Mythos Olympia
776 v.Chr. beginnt die Olympische Zeitrechnung. Seit dieser Zeit hielt man den Sieger des Stadionlaufs (bis 724 v.Chr. einzige Olympische Disziplin) fest. Es ist aber zu vermuten, dass die Anfänge viel weiter zurückreichen. Über den Ursprung der Spiele zirkulieren eine Reihe von Mythen und Legenden. Pindarus, ein griechischer Dichter, der zwischen ca.518 bis 446 v.Chr. lebte, schreibt in seiner ersten Olympischen Ode über die Legende von Pelops. In dieser Ode wird über den König Oinomaos berichtet. Dieser versprach demjenigen seine Tochter Hippodameia zur Frau, dem es gelingen würde, ihn zuvor in einem Wagenrennen zu besiegen. 13 Männer hatten dies schon versucht, bevor Pelops, ein Prinz aus Kleinasien, Oinomaos herausforderte. Mit Hilfe eines goldenen Wagens und mit Flügeln versehenen Pferden besiegte er den König und gewann Hippodameia zur Frau. Nach seinem Tod veranstalteten man ihm zu Ehren Olympische Spiele. Unzweifelhaft ist die Verbindung der Spiele mit dem Zeus-Kult. Ihm zu Ehren fanden die Spiele statt, er war der Schirmherr. Der Ursprung der Spiele wird sich nicht mehr finden lassen, zuviel ist hierbei Mythos, Legende und Theorie. Es gibt zur Zeit keine handfesten Beweise.

Iphitos erfindet die Olympischen Spiele
776 v.Chr. versuchte der König Iphitos aus dem dörflichen Pelopsfest ein weltweit angesehenes Sportfest zu machen, um seinen Reichtum zu mehren. Bevor er diese Neuerung jedoch vornahm, vergewisserte er sich beim Orakel von Delphi, ob sein Vorhaben von Erfolg gekrönt sei. Der Orakelspruch unterstütze seine Hoffnung und versprach ihm einen großen Vorteil von dem Plan, die Spiele auszubauen. Dank des Orakels führte Iphitos folgende Veränderungen durch:

a) Der Gottesfrieden
Athleten und Zuschauer, die von weit her kamen, setzten sich großen Gefahren aus, um in Olympia dabei zu sein. Kriege, Räuber und Piraten machten den Reisenden am meisten zu schaffen. Aus diesem Grund schloss Iphitos einen Vertrag mit Kleosthenes, dem König des benachbarten Pisa, und dem spartanischen König Lykurg, dem sich alle Teilnehmerstaaten anschließen mussten. In diesem Vertrag verpflichteten sich die Vertragspartner zu Folgendem: An dem Tag, an dem die Herolde (Boten) bei Ihnen die Spiele ankündigten, unterbrachen sie alle Kriege und setzten keine neuen Soldaten in Marsch. Jeder Staat war verantwortlich für die Sicherheit der Olympiabesucher und Athleten.
b) Der Vier- Jahres- Zyklus
Damit die Spiele den Nimbus des Außergewöhnlichen erlangten, setzte Iphitos einen Zyklus von vier Jahren fest. Denn niemand würde Jahr für Jahr die Strapazen einer langen Reise auf sich nehmen.

Die Herolde kündigen die Olympischen Spiele an
Da viele griechische Staaten unterschiedliche Jahresanfänge hatten — für die einen begann das Jahr im Frühjahr, für die anderen im Sommer — wurden Herolde ausgeschickt. Diese kündigten die Spiele an und bestimmten zudem auch noch die Zeit, an dem Frieden herrschen sollte. Die ersten Olympischen Spiele waren ein großer Erfolg. Zwar kamen die Athleten aus der näheren Umgebung von Elis, aber dafür waren viele Zuschauer von weit her angereist. Sie erzählten dann zu Hause von den großartigen Spielen, die in Olympia stattfanden. Die Wettkämpfe selbst waren hierbei nicht dass Wichtigste. Vielmehr standen die religiösen Veranstaltungen, der Handel und das sonstige Geschehen im Mittelpunkt. Mit der Hinzunahme von weiteren Wettbewerben stieg die Attraktivität der Spiele. Sie etablierten sich zu dem bedeutendsten Fest der Welt. Das Orakel von Delphi hatte sich also bewahrheitet. Andere Städte versuchten daraufhin, die Idee des Iphitos zu kopieren. In Korinth hielt man zu Ehren des Poseidons Isthmische Spiele ab. Zu Ehren des Apolls fanden in Korinth Pythische Spiele statt und in Nemea wurde zu Ehren Zeus die Nemeischen Spiele gefeiert. An allen genannten Wettkämpfen durften Griechen aus aller Welt daran teilnehmen. Die Spiele wurden ‘‘panhellenisch“.

