Das Symbolfoto zeigt den Tagebau in Garzweiler.

Berlin | dts | Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) widerspricht dem Land NRW und dem Bund bei der Darstellung, wie viel C02 durch den vorgezogenen Kohleausstieg eingespart werden wird. Nach Berechnungen des DIW würden durch den vorgezogenen Ausstieg im äußersten Fall 64 Millionen Tonnen Kohle eingespart. In einem „realistischeren“ Szenario gebe es tatsächlich gar keine Ersparnis gegenüber dem ursprünglichen Abschaltplan zum Ausstieg im Jahr 2038, sagte die Wissenschaftlerin Catharina Rieve vom DIW der „Rheinischen Post“ (Freitagsausgabe).

Land und Bund sprechen von 280 Millionen Tonnen Kohle, die durch den vorgezogenen Ausstieg nun nicht mehr abgebaggert und verfeuert würden. „Das erschließt sich uns nicht“, sagte Catharina Rieve der „Rheinischen Post“. „Auf diese 280 Millionen Tonnen kommt man nur, wenn die gesamte Kohlemenge zugrunde gelegt wird, die in dem ehemaligen Tagebaufeld inklusive der fünf Dörfer liegt. Wenn man also davon ausgeht, dass es überhaupt möglich gewesen wäre, das gesamte Tagebaufeld komplett aufzuschließen und die Kohle bis 2038 zu verbrennen.“ Nach ihren Berechnungen wäre das aber zumindest nach dem ursprünglichen Ausstiegsplan laut „Kohleverstromungsbeendigungsgesetz“ bis 2038 gar nicht erfolgt. Man habe zwei Szenarien untersucht, so Rieve.

Das Ausstiegsszenario 2038

In einem Szenario sei man davon ausgegangen, dass bis zu einem Ausstieg 2038 alle Kraftwerksblöcke planmäßig im Laufe der Jahre abgeschaltet würden, bis dahin aber unter Volllast gefahren würden. Sie würden damit maximal viel Kohle verbrauchen. Unter diesen Umständen würde durch die jetzige Planung für den vorgezogenen Ausstieg maximal 64 Millionen Tonnen Kohle eingespart, erklärt Rieve.

Dabei sei man davon ausgegangen, dass auch bis zum Ausstieg 2030 die Leistungsfähigkeit aller Kraftwerke komplett ausgereizt würde.“ „Wenn man aber realistischere Perspektiven zugrunde legt, dann haben wir eine Ersparnis von nahezu Null“, erläuterte Rieve weiter. Das sei etwa der Fall, wenn man davon ausgehe, dass sich in den späten 30er-Jahren kein Braunkohlestrom mehr verkaufen ließe und der Kohleausstieg ohnehin auf spätestens 2035 vorgezogen worden wäre. Damit hätten die Werke ihre Laufzeiten nicht bis maximal 2038 voll ausgeschöpft.“

Catharina Rieve ist Hauptautorin mehrerer DIW-Studien, die unter anderem zu dem Schluss kommen, dass die Kohle unter dem Dorf Lützerath nicht mehr für die Energieversorgung gebraucht würde und dass die Verbrennung die Klimaziele des Bundeslandes NRW gefährden würde.

red01