„Jawahir Cumar beeindruckt mich seit vielen Jahren mit ihrem großen und unermüdlichen Engagement im Kampf gegen Genitalverstümmelung. Ich bin stolz, für Jawahir Cumar die Laudatio halten zu dürfen.“, sagte die Emanzipationsministerin. Mit dem von ihr gegründeten Verein „Stop Mutilation“ und der gleichnamigen Beratungsstelle unterstütze Cumar von der Verstümmelung ihrer Genitalien betroffene Mädchen und Frauen. Mit Hilfe von Einzelgesprächen leistet das Team um Cumar intensive Überzeugungsarbeit, um bedrohte Mädchen zu schützen. Zugleich unterstützt sie betroffene Frauen bei gesundheitlichen, sozialen und juristischen Problemen und vermittelt sie an entsprechende Fachstellen. „Jawahir Cumar setzt sich für diese Menschen auf ganz beispielhafte Art und Weise ein. Sie ist für viele Betroffene die letzte Hoffnung, was ihre Arbeit so unentbehrlich macht“, so Steffens. Darüber hinaus bietet Cumar den von Genitalbeschneidung Betroffenen und ihren Angehörigen eine Beratung bei der mehrsprachigen Telefonhotline Kutairi (Kiswahili: Beschneidung) an, die von Günter Haverkamp, Geschäftsführer des Vereins „Aktion weißes Friedensband“, eingerichtet wurde. Die Helpline richtet sich auch an Familienangehörige, Erzieher in Kindergärten, Lehrer sowie weitere Fachkräfte.

„Viele Eltern stehen unter einem familiären Druck, die Tradition in der neuen Heimat weiterzuführen“
Das nordrhein-westfälische Emanzipationsministerium hat den Aufbau der Telefonberatung, die zurzeit ehrenamtlich betrieben wird, bis März 2011 gefördert. Die Auswertung der in der Pilotphase gemachten Erfahrungen habe gezeigt, dass das Thema nach wie vor stark tabuisiert ist. „Es bestehen große Vorbehalte und Ängste bei den Betroffenen, Beratung und Unterstützung anzunehmen.“, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung des Ministeriums. Gleichzeitig habe die Telefonberatung deutlich zur weiteren Sensibilisierung für das Thema bei Fachkräften des Gesundheitswesens, in Schulen, Behörden, der Polizei sowie in der Öffentlichkeit beigetragen. Darauf aufbauend soll die Telefonberatung Kutairi mit finanzieller Unterstützung des Emanzipationsministeriums in 2012 in modifizierter Form fortgeführt werden. „Wichtig ist mir, dass wir mit einer noch offensiveren Öffentlichkeitsarbeit und vertrauensbildenden Maßnahmen den Bekanntheitsgrad und die Akzeptanz der Telefonberatung bei den betroffenen Mädchen und Frauen erhöhen“, sagte Ministerin Steffens. Allein das Wissen darum, dass Genitalverstümmelung in Deutschland strafbar ist, verhindere diese Tat nicht in jedem Fall. Intensive Aufklärung und weiterführende Beratung seien notwendige Bestandteile erfolgreicher präventiver Arbeit. Einer Schätzung von Terres des Femmes zufolge leben in Nordrhein-Westfalen etwa 5.600 von Genitalbeschneidung betroffene und bedrohte Mädchen und Frauen. Nach Angaben des Emanzipationsministeriums stehen viele Eltern unter einem großen familiären Druck, die Tradition ihrer Herkunftsländer auch in der neuen Heimat fortzusetzen und ihre Töchter beschneiden zu lassen.

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