c) Der Ablauf der Spiele
472 v.Chr. fand eine entscheidende Neuerung der Organisation der Spiele statt. In der Frühzeit dauerten die Spiele nicht mal länger als einen Tag. Durch die Zunahme von immer mehr Disziplinen ins Sportprogramm und der Anmeldung von immer mehr Athleten zu den Wettbewerben war man gezwungen, zu handeln. Hier eine Liste der Agone (griechisch παγκράτιον Allkampf, Gesamtkampf) und wann sie ins olympische Programm aufgenommen wurden:
    1 Stadionlauf
  14  Doppellauf
  15  Langlauf
  18  Fünfkampf und Ringkampf
  23  Faustkampf der Männer
  25  Wagenrennen (Viergespann)
  33  Pankration und Reiten
  37  Wettlauf und Ringen der Knaben
  38  Fünfkampf der Knaben (nur einmal)
  41  Faustkampf der Knaben
  65  Waffenlauf der Männer
  70  Wagenrennen mit Maultieren
  71  Kalpe (Reiten auf Stuten)
  93  Wagenrennen mit Zweigespann
  99  Wagenrennen mit Fohlen (Viergespann)
128  Wagenrennen mit Fohlenzweigespann
131  Fohlenreiten

145  Pankration der Knaben

(Beispiel zum lesen der Liste: Bei den 15 Olympiade wurde der langlauf ins olympische Programm aufgenommen)

So wurden fortan wahrscheinlich sechs Tage für die Durchführung der Wettkämpfe, kultischen Handlungen und Siegerehrungen festgesetzt. Das Programm der Olympischen Spiele gestaltete sich demnach folgendermaßen: Einen Monat vor dem Beginn der Spiele mussten sich die Athleten in Elis bei den Hellanodiken melden. Danach folgte ein vierwöchiges, obligatorisches Trainingslager. Dies diente zur Sicherstellung der körperlichen Fitness der Wettkämpfer. Nach Beendigung des Trainingslagers zogen die Athleten, ihre Trainer und Angehörigen, die Festgesandtschaften der einzelnen Poleis, die Hellanodiken und ein Teil der Zuschauer in einer feierlichen Prozession von Elis ins etwa 60 Kilometer entfernte Olympia. Für diesen Strecke benötigte man zwei Tage. Am Ende des ersten Tages wurde an der Quelle Piera Rast gemacht. Dort opferten die Hellanodiken ein Schwein und zogen sich einer rituellen Reinigung im heiligen Wasser durch. In Olympia angelangt, wurde von der Festversammlung Zeus ein Opfer dargebracht. Vor der Statur des Zeus, die den Beinamen Horkios trug, mussten dann die Athleten und deren Betreuer schwören, dass sie sich keinen Verstoß gegen die olympischen Regeln zuschulden kommen lassen würden. Dabei opferten sie einen Eber.   

Der Ablauf der olympischen Wettkampftage
Am ersten Tag fanden die Wettkämpfe der Trompeter und Herolde statt, diese bildeten den Auftakt der Spiele. Der zweite Tag war für die Wettkämpfe der Jugendlichen reserviert (Stadionlauf, Ringen und Faustkampf. Pankration (griechisch αγων, „Kampf“, „Wettkampf“, „Wettstreit“)kam erst 200 v.Chr. dazu.). Am dritten Tag fanden vormittags die hippischen Agone statt. Nachmittags wurde im Stadion der Fünfkampf ausgerichtet. Zum Ende des Tages wurden den mystischen Helden Achill und Pelops das traditionelle Totenopfer dargebracht. Mit dem vierten Tag erreichten die Festspiele mit dem sogenannten Hekatomben- Opfer ihren kultischen Höhepunkt. Dabei wurden mehr als 100 Rinder zum Altar des Zeus geführt und ihm zu Ehren geopfert. Im Anschluss der Opferung wurde ein Festschmaus veranstaltet. Der fünfte Tag brachte vormittags die Laufwettbewerbe. Der Nachmittag die Disziplinen, Ringkampf, Faustkampf, Pankration und Waffenlauf. Am sechsten und letzten Tag der Spiele fanden die Siegerehrungen statt. In einer feierlichen Zeremonie erhielten die Olympioniken einen Kranz aus Zweigen vom heiligen Ölbaum, der vor der Westseite des Zeustempels stand.

