Köln | Die Stadtverwaltung Köln wird in Zukunft ein neues Logo verwenden: für den Briefkopf oder als Emblem auf der Arbeitskleidung. Jedoch werden die Türme des Domes darauf nicht mehr zu sehen sein. Für viele Menschen der Stadt ist diese Entscheidung überhaupt nicht nachzuvollziehen. Michael Hirz macht sich in dem nachfolgenden Text seine Gedanken über die Entscheidung.

Mit einem neuen Signet will die Stadtverwaltung Köln sich einen zeitgemäßeren Anstrichgeben – zumindest nach außen also modern und leistungsfähig erscheinen. Köln wäre nicht Köln, würde nicht aus einer beabsichtigten Lösung ein neues Problem. Denn das überarbeitete Signet verzichtet auf die stilisierten Domtürme – mithin auf das zentrale Alleinstellungsmerkmal der Stadt.

Wer immer Oberbürgermeisterin Henriette Reker beraten haben mag, er kann es nicht gut mit ihr gemeint haben. Denn sofort erhob sich ein Protest gegen diese wenig instinktsichere Idee, angeführt vom Alt-Oberbürgermeister Fritz Schramma über den Präsidenten des einflussreichen Dombau-Vereins Michael Kreuzberg bis hin zu Kölsch-Rocker Peter Brings. Der nachgereichte Hinweis, es handele sich nur um das Signet der Stadtverwaltung, ein Standort-Logo für die „Stadt Köln in ihrer Gesamtheit“ werde auf das markante Profil der Domtürme nicht verzichten, vermochte nicht zu beruhigen.

Dass es sich nicht nur um eine sentimentale Gemütsaufwallung von Lokalpatrioten handelt, macht Michael Kreuzberg deutlich: „Von der Verwaltungspost bis zum Markenauftritt nach draußen braucht es eine Einheitlichkeit. Dieses Prinzip wird hier verletzt. Das verstößt gegen jedes Gebot einer angestrebten Corporate Identity“, formuliert er sein Unverständnis. In diesem Urteil wird er von Walter Brecht, einem international erfahrenen Markenspezialisten, bestätigt: „Das wirkt wie ein hastig nachgeschobenes Argument“ – mithin wenig glaubwürdig.

Als langjähriger Chef von Verwaltungen – erst als Bürgermeister von Brühl, dann als Landrat des Rhein-Erftkreises – kennt Kreuzberg aus eigener Erfahrung solche Prozesse gut. Auch einen anderen heiklen Punkt sieht er, wenn die Stadt-Bürokratie mit einem eigenen Signet operiert: „Damit entsteht die Gefahr, dass die Verwaltung sich separiert, noch mehr meint, sie sei eine eigene Welt.“

Auch dürfte nicht der Eindruck bei den Bürgerinnen und Bürgern entstehen, „ihre Stadtverwaltung ist etwas anderes als ihre Stadt.“ Es zeuge im Übrigen, merkt er ironisch an, schon von einem enormen Selbstbewusstsein der Stadt, in einem Logo den Hinweis auf die weltweitberühmte Kathedrale zu verzichten. Andere Städte wie Berlin mit dem Brandenburger Tor kämen wohl kaum auf die Idee.
Man könnte sich fragen, warum ein neues Signet eine solche Erregungswelle provoziert.

Aber was auf manchen wie ein Sturm im Wasserglas wirkt, legt ein offensichtlich tiefer sitzendes Unbehagen frei. Eine generelle Unzufriedenheit mit der Stadt und ihrer politischen Führung. Der Eindruck, dass Köln hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, sein Potential nicht ausreizt, die PS nicht auf die Straße bringt. Es kann sein, ist sogar wahrscheinlich, dass sich die Aufregung über das neue Signet nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder legt, wie Marken-Experte Walter Brecht vermutet. Aber das Unbehagen, so steht zu befürchten, wird bleiben.

Der Autor Michael Hirz gehört dem Vorstand des Kölner Presseclubs an. Zuvor war der Journalist und Moderator u.a. als Leiter der Fernseh-Abteilung Kultur im WDR und als Programmgeschäftsführer des Fernsehsenders Phoenix tätig. Der Beitrag stammt aus dem Newsletter des Kölner Presseclub, den Sie hier abonnieren können.