Köln | Aus dem „Projekt Rennen“, dass die Kölner Polizei 2015 ins Leben rief, nachdem ein Mann im Fond eines Taxis, eine Radfahrerin auf dem Auenweg und ein Radfahrer an der Aachener Straße in Köln durch Raser ums Leben kamen, wird jetzt eine feste Dienststelle „Verkehr/Rennen“ im Polizeipräsidium Köln. Dies verkündete NRW-Innenminister Herbert Reul bei einem Termin in Köln-Deutz, wo er öffentlichkeitswirksam den Beamten der Projektgruppe über die Schulter blickte.

Raser-Szene in Köln nicht ausgetrocknet

Die Polizei Köln spricht weiterhin davon, dass es in Köln einen Raser-Szene gibt, obwohl sie seit Jahren mit der Projektgruppe Rennen dagegen vorgeht. Innenminister Reul: „Unsere Straßen sind keine Rennstrecken und dürfen keine Schauplätze für Selbstinszenierung sein. Ich finde es unerträglich, dass diese Tempojunkies bei ihrem Kräftemessen auf der Straße Gefährdungen, schwerste Verletzungen und sogar den Tod von Unbeteiligten in Kauf nehmen.“ Reul erklärte nun, dass er zum 1. September eine neue feste Dienststelle „Verkehr/Rennen“ beim Polizeipräsidium Köln einrichte, die sich nur um die Raser-Szene kümmere.

Reicht Repression?

Ob diese rein repressive Maßnahme reicht, dürfte allerdings fraglich sein. In einem Interview mit dem „Deutschlandfunk“ vom 28. Januar 2017 sagte der Verkehrspsychologe Heiko Ackermann, Fachpsychologe und Gründer des Instituts für Verkehrspsychologie Plan B in Berlin, in Bezug auf die beiden Raser von Berlin, die mit 160 km/h über den Kuhdamm rasten, dass es sich hier um eine kleine hochproblematische Gruppe handele, die davon ausgehe meistens nicht erwischt zu werden, die den Thrill suchen und von ihren Fahrkünsten und Fahrfähigkeiten vollkommen überzeugt seien. Er forderte damals, neben verstärkten Kontrollen, darüber nachzudenken diesen Fahrern sofern sie erwischt werden, länger den Führerschein zu entziehen, sie häufiger zur medizinisch-psychologischen Begutachtung zu schicken und darüber nachzudenken, ob eine PS-Begrenzung, ähnlich wie bei Motorrädern nicht sinnvoll sei. Denn Ackermann stellte fest, dass sich das Phänomen auswachse.

4 Fahrzeuge sichergestellt

Bei der Kontrolle in Köln in der Nähe des Tanzbrunnens überprüften die Beamten im Beisein des NRW-Innenministers acht Fahrzeuge. Bei vier Fahrzeugen gehen die Polizisten davon aus, dass durch Veränderungen an der Karosserie, dem Auspuff, dem Fahrwerk und der Bereifung die Betriebserlaubnis erloschen ist. Sie stellten die Fahrzeuge sicher und leiteten gegen die Fahrzeugführer und -halter ein Ordnungswidrigkeitenverfahren ein.

In der Nacht des Besuchs von NRW-Innenminister Herbert Reul kontrollierte die Polizei bei stationären Geschwindigkeitskontrollen insgesamt 4.212 Fahrzeuge. 212 Fahrer erhielten ein Verwarngeld, 31 Ordnungswidrigkeitsanzeigen und bei 10 Fahrerinnen und Fahrern leiteten die Beamten Verfahren ein, um Fahrverbote durchzusetzen. Zwei PKW-Lenker waren ohne Führerschein unterwegs.

Autor: Von Redaktion
Foto: Das Archivbild zeigt Kontrollmaßnahmen der Kölner Polizei im Juli 2015 gegen die damals aufkeimende Raserszene, die der damalige Polizeidirektor Lotz ein „neues Phänomen“ nannte.