Wer durfte Teilnehmen?
An den Olympischen Spielen durften nur Griechen teilnehmen. Nichtgriechen, Sklaven, Sportler auf die ein Schwerstverbrechen lastete (z.B. Mord, Tempelraub) und Frauen waren nicht startberechtigt. Auch Athleten, deren Heimatstadt aus bestimmten Gründen für die Spiele gesperrt war, durften nicht teilnehmen.

Schiedsrichter wachen über olympische Regeln
Verantwortlich für die Einhaltung der Olympischen Regeln waren die Hellanodiken (Wettkampfrichter). Die zehn Hellanodiken wurden zehn Monate vor Beginn der Spiele ausgelost und in das Regelwerk eingearbeitet. Sie mussten schwören, ihr Urteil nach Recht und ohne Geschenk abzugeben. Alle Hellanodiken waren ehrenamtlich tätig und fast immer Aristokraten. Sie entschieden über die Teilnahme und Sanktionen von Athleten. Das Strafmaß reichte von körperlicher Züchtigung über Geldbuße bis zum Ausschluss des Athleten oder sogar der ganzen Polis. Zur körperlichen Züchtigung diente in den meisten Fällen die Peitsche. Sie bekamen die Athleten zu spüren, wenn sie zum Beispiel beim Sprint zu früh los liefen oder dem Gegner ein Bein stellten. Ferner bestimmten die Hellanodiken die Zusammenstellung der Kämpferpaare, die Besetzung der Vorläufe und die Einteilung der Altersklassen. Aufgrund der fehlenden "Ausweispapiere" konnte sich eine solche Einteilung als sehr schwierig erweisen, ob der Athlet bei den “Jugendlichen“ oder den “Erwachsenen“ starten sollte. Die Schiedsrichter konnten den Kämpfern Glauben schenken, ihn nach seinem Aussehen beurteilen und klassifizieren oder eine dritte Person  um Rat fragen.

Die Wettkämpfe im Einzelnen
Wettkampf der Herolde und Trompeter

Ab 396 v.Chr. fanden die Wettkämpfe der Herolde und Trompeter in Olympia statt. Sie eröffneten die Wettkämpfe. Als Sieger galt derjenige, der die schönste und lauteste Stimme hatte bzw. ein Trompetensignal sehr gut vortragen konnte. Der Sieger durfte entsprechende Aufgaben während der Spiele wahrnehmen.

Die hippischen (gr. hippos = Pferd) Agone-Eine Frau wird Olympiasiegerin
Die Attraktion des dritten Tages waren die Wagen und Pferderennen. In einem feierlichen Einzug traten die Athleten und ihre Pferde ins Hippodrom. Sobald sie an der Richtertribüne vorbeikamen, rief der Herold den Namen des Besitzers, seines Vaters und seiner Stadt aus. Nach den Olympischen Bestimmungen erlangte nicht der Reiter oder der Wagenlenker den Sieg, sondern deren Besitzer. Diese Regel führte dazu, dass eine Frau Olympiasiegerin wurde. Die spartanische Königstochter Kyniska siegte 396 und 392 v.Chr..

Der Fünfkampf (Pentathlon)
708 v.Chr. wurde der Fünfkampf in das Olympische Programm aufgenommen. Er bestand aus folgenden fünf Disziplinen: Diskuswurf, Sprung, Speerwurf, Laufen und Ringen.

