gebracht werden und dort über ihr mögliches Schicksal diskutieren. Nach der Aufführung wird es ein Publikumsgespräch unter anderem mit der Historikerin Cora Herrmann geben.

Ein außergewöhnliches Konzert mit Ebasa und dem Orchester der Liebe ist für den 25. November geplant. Dort steht Schlagerjazz genauso auf dem Programm wie die etwas andere Fußballmusik. Zu hören gibt es zum Beispiel „Ein bisschen Frieden“ im 7/8 Takt, „Du bist die Stadt“ auf Alphorn und „Tausendmal berührt“ auf Englisch mit dem Stargast Peggy Sugarhill. Zu Gast sind außerdem „Lou’s the cool Cats“.

Erstmals wird mit „The Messiah“ von Patrick Barlow vom English Theatre Düsseldorf am 30. November ein englischsprachiges Theaterstück auf die Bühne gebracht. Das Ganze ist eine Weihnachtskomödie, mit dem etwas anderen Blick auf die altbekannte Weihnachtsgeschichte. „It’s my Musical“ ist Event, bei dem es jeden Abend eine Uraufführung gibt. Denn hier bestimmt das Publikum, welche Genres, Charaktere und Themen bedient werden. Die Ergebnisse: das Friedhofsmusical „Der Spaten von Melaten“, das Baustellenmusical „Der Mörtel der Liebe“ und der „Gully des Schreckens“ – ein Musical aus der Kanalisation. Der erste Termin ist der 1. Dezember, danach gibt es zwei weitere Gastspiele der Premieren Fabrik im Dezember und fünf Vorstellungen im Februar.

„Fortuna Ehrenfeld“ ist am 16. Dezember ein Solo am Flügel mit Martin Bechler. Zum Finale des Corona-Jahres gibt es den zweiten Brückenschlag über die Aachener Straße. Das Theater im Bauturm kommt mit seinem Traditionsstück „Weihnachtsfeier. Ein Betriebsunfall“ zur Volksbühne. Dabei entfaltet das Betriebsfest der Sedoga Zement seine ganz eigene Dynamik, die so manches aus dem Ruder laufen lässt. Termine gibt es am 15., 21. und am 22. Dezember.

Karten: Theaterkasse: Tel. 0221/221251747 oder über Köln-Ticket Tel. 0221/2801.

Autor: Von Stephan Eppinger