Köln | Nicht einmal sieben Prozent der Kölner Studenten finden einen Wohnplatz in einem der Studentenwohnheime. In den kommenden Jahren wird sich die Lage noch verschärfen, befürchtet Dr. Peter Schink, Geschäftsführer des Kölner Studentenwerks. Die Politik fördere zwar die Bildung, vergesse darüber jedoch die nötige Infrastruktur in den Städten.

Nur jeder Dritte findet ein Zimmer

Rund 6.500 Studenten musste das Kölner Studentenwerk 2011 abweisen. Ihnen konnte kein Platz in einem studentischen Wohnheim angeboten werden. Nur jeder Dritte bekommt wirklich ein Zimmer vermittelt, weil das Angebot einfach zu knapp ist, erklärte heute  Dr. Peter Schink, Geschäftsführer des Kölner Studentenwerks. Mit einer Versorgungsquote von gerade 6,5 Prozent „gehört Köln seit vielen Jahrzehnten eher zu den Schlusslichtern in HNRW“, so Schink. Für die kommenden Jahre zeichnet er ein noch düsteres Bild. Denn mit dem doppelten Abiturjahrgang werde sich der Andrang auf die Wohnheime noch vergrößern. Bereits mit der Abschaffung der Wehrpflicht und den doppelten Abiturjahrgängen in Bayern und Niedersachsen erhöhten sich die Anfragen innerhalb von 2009 bis 2011 um über 20 Prozent. Weitere Zimmer werden also dringend gesucht.

Allein zum Wintersemester 2012/ 2013 bräuchte das Studentenwerk rund 1.000 zusätzliche Plätze. Gebaut werden sollen nach derzeitigen Plänen allerdings nur neue Zimmer in Leverkusen-Opladen (65 Zimmer) und Gummersbach (40 Zimmer). Ein  weiterer Ausbau des Wohnungsangebot sei nur mit stattlicher Unterstützung möglich, sagte Schink heute. Die Politik vergesse jedoch, neben der Lehre selbst auch die Infrastruktur für die Bildung zu fördern. Wären Bauprojetke früher noch mit 30 bis 40 Prozent bezuschusst worden, müsse das Studentenwerk heute selbst Kredite aufnehmen. Das erhöhe für die Studenten jedoch die Mietpreise. Derzeit zahlen Studenten je nach Größe und Ausstattung zwischen 221 Euro und 358 Euro für ein Zimmer. Das bei den Studenten besonders beliebte Apartment kostet bis zu 386 Euro und eine Wohnung über 50 Quadratmeter bis zu 702 Euro monatlich (inklusive Nebenkosten).

„Köln bleibt unterversorgt“

Das Studentenwerk will künftig daher auch andere Wege gehen. Derzeit wird etwa geprüft, ob so genannte Wohn-Container zum Einsatz kommen könnten. In der Anschaffung sind sie jedoch nur wenig günstiger als ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft. Sie seien daher nur eine „Notlösung“, so Schink, und machten nur in direkter Nähe der Hochschulen selbst Sinn. Dafür bräuchte das Studentenwerk jedoch Grundstücke. Eine weitere Alternative: Mit der Wohnungsbaugesellschaft GAG hat das Studentenwerk inzwischen eine Kooperation geschlossen. Dabei vermittelt das Studentenwerk GAG-Wohnungen an kleinere Studenten-Gruppen, um dort eine eigene Wohngemeinschaft gründen zu können. Eine ähnliche Kooperation will das Studentenwerk noch 2012 auch mit der Stadt Köln selbst eingehen. Doch auch mit diesen Angeboten, so Schink, „bleibt Köln weiter unterversorgt“.

UniMensa wird umgebaut – teilweise geschlossen

Das Studentenwerk selbst finanziert zu einem Großteil aus den Sozialbeitrögen der Studenten (18 Prozent), aus Zuschüssen durch das Land (18 Prozent) und aus Umsatzerlösen durch Mieten und die Gastronomie (64 Prozent). Um die Umsätze in der Mensa künftig zu erhöhen, wird ab dem 16. Juli 2012 modernisiert und ausgebaut. Bis Ende April 2013 sollen in der Mensa an der Zülpicher Str. 200 zusätzliche Plätze entstehen. Zudem soll durch eine andere Gestaltung und ein elektronisches Bezahlsystem der Durchlauf der Studenten erhöht werden. Im vergangenen Jahr teilte das Studentenwerk insgesamt über 2,6 Millionen Mahlzeiten aus – Tendenz steigend. Für die Kölner Studenten bedeutet der Umbau zunächst einige Unannehmlichkeiten. Denn an der größten Kölner Mensa wird es im kommenden Wintersemester nur zwei bis drei Gerichte zur Auswahl geben.  Diese werden das gesamte Semester über nur im Obergeschoss ausgeteilt. Das Studentenwerk empfiehlt daher, im Wintersemester etwa auf die Mensa in der Robert-Koch-Str. auszuweichen. Dort soll ein zusätzliches Zelt mit Essplätzen aufgebaut werden.

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Die Uni-Mensa ist ab Mitte Juli wegen eines Umbaus teilweise geschlossen