Seit Anfang dieser Woche bekommen Dom-Besucher, die eine Führung gebucht oder an einer der öffentlichen Führungen teilnehmen wollen, einen Kopfhörer aufgesetzt. Dieser hängt an einem Empfänger und ist Teil eines neuartigen Gruppenführungssystems, das das Domforum nun eingeführt hat. Alle persönlich geführten Gruppen ab sechs Personen werden mit dem neuen System ausgestattet. Es handelt sich hierbei um Audio-Funksysteme, bei denen jeder Zuhörer einen kleinen Empfänger und einen Kopfhörer erhält, auf den die Führung per Mikrofon übertragen wird. Unterschiedliche Frequenzen sollen es dabei möglich machen, dass mehrere Gruppen gleichzeitig auf engstem Raum störungsfrei geführt werden. Die Technik soll den Teilnehmern der Führungen eine bessere Verständlichkeit der Erläuterungen vor Ort im Dom ermöglichen. Die Ausgabe der Geräte erfolgt bereits im Domforum neben dem Kölner Dom. Lediglich für die öffentlichen Führungen stünden Geräte im Dom selbst bereit, wie der Leiter des Domforums, Rainer Tüschenbönner heute erklärte.

„Wir wollen mehr Ruhe"

Dompropst Norbert Feldhoff erklärte die eigentliche Intention hinter dem neuen Führungssystem: „Der Dom dient im Grunde drei Funktionen. Zum einen ist das der Gottesdienst, dann der geistlichen Musik und abschließend dem Tourismus. Zwischen diesen Bereichen gibt es jedoch Konflikte, die das Domkapitel lösen muss.“ So seien Führungen während abgehaltenen Gottesdiensten aufgrund der Lautstärke nicht durchführbar. Das Audiosystem sei nun ein Baustein, um Lösungen zu finden. „Wir wollen mehr Ruhe in den Innenraum des Domes bekommen und die Führungen allgemein ruhiger gestalten“, so der Dompropst. Dem Flüstern des Führenden würde zwar der engere menschliche Kontakt zum Opfer fallen, es sei jedoch immer noch möglich, Fragen zu stellen. Silke Schumme von der zuständigen Firma Antenna International zeigte sich erleichtert ob des gestrigen Starts: „Wir hatten durchgehend positive Resonanzen, sowohl von den Gästen als auch von den Guides.“ Letztere hätten auch positiv über nachlassende Zwischengespräche der Teilnehmer berichtet.


Rainer Tüschenbönner, Leiter Domforum, Supervisorin Silvia Michael und Silke Schumme von Antenna International (v.l.n.r.)


Ein Euro Gebühr wird fällig
Harald Schlüter, stellvertretender Leiter des Domforums und verantwortlich für die Domführungen betonte, dass die Geräte, Pflege und die Mitarbeiter von der zuständigen Firma gestellt würden. Dies sei der Grund, weshalb man pro Person eine Leihgebühr von einem Euro erheben musste. „Wir hoffen, dass wir mit dieser Leihgebühr im Laufe des Vertrages eine Gegenfinanzierung hinbekommen“, so Dompropst Feldhoff. Die Leihgebühr werde jedoch nicht für Schüler ab der fünften Klasse erhoben. Die Preise für die reine Führung bleibe jedoch gleich, betonte Schlüter. Gruppen, die gegebenenfalls schon Gruppenführungssysteme mit sich führen, müssten eine Bereitstellungspauschale entrichten. Ein Problem sieht Schlüter in dem offenen System. „Zwischen Ausgabe und Einsatzort der Geräte liegen 50 Meter Domplatte. Unsere Guides sind angehalten, darauf zu achten, dass Teilnehmer die Geräte nicht aus Versehen mitnehmen“, so Schlüter. Da die erste Dom-Führung bereits um 9.45 Uhr startet, wird das Domforum ab sofort schon um 9.30 Uhr öffnen.

Reiner Audio-Guide angedacht
Das neue Führungssystem soll jedoch ausschließlich bei den Führungen durch den Innenraum des Doms eingesetzt werden. Bei den Führungen zu den Glocken, Gräbern oder in das Dach werde der Führende weiterhin ohne Mikrofon und Kopfhörer zu den Teilnehmern sprechen, erklärte Schlüter. Einen reinen Audio-Guide, ohne Leiter, soll es darüber hinaus in der nahen Zukunft nicht geben. Es gebe zwar eine Arbeitsgemeinschaft, die sich mit diesem Thema beschäftigte, so Dompropst Feldhoff, jedoch sei man wegen dem rasanten Fortschritt der Technik bisher noch zögerlich. „Des Weiteren macht es keinen Sinn, schon über Technisches nachzudenken, wenn das Inhaltliche noch nicht klar ist“, so Feldhoff.

[Marcel Clemens für Report-k.de | Kölns Internetzeitung]