1) Diskus
Gemessen wurde die Weite bis zu der Stelle, wo das Wurfgerät liegen blieb. Markiert wurde das ganze mit Pflöcken. Die Technik des Werfen dürfte sich wohl von der heutigen nicht allzu viel unterschieden haben. Der Diskus bestand  aus Erz oder Bronze, hatte einen Durchmesser von 17-34 Zentimetern, war zwischen 5 und 17 Millimetern dick und hatte ein Gewicht von 1,3 bis 6,6 Kilogramm.
2) Weitsprung
Die zweite Disziplin war das Springen. Er unterscheidet sich von unserem heutigem Weitsprung dadurch, dass die Springer “Sprunggewichte“ nutzten. Diese sogenannten “Halteren“ bestanden aus Stein oder Blei, ihre Form veränderte sich im Laufe der Zeit mehrfach. Sie sollten die Sprungweite vergrößern, die Flugphase stabilisieren und die Landung in den Stand sicherer machen. Der antike Sprung war ein Mehrsprung, also eine zusammenhängende Reihe von Sprüngen aus dem Stand und wieder in den Stand zurück. Bei dieser Technik und Durchführung des Springens erreichten Athleten mehr als 16 Meter.
3) Speerwurf
Beim Speerwurf kam es wie bei den vorherigen Disziplinen auf die Weite an. Der Speer hatte ungefähr Körperlänge. Der Werfer nutze den Antrieb einer Schlaufe, in der er beim Wurf Zeige- und Mittelfinger hineindrehte. Die Schlaufe war nahe dem Schwerpunkt des Speers festgebunden. Somit konnten erhebliche Weiten erzielt werden. 
4/5) Laufen und Ringen
Beide Disziplinen wurden nur ausgetragen, falls sich in den obigen erwähnten Wettkämpfen kein Sieger herauskristallisiert hatte. Es wird angenommen dass der Lauf ein einfacher Stadionlauf war. Beim Ringkampf musste der Gegner dreimal zu Fall gebracht werden. 

Die Ermittlung des Siegers im Fünfkampf
1) Hatte ein Athlet die ersten drei Übungen siegreich bestritten, fiel ihm der Gesamtsieg zu.
2) Derjenige, der in den ersten drei Disziplinen schlechter plaziert war als ein und derselbe Mitbewerber, schied aus.
3) Alle Athleten, die keine dreifache Niederlage erlitten hatten, erreichten die vierte Disziplin (Lauf). Danach wurde verfahren wie unter Punkt 2.
4) Die Athleten die immer noch teilnahmeberechtigt waren, kämpften im K.O.- System (Ringen) um den Gesamtsieg.

Die Laufdisziplinen-Laufen mit voller Rüstung
Die Laufdisziplinen bestanden aus Stadionlauf, Doppellauf, Langlauf und Waffenlauf. Sie wurden im Stadion abgehalten. Das Stadion von Olympia hatte eine Länge von 192,28 Metern. Die Laufbahn bestand aus Ton und Erde, auf der eine Sandschicht gestreut war. Die Startlinie wurde durch eine Startschwelle markiert. Zirka 20 Schwellen befanden sich, entsprechend der Laufbahn, nebeneinander. Das Ziel lag im Westen des Stadions. Da es nur eine Bahn in eine Laufrichtung gab, musste man bei längeren Strecken hin und her laufen. Sobald das Trompetensignal zum Start erklang, wurde in gebückter oder in kauernder Haltung mit vorgestreckten Armen gestartet. Die Hellanodiken bestimmten den Sieger durch Mehrheitsentscheidung. Der Stadionlauf führte über die Länge eines Stadions, Der Doppellauf über die doppelte Länge. Hierbei mussten die Athleten auf der Hälfte der Strecke wenden, weil es im Stadion keine Rundbahnen gab. Es wird vermutet, dass jeder Läufer seine eigenen Wendepfahl hatte, an denen er herumlaufen musste sowie seine eigenen Bahn. Den Langlauf gibt es seit 720 v.Chr. eingeführt. Die Strecke betrug 20 Stadien (ca. 4.000 Meter). Der Waffenlauf wurde 520 v.Chr. eingeführt. Ursprünglich liefen die Athleten in voller Rüstung, das heißt mit Helm, Beinschienen, Speer und Schild. Mit der Zeit versportlichte sich der Wettkampf zunehmend und man musste nur noch Held und Schild tragen.

