War Adolf Hitler verheiratet? Warum war er so böse? Warum hat Oma solche Angst vor Gewitter? Fragen wie diese beschäftigen Kinder, die sich abstruse Vorstellungen von dem Nationalsozialismus  bilden, weil immer noch zu wenig mit ihnen darüber gesprochen wird. „Wir müssen die Fragen der Kinder aufgreifen und versuchen, ihnen die Welt zu erklären“, sagt Barbara Kirschbaum, Museumspädagogin und Projektleiterin.

Bombensplitter und Anziehpuppen
Kaum ein Kind hat noch nie etwas über den Nationalsozialismus gehört. In Ermangelung von seriösen Gesprächs- und Informationsangeboten entwickeln Kinder jedoch oftmals Horrorszenarien von dem Verfolgungsgeschehen. Hier setzt das Kindermobil mit seinem Geschichtenkoffer an. Mit Fotos, Bilderbüchern, Anziehpuppen, einem Memory und sogar einem echten Bombensplitter startet das NS-Dokumentationszentrum nun sein Projekt „Geschichtenkoffer“. Außerdem werden Ausschnitte aus Hörspielen der preisgekrönten WDR-Reihe „Nie wieder“ vorgespielt. Diese liefern vielfältige Gesprächsansätze und versuchen, das Selbstbewusstsein und die Kritikfähigkeit von Kindern zu stärken. Ziel des Geschichtenkoffers ist es, den Kindern nicht Zahlen und Fakten vorzubeten, sondern die Abläufe und das Leben der damaligen Zeit zu erklären. Wie konnte so etwas passieren? Wie sahen die Anfänge des Nationalsozialismus aus? Warum haben sich so wenige getraut, diesem Widerstand zu leisten?


Foto: Museumspädagogin Barbara Kirschbaum kommt mit dem "Geschichtenkoffer" an Schulen und Kindertagesstätten, um mit Kindern über den Nationalsozialismus zu sprechen.
 

Geschichtenkoffer für junge Menschen
Museumspädagogin Barbara Kirschbau und weitere geschulte Mitarbeiter bieten Erzieher, Lehrern und allen Interessierten an, mit ihren Koffern an die Einrichtungen zu kommen. Dort sprechen sie mit den acht bis 12-jährigen Kindern ungefähr zwei Stunden über den Nationalsozialismus. Aufgrund des vielfältigen Materiales ist es möglich, ganz verschiedene Themenkomplexe zu behandeln: Schule und Erziehung im Nationalsozialismus, Verfolgungsschicksale, unangepasstes Jugendverhalten oder Krieg. In Vorgesprächen mit den Erziehern wird abgeklärt, welche Themenkomplexe mit den Kindern bearbeitet werden sollen. Der Koffer wird dann entsprechend der Wünsche von Kindern und Erziehern für die Stunde individuell zusammengestellt.

Stadt fördert „Anti-Rassismustraining“
Die Förderung des Interkulturellen Referats der Stadt Köln mit 9.100 Euro hat die Zusammenstellung der Materialsammlung ermöglicht. Drei Koffer stehen nun bereit, um an Schulen, Kindertagesstätten und an Ots die Kinder zu informieren. Weitere Projekte sind mit den Haushaltsmitteln der Stadt im Rahmen des „Anti-Rassismustrainings“ geplant. Dazu gehört neben dem Geschichtenkoffer beispielsweise auch der Ausbau von Mediatoren-Ausbildungen an Schulen.

Infobox
Geschichtenkoffer des NS-Dokumentationszentrums
Museumspädagogin Barbara Kirschbaum: 0221 – 221 26 56 7

Cornelia Schlösser für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto oben: Quelle: NS-Dokumentationszentrum]