„Killer Nummer 1 ist die Geschwindigkeit“
Bis Ende Oktober 2011 starben bereits 522 Menschen an den Folgen von Unfällen im Straßenverkehr. Allein in Köln gab es in diesem Jahr bisher 27 Verkehrstote, vier davon Radfahrer. Diese gehören zusammen mit der Gruppe der Fußgänger zu den gefährdeten Verkehrsteilnehmern, die leicht Opfer von der überhöhten Geschwindigkeit werden. „Killer Nummer 1 ist die Geschwindigkeit“, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger heute bei der Vorstellung einer neuen Kontrollstrategie der Polizei. Sie soll helfen, bei Autofahrern ein Bewusstsein über ihre Fahrweise zu schärfen und die den geltenden Regeln entsprechend zu fahren.

Der Minister betonte, wie entscheidend die Einhaltung der Geschwindigkeitsgrenzen für die Überlebenschancen ist. Werde ein Fußgänger von einem Wagen mit 65 km/h angefahren, komme es in 8 von 10 Fällen zum Tod. Bei 50 km/h hingegen würden 2 Fälle mit einem Todesfall enden. „Der Unterschied von 15 h/h entscheidet also darüber, ob 8 von 10 Fußgängern überleben oder sterben“, erklärte Jäger. Zudem entstehe bei einem Opfer Wut, Leid und Trauer bei 100 anderen Menschen, wie Familienmitglieder, Bekannten, Unfallverursacher und Rettungskräften.

Mehr und offenere Kontrollstationen
Um diese Zahlen spürbar zu senken, setzten die 47 Polizeibehörden des Landes nun auf neue Strategien bei der Geschwindigkeitskontrolle. Die Kontrollen sollen transparenter, flexibler, präventiver und zahlreicher durchgeführt werden. Die Behörden setzen verstärkt auf offene Kontrollen. Statt ziviler Fahrzeuge werden zukünftig vermehrt die blau-silbernen Fahrzeuge der Polizei eingesetzt und statt 8 Beamten, betreuen lediglich 2 Polizisten die Radarstation. Dadurch sollen mehr personelle Ressourcen freigesetzt werden und Kontrollen jenseits der Unfallschwerpunkte ermöglicht werden. Von mehr sichtbaren Radarstationen erhoffe sich die Polizei eine stärkere Einflussnahme auf die Autofahrer. „Unfälle werden von Menschen verursacht, weil sie Regeln missachten.“, sagte Innenminister Jäger. Es komme darauf an diese zum Einhalt dieser Regelungen zu bewegen.


Der Polizeibeamte Kratzenberg, Polizeipräsident Wolfgang Albers und Innenminister Ralf Jäger

Orte und Zeiten der Kontrollen im Internet einsehbar
Ab sofort können die Kontrollstellen auf den Websiten der zuständigen Polizeibehörden und Kommunen veröffentlicht. So können sich die Autofahrer auf mögliche Kontrollen einstellen und vorausschauender fahren. Das sei jedoch keine Einladung zum Rasen auf anderen, nicht aufgeführten Strecken, betonte Jäger. Nach wie vor gebe es auch unangemeldete Kontrollen mit zivilen Fahrzeugen. An welchen Stellen die Radarstationen zum Einsatz kommen, entscheiden die Polizeibehörden selbst. Durch die erhöhten Personalmöglichkeiten soll es auch vermehrt möglich sein, auf die Standortvorschläge von Bürgern einzugehen, erklärte der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers.

Auch Fußgänger und Radfahrer in der Pflicht
Aber auch das Verhalten von Fußgängern und Radfahrern soll zukünftig stärker kontrolliert und bei Verstößen konsequent geahndet werden. Diese für die Polizeibeamten oft unangenehme Aufgabe stoße oft auf Unverständnis, sei aber ebenso notwendig, sagte Jäger. „Ich habe den ganz subjektiven Eindruck, dass sich immer weniger Radfahrer und Fußgänger an die Verkehrsregeln halten“, erklärte er. Es komme daher darauf an einerseits die Geschwindigkeit in den Straßen zu reduzieren und die anderen Verkehrsteilnehmer ihrerseits auf ein korrektes Verhalten hinzuweisen. Mehr Kontrollen seien notwendig und dienten der Sicherheit. „Weniger Opfer sind unser Erfolg – nicht mehr Knöllchen!“, betonte Jäger.

[Björn Bourry für Report-K.de – Kölns Internetzeitung]