Die Kampfsportarten-Kampf bis zum K.O. 
Ausgetragen wurden die Kampfsportarten auf einer sandigen Fläche im Stadion. Es gab weder eine Flächen- noch eine zeitliche Begrenzung. Der Kampf wurde ohne Pause bis zum K.O. oder der Aufgabe eines Wettkämpfers ausgetragen. Bei einem Unentschieden wurde der Siegeskranz dem Gott Zeus geweiht. Die Kampfpaare wurden durch Losen, aus einer Urne bestimmt. Bei einer ungeraden Zahl an Kämpfern erhielt ein Athlet bei der Auslosung ein Freilos. Somit musste er in der nächsten Runde nicht kämpfen. In der nächsten Runde war er vom Ziehen des Freiloses ausgeschlossen. So konnte ein Kämpfer nie zweimal hintereinander ein Freilos erhalten. Besonders Stolz waren diejenigen Athleten, die ohne Freilos den Wettbewerb gewannen. Den großen Ruhm kam aber denen zu Teil, die einen Wettbewerb gewannen ohne überhaupt gekämpft zu haben. Ein kampfloser Sieg spiegelte die Überlegenheit eines Kämpfers wider, gegen den sich niemand traute, anzutreten.

Ringen-Fast alles war erlaubt
Ringen wurde 708 v.Chr. ins Programm aufgenommen. Der Ringkampf gehörte zum Standkampf. Ziel war es, den Gegner so aus dem Gleichgewicht zu bringen, dass er mit einem Körperteil oberhalb des Knies den Boden berührte. Außer Verdrehen der Gelenke, Schlagen, Würgen, Treten u.ä. war alles erlaubt. Aptos durfte sich derjenige nennen, der in einem Kampf kein einziges Mal umgefallen war. Anzumerken ist hierbei noch, dass es keine unterschiedlichen Gewichtsklassen gab.

Faustkampf-Boxen mit Lederriemen 
688 v.Chr. wurde der Faustkampf ins Olympische Programm aufgenommen. In der Antike boxte man mit Lederriemen. Um die Finger zu stützen waren diese sowohl um die Hand und um die Handgelenke gewickelt. Ab 400 v. Chr. wurden  aus den weichen Lederriemen härtere und schärferer Riemen. Diese waren wie ein Handschuhe geformt und auf den Knöchel war ein scharfkantiges und hartes Lederstück eingearbeitet. Die neuen Handschuhe sollten nicht nur die Schlagwirkung erhöhen, sondern auch die Deckung verbessern. Kratzen, Treten und Kopfstoßen war auch hier, wie beim Ringen, verboten. Es wurde solange gekämpft, bis einer aufgab oder K.O. ging. Der griechische Dichter Theokrit (lebte um 270 v. Chr.) verdeutlicht mit seinen Beschreibungen wie brutal und blutig es bei solchen Kämpfen zuging: 
„Doch der trat hierhin und dorthin zur Seite, der Sohn des Zeus, schlug ihm mit beiden Fäusten im Wechsel die Haut auf und stoppte den Sohn des Poseidon in seinem Andrang, so überwältigt er auch war. Er blieb stehen, wirr von den Schlägen, und spuckte rotes Blut aus. …. Die Augen hatten sich verengt, da das Gesicht angeschwollen war. Ihn brachte der Herr durcheinander, indem er von überall mit den Händen Scheinattacken vortäuschte. Aber als er merkte, daß er hilflos war, schlug er ihm mit der Faust mitten über der Nase auf die Braue und riß ihm die ganze Stirn auf bis zum Knochen. Doch der, getroffen, streckte sich rücklings hin in den blühenden Blumen. Da wurde der Kampf grimmiger, als er sich wieder aufgerichtet hatte, und sie versuchten einander zu vernichten durch Schläge mit den harten Riemen. …. Der danach verlangend, eine große Tat zu vollbringen, ergriff mit seiner Linken die linke Hand des Polydeukes, schräg aus der Vorlage geneigt, und schleuderte, mit dem anderen Fuß vortretend, aus der rechten Flanke seinen breiten Arm. Und hätte er getroffen, hätte er dem König von Amyklai verletzt; aber der tauchte mit dem Kopf darunter weg und versetzte ihm zugleich mit der festen Hand einen Schlag unter die linke Schläfe und stemmte sich mit der Schulter hinein. Schnell ergoß sich dunkles Blut aus der Schläfe, wie sie aufklaffte. Mit der Linken traf er den Mund, und es krachten die dichtstehenden Zähne. Mit einen immer heftigeren Trefferhagel verwüstete er das Gesicht, bis ihm die Wangen zerdrosch. Der  Länge nach lag er auf der Erde, geistesabwesend, und hielt, den Wettkampf aufgebend, beide Hände zusammen hoch, denn dem Tod war er nahe.“     

