Duisburg, Köln | Irgendwann wurde es Benjamin Pidde und Artur Hahn zu viel. Vor ihrer Kanzlei in Duisburg stank es im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel: Überall lag Hundekot. Um auf das Problem aufmerksam zu machen, steckten die Rechtsanwälte kurzerhand nummerierte Fähnchen in die Haufen. Das habe in der Nachbarschaft zu Schmunzeln und viel Zuspruch geführt, sagt Pidde. In anderen Städten in Nordrhein-Westfalen gehen inzwischen die Verwaltungen teils drastisch gegen uneinsichtige Hundebesitzer vor. In Köln sind die Bußgelder am höchsten, die Stadt spricht von einem Problem auf gleichbleibend hohem Niveau.

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So etwa in Witten. Dort müssen Hundebesitzer, die das Geschäft ihres Hundes nicht entfernen, seit gut zwei Monaten ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro plus 27 Euro Bearbeitungsgebühr zahlen. Denn zuvor waren die Beschwerden aus der Bevölkerung über nicht beseitigte Hundehaufen „relativ massiv geworden“, wie Ulf Köhler von der Abteilung Gefahrenabwehr im städtischen Ordnungsamt berichtet. Die Reaktionen auf die Einführung des hohen Bußgelds seien nun geteilt. Von „Abzocke“ bis „Genau richtig“ komme alles vor.

Ob sich die Einführung des hohen Bußgeldes gelohnt hat, etwa die Zahl der Beschwerden über Hundehaufen zurückgegangen ist, kann Köhler nicht sagen. „Dafür ist es noch zu früh“, sagt er. Das Bußgeld jedenfalls werde nicht allzu oft verhängt. Bislang seien nur etwa zehn Leute mit ihren Hunden erwischt worden. Und das sei auch nur „reiner Zufall“ gewesen.

Hundebesitzer müssen auf frischer Tat ertappt werden

Die Leute zu erwischen, sei überhaupt ein Problem, sagt auch Kerstin Kunadt vom Ordnungsamt in Mülheim. Dort sind seit drei Monaten täglich zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts abgestellt, um speziell in Parks Vergehen zu verfolgen, so auch nicht beseitigte Hundehaufen. Man müsse die Hundebesitzer auf frischer Tat ertappen, um etwas unternehmen zu können, sagt die Leiterin des Außendienstes. Dies geschehe jedoch fast nie. Wenn doch mal jemand erwischt wird, werden zwischen 10 und 35 Euro fällig.

Für Hundebesitzer in Köln kann das liegen gelassene Geschäft ihrer Hunde deutlich teurer werden. Je nachdem, wo Tier und Besitzer erwischt werden, verlangt die Stadt bis zu 500 Euro. Am teuersten ist dabei der Haufen auf dem Spielplatz. „Da geht’s um die Gesundheit der Kinder“, begründet Katja Kruck vom Kölner Ordnungs- und Verkehrsamt die drastische Strafe. Wer das Geschäft seines Hundes auf dem Bürgersteig liegen lasse, müsse immerhin noch 50 Euro zahlen, auf Grünflächen seien es 35 Euro.

Die Strafen in Köln waren im Januar 2011 deutlich erhöht worden, weil es immer wieder Bürgerbeschwerden gegeben hatte. Doch auch die hohen Bußgelder scheinen keine abschreckende Wirkung zu entfalten. „Es ist auf jeden Fall ein Problem auf gleich bleibend hohem Niveau“, sagt Kruck. Und das, obwohl die Kölner Verwaltung inzwischen in der gesamten Stadt etwa 100 Tütenspender aufgestellt hat, mit deren Hilfe Hundebesitzer den Kot ihrer Tiere entsorgen können.

Auch Düsseldorf bietet an vielen Orten solche Tütenspender an. Hier seien ärgerliche Haufen aber eigentlich „kein größeres Problem“, meint Volker Paulat aus der Pressestelle der Landeshauptstadt. Und auch Münster sieht nach Angaben von Pressesprecherin Ursula Gehr derzeit keinen weiteren Handlungsbedarf.

Bei den beiden Duisburger Rechtsanwälten hat sich unterdessen Resignation breitgemacht. Als sie im Februar 15 Hundehaufen auf gerade einmal einem Quadratmeter markiert hatten, hatten sie zunächst den Eindruck, die Hundebesitzer ließen sich durch die nummerierten Fähnchen abschrecken, wie Pidde sagt. Doch inzwischen haben sie den Kampf gegen den Hundekot aufgegeben und ernüchtert festgestellt: „Die Hunde kacken sowieso hin, wo sie wollen.“

Autor: Tonia Haag, dapd
Foto: An einem Baum in Köln haben Bürger ein selbstgestaltetes Verbotsschild aufgehängt – geholfen hat es nicht