Wer den Karneval liebt, der sieht in diesem Buch, warum er sich jedes Jahr von neuem in ein viel zu enges oder zu weites Kostüm quetscht und mit anderen Jecken in zu engen oder zu weiten Kostümen durch Kölns Sitzungssäle und Straßen zieht. Wer den Karneval nicht kennt, der kann mit diesen Bildern und Geschichten vielleicht verstehen lernen, warum sich Menschen jedes Jahr von neuem in zu enge oder zu weite Kostüme quetschen, in eigentlich ungemütlichen Sitzungssälen Tränen lachen, in zu volle und zu heiße Kneipen ziehen, mit Fremden trinken, schunkeln und bützen und trotz Regen oder Schneesturm Rosenmontag auf der Straße stehen, um Kamelle und Strüßje zu fangen.

Denn die Fotos zeigen den Karneval, wie er ist – in all seiner Tradition, Emotion und Absurdität. Dabei fängt Worring als gebürtiger Pfälzer den Karneval schonungslos mit seiner Kamera ein: die schmucken und ein ganz klein bisschen nach Mottenkugeln riechenden Uniformen, die vom Bützen verrutschten Clownsmünder, die älteren Herren und jüngeren Frauen und manchmal auch die viele nackte Haut – auch da, wo man sie nicht sehen möchte. Doch trotz des oftmals gnadenlosen Blickes sieht man in allen abgelichteten Gesichtern, egal ob jung oder alt, ob traditionell oder alternativ, das Fieber leuchten, das nur der Karneval heraufbeschwören kann.

Kölner Karneval auf den Punkt gebracht
Auf 208 Seiten erzählt Stefan Worring mit seinen Bildern auch seinen privaten Karneval. Denn er erlebt als Fotograf des "Kölner Stadtanzeigers" die jecke Zeit in wirklich all seinen Facetten. Von Neujahr bis Aschermittwoch blickt der Wahlkölner hinter jedes Kostüm und in jeden Winkel der Stadt. Ergänzt werden seine Fotos durch Geschichten der Journalistin und Moderatorin Christine Westermann. Die sich extra für das Buch in die vergangene Session stürzte und keine Sitzung, keinen Zug und keine Kneipe ausließ. Sie erzählt von ihren Begegnungen mit Hans Süper und Tino Selbach, fängt den Sinn von Kamellen und die Stimmung vom Morgen danach in ihren Worten ein. In ihren Geschichten hält sie das Seltsame und das Liebevolle des Karnevals fest.

Zusammen bringen Bild und Text das Phänomen der jecken Zeit auf den Punkt. Da braucht es keinen pompösen Titel – ein schlichtes Wort reicht aus: „Karneval“. Stolz bekannte heute Verleger Helge Malchow von Kiepenheuer & Witsch: “Das ist das schönste Buch, das ich in den letzten Jahren in den Händen gehalten habe.“ Und auch Markus Ritterbach, Präsident des Festkomitee Kölner Karneval, zeigte sich begeistert. „Es gibt nur eine Möglichkeit, den Karneval besser verstehen zu lernen als mit diesem Buch. Und das ist, nach Köln zu kommen und mitzufeiern“, so Ritterbach.

Infobox
Christine Westermann
1948 geboren, arbeitet als Fernseh- und Radiojournalistin und als Autorin in Köln. 2001 erhielt sie für ihre journalistischen Arbeiten den Grimme-Preis.

Stefan Worring
1958 geboren, lebt und arbeitet seit 1981 in Köln, derzeit als Fotograf für den "Kölner Stadtanzeiger". 2004 brachte er zusammen mit Elke Heidenreich den Bildband "Köln – Bilder und Geschichten" heraus.

Christine Westermann/ Stefan Worring
"Karneval. Bilder und Geschichten"
Kiebenheuer & Witsch, Köln: 1. Auflage 2009
208 Seiten
Großformatiger Bildband, gebunden
24,95 Euro

ISBN 978-3-462-03818-7

Cornelia Schlößer für repor-k.de/ Kölns Internetzeitung