Pankration-Den Gegner zur Aufgabe zwingen
648 v.Chr. wurde diese Disziplin eingeführt. In der Zuschauergunst entwickelte sich diese Sportart zu den populärsten schwerathletischen Agon. Gekämpft wurde nicht nur im Stand, wie bei den anderen beiden Kampfsportarten, sondern auch am Boden. Alles außer Beissen und Graben (Graben ist wahrscheinlich das Bohren eines Fingers in die Augen- oder Mundhölen, oder andere Körperweichteile) war erlaubt, um seinen Gegner zur Aufgabe zu zwingen. Ringer sollten deshalb besonders schmerzverachtend sein, um folgende Dinge auszuhalten: Boxhiebe, Ringergriffe, Tritte und Stöße mit Knie und Fuß, Umdrehen von Gelenken, Brechen von Knochen, Würgegriffe, Tritte in die Genitalien und / oder Niedertrampeln.

Tod eines Pankratiasten
Der Tod eines Pankratiasten, beschrieben vom griechischen Schriftsteller Pausanias (* um 115 n. Chr.; † um 180 n. Chr.), verdeutlicht, mit welcher Intensität die Kämpfe bestritten wurden: Der zweimalige Olympiasieger Arrhichion hatte in seinem Endkampf einen starken Kontrahenten, der ihm alles abverlangte. Während des Kampfes gelang es diesen bei Arrhichion einen Scherengriff um die Taille anzuwenden. Während er also die Schenkel gegen die Leiste presste und somit enorme Druck auf dessen Unterleib ausübte, drückte er gleichzeitig den Arm gegen Arrhichions Kehle und würgte ihn bis zur Bewusstlosigkeit. Eigentlich hätte Arrhichion in seiner lebensbedrohlichen Lage aufgeben müssen. Doch angetrieben von seinem Trainer, holte er das Letzte aus sich heraus. Es gelang ihm, in einer letzten Attacke dessen Fuß zu packen und einen Zeh zu verrenken. Sein Gegner gab daraufhin den Kampf vor Schmerz auf. Im selben Moment jedoch starb Arrhichion unter dem Würgegriff seines Gegners. Die Hellanodiken erklärten Arrhichion zum Sieger, da er seinen Gegner zur Aufgabe gezwungen hatte. Dies ist ein Stück Olympische Ruhmesgeschichte, die in mehreren Überlieferungen vorliegt. 

Nie mehr endender Ruhm für einen Olympiasieger
Der griechische Dichter Pindaros (* 522 oder 518 v. Chr.; † kurz nach 445 v. Chr.) drückt mit seinen Worten was einen Olympiasieger durch einen Sieg erlangen konnte: „ Nimmer verlöschender Ruhm hat, wer deine herrliche Zier als Krone trägt.“ Ein Olympiasieg war die beste Möglichkeit berühmt und gefeiert zu werden. Doch nicht nur der Athlet alleine gewann Anerkennung und Ruhm. Auch seine Polis (πόλις, Plural: póleis / Bezeichnung für einen antiken griechischen Stadtstaat) gewann an Ruhm und Anerkennung, denn bei der Siegerehrung wurde neben den Namen des Olympioniken, der seines Vaters, auch seine Heimatstadt ausgerufen. Wer seine Heimat am Alpheios würdig vertrat und als siegreicher Olympionike nach Hause kam wurde mit einem Triumphzug empfangen. In manchen Städten war es sogar Brauch eine Bresche in die Stadtmauer zu schlagen, durch die der Athlet in die Stadt zog. Dies war ein Symbol dafür, daß man keine Mauer mehr brauchte, wenn eine Polis solch einen Bürger in den Reihen hatte.

