Der offene Brief im Wortlaut:

Offener Brief:
Herrn Oberbürgermeister Jürgen Roters
und die Herren Fraktionsvorsitzenden von SPD, CDU, FDP
und Frau Vorsitzende von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Verehrter Herr Oberbürgermeister, sehr verehrte Frau Moritz, sehr geehrte Herren, in großer Sorge um die Denkmalpflege in Köln erlaube ich mir als Zeitzeuge Sie zu bitten, diesen meinen Zeilen Ihre Aufmerksamkeit zu schenken.Vor 87 Jahren wurde ich in der nördlichen Altstadt „Im Krahnenhof/Unter Krahnenbäumen“ in der Pfarrei St. Kunibert geboren.

Meine Familie war bereits über Generationen in der Altstadt ansässig. Schon als Kind waren mir die romanischen Kirchen in Köln ein Begriff, mein Großvater war Kirchenmaler und machte mich mit den Schätzen dieser einmaligen Kirchen bekannt. Als Soldat im Zweiten Weltkrieg erlebte ich den schwersten Angriff auf Köln am 31. Mai 1942. Ich war zu diesem Zeitpunkt zu einem Kurzurlaub in Köln. Als ich 1946 aus der französischen Kriegsgefangenschaft geflohen und in Köln ankam, war ich zutiefst erschüttert über den grauenhaften Anblick der fast pulverisierten Altstadt meiner Vaterstadt. Ich sah die Zerstörung der romanischen Kirchen mit Grauen, Entsetzen und tiefster Trauer und musste in den folgenden Jahren miterleben, mit wie wenig Sinn und Engagement die Verantwortlichen mit den Ruinen der romanischen Kirchen umgingen. Es sei erwähnt, dass das Bauaufsichtsamt nur mit sogenannten „131-er“ besetzt war. Es waren also Beamte, fast ausschließlich aus Mittel- und Ostdeutschland, die als frühere NSDAP-Beamte weiterbeschäftigt wurden. Von Köln hatten sie nicht die mindeste Ahnung, oder etwa Verständnis für die romanischen Kirchen. Es war das große Verdienst der Erzdiözese Köln und ihres unvergessenen Erzbischofs Kardinal Frings, dass mit dem sorgfältigen Wiederaufbau aller romanischen Kirchen begonnen wurde.

Es gab auch Kräfte in der Politik, die sich bemühten, das Umfeld dieser Kirchen würdevoll zu gestalten. Allmählich aber ließ die strenge Beachtung des Umfeldes nach, konnte sich aber in den meisten Fällen durch die damalige Denkmalpflege energisch durchsetzten. Vor etwa 8 Jahren gründete ich das „Aktionsbündnis Stadtbaukultur“, das sich für eine Beachtung der denkmalpflegerischen Notwendigkeiten der romanischen Kirchen vehement einsetzt und eine Höhenbegrenzung verlangte. Und nun ist es zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der jetzigen Denkmalpflege bezüglich der Basilika St. Gereon gekommen. Der Pfarrer dieser Basilika sah sich gezwungen juristisch vorzugehen und errang einen Erfolg. Dessen ungeachtet beharrt die Kölner Denkmalpflege, sprich die Leiterin Frau Dr. Renate Kaymer, auf eine Aufstockung im Sichtbereich der Kirche. Ihre fast als unsinnig zu nennende Erklärung, die Kirche St. Gereon sei so schön und keine irgendwie geartete Umbauung könnte diese Schönheit mindern. In einer unglaublichen Arroganz setzte sie sich über das Urteil des Verwaltungsgerichts Köln hinweg. Unverständlich für alle Wissenden bleibt auch, dass sich die untere Denkmalbehörde über das Urteil von Herr Prof. Mainzer hinweggesetzt hat. Es dürfte ihnen allen doch bekannt sein, dass es die romanischen Kirchen sind, die die Kölner Altstadt prägen und Köln zu dem machen, was es ist. St. Gereon ist darüber hinaus im wahrsten Sinne des Wortes weltbekannt und weltberühmt. Ein weiterer Zeitzeuge, der sich um Köln hochverdient gemacht hat, dessen Familie über Generationen in Köln führend tätig war, hat mir Mut gemacht, Ihnen meine Sorgen vorzutragen. Ich bitte Sie inständig, machen Sie sich die Bedenken des Kölner Gerichtes und der Unterzeichner zu eigen und nehmen Sie die Berufung zurück.
Mit sorgenvollen Grüßen
Hanns Schaefer
Jan Brügelmann

PS: Nachfolgende Persönlichkeiten schließen sich meiner Bitte an: Prof. Peter P. Canisius, Prof. Dr. Hiltrud Kier, Dr. Max-Leo Schwering, Dr. Ulrich Krings, Thomas van Nies, Dr. Johannes Beines, Dr. Wolfgang Stöcker, Dr. Winfried Hamelbeck, Prof. Gerhard Herkenrath, Prof: Dr. Norbert Trippen, Christoph Kuckelkorn, Dr. Günther Stracke, Dr. Reinhard Reinemann

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