Grinsend strecke Kaan seine kleine Hand dem Oberbürgermeister zur Begrüßung entgegen: "Hallo, ich bin heute der Präsident", lachte der Viertklässler. Oberbürgermeister Jürgen Roters war heute der Ehrengast der Sitzung des Schulparlaments der Gemeinschaftsgrundschule Riphahnstraße in Köln-Seeberg. Erfreut, einmal selbst keine Sitzung leiten zu müssen, setzte sich Roters prompt neben seinen "Kollegen" Kaan und Mit-Präsidentin Ceren, die wie Kaan ebenfalls aus der Klasse 4b kommt. Kaan eröffnete die rund 45-minütige Sitzung, bei der ein schulinterner Malwettbewerb beschlossen wurde, der zur Gestaltung des neuen Schulhofs und des Außengeländes ausgerufen werden soll. Oberbürgermeister Roters überraschte die Schüler mit einem Preisgeld für den Wettbewerb. Die 200 Euro seien zur Anschaffung von Spielmaterial für den Schulhof gedacht. Roters versprach ebenfalls, Mitarbeiter des Grünflächenamtes an die Schule zu schicken, sobald das Schülerparlament über einen geplanten Schulgarten getagt haben sollte. "Ich bin sehr begeistert von dem, was die Schüler in diesem Alter schon leisten und wie sie diese Sitzung geleitet haben. Das ist wahrlich eine Demokratie, die von unten kommt, so etwas muss in viel mehr Schulen stattfinden. Denn was man selbst entwickelt, pflegt man besser", war sich Roter sicher. Ob er etwas in die städtischen Sitzungen übertragen könne? "Mir hat sehr gefallen, wie diszipliniert die Kinder waren."

Kinder haben was zu sagen
Im Schuljahr 2009/2010 initiierte der Schulsozialarbeiter Simon Schark gemeinsam mit einer damaligen Lehramtsanwärterin das Projekt "Schülerparlament" an der Schule. Die Schule in Köln-Seeberg besuchen 300 Kinder aus über 30 Nationen. Monatlich kommen die insgesamt 12 Klassensprecher aus den Jahrgangsstufen 3 und 4 zusammen und besprechen aktuelle Themen des schulischen Alltags. Dabei leiten eine Präsidentin und ein Präsident die meist einstündige Sitzung. Auf der Tagesordnung der jungen Politiker stehen in den Schulklassen gesammelte Themen wie: Gewalt im Schulalltag, längere Pausenzeiten, Gestaltung des Schulgeländes, und Sauberkeit der Toilettenanlagen.

Eben jene Toilettenanlagen wurden bereits erneuert. Ein Erfolg, auf den die Jungparlamentarier stolz sind. Außerdem habe man einen neuen Raum für Fußballtore organisiert, damit der ewig währende Streit der Basketballer mit den Kickern ein Ende hat. Eine Liste mit Wünschen mit Spielsachen für die Pause sei dem Schulleiter Uwe Reich ebenfalls schon übergeben worden. Dass es bei diesem Projekt auch um sichtbare Mitbestimmung, also um das Einbinden von Schülern in die Gestaltung- und Entscheidungsprozesse der ganzen Schule gehen kann, zeigt die Reaktion des Schulleiters, der die engagierten Kinder mittlerweile aktiv zu Entscheidungsfindungen und Abstimmungen hinzuzieht: "Ich freue mich sehr über die Anregungen der Schüler", so Reich. Erst vor kurzem seien die Schulordnungen an der Grundschule überarbeitet worden. Durch das Schülerparlament hätten die Schüler neue Punkte mit einbringen und andere wiederum verändern können. Ziel des Projekts sei es, neben der Stärkung des Selbstwertgefühls, den Kindern zu zeigen, wie es ist, sich aktiv eine Meinung zu bilden, diese nach außen zu tragen und dadurch bewusst an einer demokratischen Entscheidungsfindung teilzunehmen.

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