Köln | Das Gas-und-Dampfturbinen-Heizkraftwerk (GuD-Anlage) Niehl 3 ist nun offiziell in Betrieb. Es ist das größte Einzelinvestitionsprojekt in der mehr als 140-jährigen Geschichte der Rhein Energie. Neben Ministerpräsidentin Hannelore Kraft waren der für Energie zuständige Wirtschaftsminister Garrelt Duin und Umweltminister Johannes Remmel zu Gast, ebenso wie die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, ehemaliger Oberbürgermeister Jürgen Roters und weitere Vertreter aus Politik, Verwaltungen, Aufsichtsbehörden und Baufirmen.

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Im Beisein von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft erfolgte am heutigen Donnerstag, 1. September, die offizielle Inbetriebnahme der Anlage, die in nur zweieinhalbjähriger Bauzeit erstellt worden ist. Das Gas-und-Dampfturbinen-Heizkraftwerk Niehl 3 liefert einen bedeutenden Teil der Kölner Fernwärme. Mit seiner Stromproduktion sowie einem doppelten Netzanschluss stützt es die Energiewende überregional – während es gleichzeitig die Versorgungssicherheit regional erhöht. Somit ist es eines der flexibelsten Energieanlagen weltweit.

„Es ist ein gutes Zeichen für die Region Köln, denn moderne Kraftwerke wie diese leisten einen guten Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz. Mit solchen Investitionen bleiben wir nicht nur wettbewerbsfähig sondern sichern gleichzeitig Arbeitsplätze“, so Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein Westfalen (NRW).

Ein wichtiger Tag für Köln und die Energiewende“

„Niehl 3 ist ein Meilenstein für die Energiewende. Dieses Vorhaben stellt an uns als Industrienation die größte Herausforderung seit der Erfindung der Dampfmaschine und seit Beginn der Automatisierung. Unsere hoch flexible, hoch mit anderen Erzeugungsarten kombinationsfähige Anlage sichert mit ihrem Strom die Volatilität von Wind- und Sonnenergie ab. Mit ihrer vor Ort emissionsfreien und dazu klimaschonenden Fernwärme ermöglicht sie uns, weitere Kölner Quartiere mit dieser komfortablen Energie zu erschließen und mehr als 500.000 Tonnen Kohlendioxid dauerhaft einzusparen“, erklärt Dr. Dieter Steinkamp, Vorstandsvorsitzende der Rhein Energie bei der Inbetriebnahmefeier vor rund 350 Gästen.

Pfeiler für die Zukunft

Bei der Gestaltung des sicheren Übergangs in eine neue, dezentrale und auf erneuerbare Energiequelle bauende Versorgungswelt, spielen Anlagen wie Niehl 3 eine wichtige Rolle. Neben der garantierten Versorgungs- und Ausfallsicherheit setzten diese Anlagen wertvolle Klimaschutzimpulse auf dem Wärmemarkt.

„Gerade die Fernwärme wird oft als ‚schlafender Riese der Energiewende’ bezeichnet, weil sie in Ballungsräumen sehr wirkungsvolle und vergleichsweise preiswerte Klimaschutzbeiträge leistet. Durch die Ablösung von bis zu 35.000 veralteten Einzelfeuerungsanlagen in den kommenden zehn bis 15 Jahren vermeiden wir in erheblichem Umfang den Ausstoß von Kohlendioxid. Je nach Szenario spart Niehl 3 so insgesamt zwischen 500.000 Tonnen und einer Million Tonnen Kohlendioxid ein – pro Jahr“, so Dr. Steinkamp weiter.

Energieexperten sehen Gas-und-Dampfturbinen-Heizkraftwerke wie das in Köln-Niehl eher als substantielle Bestandteile der Energiewelt von morgen an – zumindest für die kommenden 30 bis 40 Jahre. Oft wird sie auch als Brückentechnik oder Übergangssystem bezeichnet. „Niehl 3 ist keineswegs eine Übergangslösung. Es ist ein substantieller Bestandteil des Systems und der Rhein Energie – weit bis in die 40 Jahre hinein“, so Dr. Steinkamp.

In 15 Minuten auf Volllast

Die Rhein Energie beauftragte General Electric (GE) Ende 2012 mit dem Kraftwerksneubau. Der sehr hohen Wirkungs- und Brennstoffnutzungsgrad der GuD-Anlage habe vor allem im Betrieb eine große Flexibilität. Bereits mit 20 Prozent der Nennleistung lasse sich Niehl 3 im Dauerbetrieb fahren, für eine Leistungssteigerung oder -senkung von 300 Megawatt brauche sie gerade einmal zehn Minuten. Diese Eigenschaften seien für die zukünftige Energiewelt wichtig. „Ich freue mich außerordentlich, diese hochmoderne Analge dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit der Rhein Energie gemäß Zeitplan zu übergeben. Die neue Anlage leistet eine weiteren wichtigen Beitrag zur Energiewende in Deutschland“, erklärt Alf-Henryk Wulf, Vorstandsvorsitzender der GE Power.

Aus einem Stand-by heraus lasse sich Niehl 3 in 15 Minuten auf Vollleistung bringen – ideal für das Zusammenspiel mit Erzeugung aus Wind oder Sonne. Neben einer doppelten Leitung – für den erzeugten Strom – in das regionale 110.000-Volt-Netz ist der Standort Niehl auch an das 380.000-Volt-Höchstspannungsnetz angebunden. Ein spezieller Trafo mache dies möglich. Die Anbindung an das Verbundnetz über 380 Kilovolt erfolgt über neun Kilometer als Höchstspannungs-Erdkabel. Somit ist es das längste innerstädtische Kabel seiner Art in Deutschland.

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Technische Eckdaten

Offizielle Bezeichnung: Gas-und-Dampfturbinen-Heizkraftwerk Niehl 3

Elektrische Leistung netto: 450 MW

Wirkungsgrad elektrisch: >60 Prozent

Fernwärmeleistung maximal: 265 MW

Maximale Brennstoffnutzung: 88 Prozent

Lastbereich Dauerbetrieb: 20 bis 100 Prozent

Laständerung im Betrieb: 30 Megawatt pro Minute

Startzeit Stillstand bis Volllast: 1 Stunde

Startzeit aus Stand-by bis Volllast: 15 Minuten

Investitionskosten: 350 Millionen Euro

Bauzeit: 2,5 Jahre

Projektlaufzeit insgesamt (inkl. behördlichem Genehmigungsverfahren): 7 Jahre

Beginn kommerzieller Betrieb: 30. April 2016

Ersparte Kohlendioxid-Emissionen: 500.000 bis 1.000.000 Tonnen pro Jahr

Generalunternehmer: General Electric

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Autor: Irem Barlin
Foto: Die offizielle Inbetriebnahme der Gas-und-Dampfturbinen-Heizkraftwerk, Niehl 3