Start im Staatenhaus mit der „Zauberflöte“

Köln | Mit kleinen Veranstaltungen, zu denen bis zu 100 Zuschauer zugelassen waren, hat man in der Oper im Staatenhaus in Deutz vor der Sommerpause einen ersten Testlauf zum Spielbetrieb unter den Bedingungen der Corona-Krise absolviert. „Die Erfahrungen, die wir gemacht haben, waren gut. Die Leute haben sich bei uns wohl und sicher gefühlt“, sagt Intendantin Birgit Meyer, die auch bei den Festspielen in Salzburg war, um sich das dortige Konzept anzuschauen. „Da hat man bei den Beteiligten vor und hinter der Bühne eine sehr große Zahl von Tests durchgeführt, Kontakttagebücher waren vorgeschrieben und private Treffen sollten vermieden werden. So waren keine Abstände notwendig. Bei uns gibt es aber ein anderes Vorgehen, als dies in Österreich der Fall ist. Wir setzen auf Masken und Abstand.“

Jetzt wird die Kölner Oper am 3. Oktober mit dem Premiere „Zauberflöte“ im Staatenhaus starten, die von Michael Hampe neu inszeniert wurde. „Wir haben uns dafür intensiv mit den für uns geltenden Regelwerken befasst und hatten beim Gesundheitsamt gute Ansprechpartner“, sagt der Technische Leiter der Oper, Volker Rhein. Dabei gibt es nicht nur auf der Bühne Abstand, sondern auch im Publikum, wo man statt der möglichen 850 mit 300 Zuschauern in die neue Spielzeit gehen wird. „Wir haben unseren Vorteil im Interim Staatenhaus ausgespielt. Hier konnten wir problemlos jede zweite Zuschauerreihe ausbauen und breite Gänge schaffen. Außerdem wird zwischen Zuschauergruppen immer ein Platz freigelassen. Damit liegen wir deutlich über den Minimalanforderungen. Für uns ist es ganz zentral, dass sich das Publikum wohl und sicher fühlen kann“, erläutert Rhein.

„Es ist wichtig, dass die Menschen, die zu uns kommen, sich keine Sorgen machen und nicht über ein mögliches Risiko nachdenken müssen. Wir haben gute Möglichkeiten zum Lüften und verfügen über breite Zugangswege zu den Plätzen im Saal. Der Zuschauer kann auch frei entscheiden, ob er seine Garderobe abgeben oder mitnehmen möchte. Die Pausenbewirtung wollen wir, wenn möglich, draußen vor dem Staatenhaus anbieten. Hier kann man auch wieder Tische mit den gewünschten Getränken vorab reservieren“, erklärt Meyer.

Ein weiterer Vorteil im Staatenhaus ist auch, dass das Orchester nicht in einem fest angelegten Graben sitzt, sondern ebenfalls vor der Bühne reichlich Platz hat und so auch Abstände einhalten kann. Bei den Bläsern wird es Schirme zwischen den Musikern geben, die für Schutz sorgen sollen. „Die perfekte musikalische und technische Aufstellung wird gerade noch erarbeitet. Da haben wir im Staatenhaus mit immer wieder neuen Situationen und Auflagen reichlich Erfahrung sammeln können und reagieren entsprechend immer wieder aufs Neue sehr flexibel.“

Was die Proben angeht, die seit gut drei Wochen laufen, ist die Intendantin sehr zuversichtlich für die Premiere Anfang Oktober: „Alles ist in einem sehr guten Fluss. Regisseur Michael Hampe ist guter Dinge und hat bei der Darstellerführung auf der Bühne Mittel und Wege gefunden, die sowohl seinen Vorstellungen als auch den Corona-Regeln entsprechen“, sagt Meyer. Man habe Bilder geschaffen, die auf das Publikum nah wirken, die aber trotzdem Distanz ermöglichen. „Die erste Woche wurde noch mit dem Zollstock wegen der Abstände geprobt. Das hat sich aber inzwischen sehr gut eingespielt. Die Darsteller schaffen es so elegant wie spielerisch, die erforderlichen Abstände einzuhalten. Es gibt da auch verschiedene Kunstgriffe, wie ein zweiter Priester mit einer Erzählfunktion, der dann zum Zuge kommt, wenn in einer Szene nicht genügend Nähe zugelassen werden kann. Das war für den Regisseur alles nicht sehr leicht, aber er hat die Herausforderung der aktuellen Situation sehr positiv mit viel Flexibilität und Kreativität angenommen.“

Gespielt wird in großer Besetzung, das gilt für die Darsteller genauso wie für das Orchester. Dazu gehört neben den 17 Solisten auch ein 30-köpfiger Chor, der auf der Bühne allerdings stumm agieren wird. Der Gesang wurde aufgenommen und wird eingespielt. „Wir haben zum Glück sehr viel Platz im Saal und können auch durch eine gute Belüftung den kompletten Luftaustausch vor Ort gewährleisten. So war die größere Besetzung erst möglich.“

In der neuen Spielzeit will man sich bis Weihnachten vor allem auf die Premieren konzentrieren, die entsprechend Corona-konform inszeniert werden können. Verzichten muss man auf die Wiederaufnahme von „Rusalka“. Bei „La Traviata“ wurde die Zahl der Vorstellungen reduziert. Außerdem setzt man hier auf eine halbszenische bzw. halbkonzertante Version. Die vier frei gewordenen Termin werden mit den „Comedian Harmonists“ gefüllt. Froh ist man an der Oper, dass man Premiere von „Die tote Stadt“ am 4. Dezember genau 100 Jahre nach der Uraufführung einhalten konnte. Zu den Highlights der Kinderoper zählt die deutsche Erstaufführung von „Pünktchen und Anton“ am 28. November.

Autor: Von Stephan Eppinger