Auf dem Stifterfest des Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud bekannte sich Roters zu dem ehrgeizigen Projekt. Derzeit arbeite die Stadtverwaltung an einer Vorlage für den Rat, die die Erweiterung des Museums vorsehe. Auf dem Nachbargrundstück des Hauses, das derzeit noch als Baustellen-Fläche für den Bau der Nord-Süd-Stadtbahn genutzt wird, soll ein Neubau entstehen. Roters will das neue Gebäude noch vor Ostern 2015 eröffnen, denn am 18. Mai 2015 wird Stifter Corboud 90 Jahre alt. Grundsätzliche äußerte die Kölner Politik Zustimmung für das Projekt. Mit Vorsicht und teilweise auch Kritik betrachten die Fraktionen jedoch die Kosten und den Zeitplan für einen Neubau.

Stimmen zum Erweiterungsbau
Martin Börschel, Fraktionsvorsitzender der SPD Köln: Die Ideen des Neubaus für die Sammlung von Corboud neben dem Museum Wallraf sind ja schon vor geraumer Zeit öffentlich vom Oberbürgermeister kommuniziert worden. Dass auf dem Gelände des ehemaligen Kaufhaus Kutz etwas geschehen muss, ist für uns als SPD-Fraktion klar. Klar ist auch, dass dort zusätzlicher Raum für das Wallraf-Richartz-Museum / Fondation Corboud zur Verfügung gestellt wird. Das Areal wird ja derzeit noch von den Kölner Verkehrsbetrieben als Standort für Material zum Bau der Nord-Süd-Fahrt genutzt. Die KVB hat immer deutlich gemacht, dass sie das Gelände kurzfristig räumen kann. Ob über das Museum hinaus eine weitere kulturelle Nutzung festgeschrieben kann, sehen wir skeptisch. Der Zeitplan ist sehr ehrgeizig. Die Kosten können wir erst beurteilen, wenn sie uns fundiert vorliegen. Darauf warten wir zur Zeit noch. Die Verwaltung arbeitet an einer Beschlussvorlage.

Winrich Granitzka, Fraktionsvorsitzender der CDU Köln: Über die Errichtung eines eigenen Hauses für die Sammlung Corboud und die Nutzung des Grundstücks diskutiert der Rat seit Jahren. Überrascht hat mich nun lediglich, dass der OB gegenüber den Medien derlei konkrete Ankündigungen macht, ohne dem Rat vorher einen Beschlussvorschlag vorgelegt zu haben. Den Zeitplan halte ich für sehr ambitioniert, zumal es bislang noch keinen politischen Beschluss für einen Baubeginn gibt. Da es sich bei dem Grundstück, auf dem der Neubau errichtet werden soll, um eine 1a-Lage handelt, sollten sich Verwaltung und Politik ausreichend Zeit nehmen, um über eine bestmögliche Nutzung dieses Filetstücks zu beraten. Zudem sind noch viele Fragen im Zusammenhang mit dem Neubau offen, auf die der OB bislang die Antworten schuldig geblieben ist. Die CDU-Fraktion hat zudem im Rahmen der laufenden Haushaltsberatungen wiederholt gefordert, einen strikteren Sparkurs einzuschlagen. Dazu gehört auch, grundsätzlich wünschenswerte Projekte im Kulturbereich auf den Prüfstand zu stellen. So halten wir etwa die Errichtung der Archäologischen Zone und des Jüdischen Museums in der von SPD und Grünen favorisierten Form eines Mammutbaus angesichts der aktuellen Haushaltslage für schlichtweg nicht realisierbar. Anders verhält es sich mit einem Neubau für die Sammlung Corboud. Hierzu sind wir vertraglich verpflichtet. Und Mäzene, die Köln ihre Kunstschätze überlassen, müssen sich auch in finanziell schwierigen Zeiten darauf verlassen können, dass die Stadt gemachte Zusagen einhält. Ob allerdings die Stadt Bauherr sein muss oder später das Gebäude anmieten könnte, ist definitiv weitere Überlegungen wert.

Grüne Köln: Seit geraumer Zeit wird über die zukünftige Nutzung dieses städtischen Grundstücks beraten, wozu auch eine Etablierung der Corboud-Sammlung gehört. Diesem auch vom Stifterrat vorgetragenen Anliegen stehen wir grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings bedürfen die konkreten Nutzungsabsichten für das Areal noch der konkreten Planung einschließlich einer belastbaren Finanzierung. Aufgrund der exponierten Lage halten wir einen Architekturwettbewerb für selbstverständlich. Dazu erwarten wir Vorschläge der Verwaltung. Ob der Zeitplan des Oberbürgermeisters realistisch ist, können wir erst beurteilen, wenn die Verwaltung ein Planungskonzept vorlegt, das dann bewertet werden muss. Die Nutzung des Kutz-Areals hat aufgrund seiner Lage neben dem Museum und im unmittelbaren Bereich der archäologischen sicherlich hohe Bedeutung. Angesichts der begrenzten finanziellen Möglichkeiten der Stadt wird der Rat aber Prioritäten setzen müssen. Das gilt nicht nur für Kulturbauten. Wo prioritär investiert wird, muss im Rahmen des Haushalts 2012 und des mittelfristigen Sanierungskonzepts entschieden werden. Diese Beratungen stehen auch in der grünen Fraktion noch an. Eines dürfte schon jetzt klar sein: Nicht alles, was wünschbar wäre, wird auch umsetzbar sein.

Ulrich Breite, Fraktionsgeschäftsführer der CDU Köln: Der nun vorgestellte Zeitplan zur Realisierung des Projektes ist sehr kühn. Die FDP-Fraktion hat mehrmals im Rat in den letzten Jahren den Beginn der Planungen des ehemaligen Geländes Kaufhaus Kutz im Sinne eines Forum Culturale auf der Via Culturalis eingefordert. Leider sind die anderen Fraktionen und die Stadtspitze dieser Aufforderung nicht gefolgt. Nun muss in Köln alles wieder einmal "hoppla hopp" gehen. Das findet die FDP-Fraktion sehr bedauerlich. Die FDP-Fraktion favorisiert – nicht nur wegen der schwierigen Haushaltslage – die Variante des Stiferrates, die Planung und Realisierung in ihre Hände zu legen. Das Grundstück liegt in einer der exponiertesten Lage mitten im Herzen von Köln. Die Stadt kann es sich gar nicht leisten, hier eine Brache über mehrere Jahre liegen zu lassen. Es geht um das Erscheinungsbild Kölns und hier ist die Stadt Köln, aber auch die Stadtgesellschaft gefordert, diese Wunde im Stadtbild endlich zu heilen.

Die Kölner CDU hat bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht auf die Anfrage von report-k.de geantwortet.

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