Köln | Die Zahl der Menschen, die in Köln neben ihrer Rente auf Grundsicherung angewiesen sind, sei in den vergangenen zehn Jahren um 71 Prozent gestiegen. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Köln mit. Demnach habe die Stadt zuletzt 20.937 Bezieher von „Alters-Hartz-IV“ gezählt. Die Gewerkschaft beziehe sich hierbei auf Angaben des Statistischen Landesamts. NGG-Geschäftsführer Mohamed Boudih nennt die Zahlen einen „Weckruf“ und fordert einen Kurswechsel in der Rentenpolitik.

„Zwar ist die Rentenkasse so gut gefüllt wie lange nicht, aber Geringverdiener profitieren kaum von der nächsten Erhöhung“, so Boudih. Trotz vieler Arbeitsjahre bleibe gerade Frauen und Alleinerziehenden der Gang zum Sozialamt häufig nicht erspart, sagt die Gewerkschaft und ergänzt: „Als armutsgefährdet gilt ein Rentner, dessen Netto-Einkommen unter 958 Euro monatlich liegt.“

NGG fordert Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung

Die NGG Köln plädiert für eine Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung. „Das Rentenniveau – also der Anteil der späteren Rente am Netto-Verdienst – muss unbedingt stabilisiert werden. Im Moment sind es 48 Prozent – langfristig sollten wir eher auf 50 Prozent kommen“, sagt Gewerkschafter Boudih. Die Politik müsse dringend handeln: Denn die Bundesregierung gehe in ihrem aktuellen Rentenversicherungsbericht noch von einem Absinken des Rentenniveaus auf 44,6 Prozent bis zum Jahr 2031 aus.

Betriebliche Altersvorsorge

„Enorm wichtig ist aber auch die betriebliche Altersvorsorge. Sie ist ein großer Schutz gegen Altersarmut – gerade wenn sie fest im Tarifvertrag verankert ist“, betont Boudih. So hat die NGG tarifliche Zusatzrenten etwa in der Süßwaren- und Getränkeherstellung durchgesetzt.

„Immerhin gilt ab Januar: Betriebsrenten dürfen nicht mehr voll auf die Grundsicherung angerechnet werden. Ein neues Gesetz garantiert hier Freibeträge. Damit haben etwa Kellnerinnen und Bäcker im Ruhestand deutlich mehr in der Tasche – vorausgesetzt, im Betrieb gilt ein tariflicher Altersvorsorgevertrag“, so Boudih. Genau das wolle die NGG im kommenden Jahr weiter vorantreiben.

Autor: ib