Krefeld/Düsseldorf | In 6 von 69 Proben haben die Behörden in Nordrhein-Westfalen Pferdefleisch nachgewiesen. Aufgrund des Pferdefleisch-Skandals seien landesweit bisher rund 215 Proben entnommen worden, sagte Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) am Mittwoch in Krefeld. Mit weiteren Auswertungen sei noch in dieser Woche zu rechnen. Die Proben würden auch auf Schmerzmittel getestet. Ein Großteil der Unternehmen, in deren Produkten Pferdefleisch gefunden wurde, habe diese bereits zurückgerufen, sagte Remmel.

Die Behörden dürften ohne die Zustimmung der Unternehmen die Namen der betroffenen Firmen und Produkte nicht nennen und auch die Probenergebnisse nicht veröffentlichen, solange keine akute Gesundheitsgefahr bestehe, erklärte der Minister. „Diese Gesetzeslücke wird von NRW scharf kritisiert.“ Dass Pferdefleisch als Rindfleisch deklariert worden sei, stelle einen massiven Verstoß gegen die Vorschriften zur Lebensmittelkennzeichnung dar.

Tests in Pferde-Schlachthöfen auf den Wirkstoff Phenylbutazon

Alle Proben, in denen Pferdefleisch nachgewiesen werden konnte, würden auch auf den Wirkstoff Phenylbutazon getestet, erklärte Remmel. Zusätzlich würden in den kommenden vier Wochen Proben in Pferde-Schlachthöfen genommen. In Großbritannien war dieser Wirkstoff in gekühltem Pferdefleisch gefunden worden. Phenylbutazon ist ein Schmerzmittel, das aber auch als Dopingmittel missbraucht wird. Es darf nicht bei Tieren angewendet werden, die später für die Lebensmittelproduktion verwendet werden. Ein Nachweis im Fleisch deute daher auf eine illegale Anwendung hin, sagte Remmel.

Handelswege in Nordrhein-Westfalen

Nach bisherigen Erkenntnissen sind ein Großteil der betroffenen Produkte über eine Düsseldorfer Handelsfirma und deren Kühlhaus im Neusser Hafen nach NRW gekommen. Es handelt sich dabei um Lasagne-Produkte, die teilweise schon ausgeliefert wurden, teilweise aber auch noch im Kühlhaus lagerten. Diese waren nach einer Nachricht des französischen Zulieferers „Comigel“ gesperrt worden. Lieferant war die luxemburgische Tochterfirma. Möglicherweise seien auch Lebensmitteleinzelhändler in NRW über ein Kühlhaus in Belgien mit betroffenen Produkten beliefert worden, sagte Remmel.

Auch ein Hersteller im Kreis Warendorf ist betroffen. Das Unternehmen schlachtet nicht selbst, sondern kauft rohes Hackfleisch an und verkauft es gebraten weiter.

Nach bisheriger Kenntnis sind die Lieferungen zwischen November 2012 und Januar 2013 erfolgt. Sie betreffen nicht nur Discounter und Lebensmittelketten, sondern auch andere Lebensmittelunternehmen, die mit Tiefkühlprodukten handeln.

In einem Bericht an den Umweltausschuss des Landtages kritisierte Remmel, dass einige Handelsunternehmen in den vergangenen Wochen stille Rückrufaktionen unternommen hätten, ohne sofort die Verbraucher zu informieren. Das Verbraucherschutzministerium NRW fasste deshalb als erstes Bundesland auf einer Internetseite Informationen über Produktrückrufe und Verkaufsstopps zusammen.

Autor: Kathrin Aldenhoff, dapd | Foto: Massimo Cavallo/fotolia