Weiter anerkennende Maßnahmen der Stadt waren:
– Verleihung der Ehrenbürgerrechte
– Befreiung vom Militärdienst
– Verleihung der Prodie ( der Athlet erhielt Ehrenplätze im Theater zugesprochen)
– Unentgeltliche Speisung auf Lebenszeit
– Der Olympionike erhielt Diplomatische Aufträge von der Polis. Dies sollte den Gesprächspartner beeindrucken, um die Position der Stadt besser durchsetzen zu können
– Betreuung mit politischen Ämtern

Olympiasieger-Recht auf ein Standbild
Einem Olympiasieger stand das Recht zu ein Standbild in Olympia zu errichten. Bei dreimaligen Siegen durfte es ein Porträtbild aufstellen. Meist wurden diese Statuen von der Polis finanziert. Da der Olympionike ein Statussymbol der Heimat war, wurde er staatlich gefördert. Anders hingegen sah es mit Olympiaverlierern aus: Sie wurden verhöhnt und verspottet, denn sie hatten Schande über ihre Heimatstadt gebracht.  

Betrug bei Olympia
Zwischen Metroon und Echohalle am Fuße der Schatzhausterasse standen die Zeus-Statuen. Jeder Athlet musste, um ins Stadion zu gelangen, an den bronzenen Statuen vorbeigehen. Diese Statuen nannten die Einheimischen „Zanes“ (Plural der Dialektbildung Zan für Zeus). Sie waren aus Strafgeldern, die die Hellanodiken verhängt hatten, finanziert worden. Jeden Athlet sollten sie als ständige Mahnung an die Einhaltung des Olympischen Eids erinnern. Viel genutzt hat es wohl nicht, denn der Zanes bestand aus insgesamt 16 Standbildern. Die ersten unfreiwilligen Finanziers waren vier Faustkämpfer. Bei der 98. Olympiade im Jahre 388 v.Chr. hatten sie sich verboteneweise über den Sieg abgesprochen. Der Thessalier Eupolos bestach drei Gegner mit hohen Geldsummen. Diese unterlagen ihm dafür bei den Endkämpfen und Eupolos wurden Olympiasieger. Nach Beendigung der Spiele flog der Schwindel auf. Die Hellanodiken durften Eupolos zwar den Titel nicht mehr aberkennen, verurteilten ihn und die anderen drei Athleten jedoch zu hohen Geldbußen.

Von 776 v.Chr. bis 2008 n.Chr. 
Die “antike“ Geschichte der olympischen Spiele umfaßt mehr als 1100 Jahre. Von 776 v.Chr. bis 393 n.Chr. (Kaiser Theodosius ließ die “heidnischen“ Spiele verbieten). 1896 wurden sie durch Coubertain wieder zum Leben erweckt. Sie sind “heute“ wie “damals“ (776v.Chr.) nicht mehr aus unseren Köpfen wegzudenken. Die Spiele sind das sportliche Topereignis des Jahres. In Peking 2008 werden wieder mehr als 10.500 Sportler aus über 200 Ländern dabei sein, um in 28 Sportarten einen Sieger zu ermitteln. In der Antike waren es gerade einmal fünf Wettkämpfe. Aber nichts destotrotz waren diese sechs Tage Olympia auch das gesellschaftliche Großereignis. Politiker, Philosophen, Dichter und Schriftsteller mischten sich damals unter das normale Publikum. Verkaufsstände und Buden aller Art belebten das ansonsten schlafende Olympia. Den Ruhm, den ein Athlet durch einen Sieg bei Olympia erlangen konnte, war damals wie heute unermesslich hoch. Wer bei Olympia den Siegeskranz mitnahm, hatte so gut wie ausgesorgt. Dieser Ruhm, den ein Sportler erlangen kann, ist es auch, der ihn immer in Verführung bringt, zu betrügen. Ob mit der Einnahme von verbotenen Substanzen oder ein Sportler sich den Sieg erkauft: Es haben und es werden Sportler immer wieder versuchen, mit unerlaubten Mitteln den Sieg zu erringen. Damals wachten die Hellanodiken über die Einhaltung der Regeln. Heute ist es der IOC. Insgesamt betrachtet, sind zwischen den Olympischen Spielen von damals und von heute keinen großen Unterschiede erkennbar — mit Ausnahme der Frauen, die früher nicht dabei sein durften. Es ist das Sportevent, auf das die Welt schaut und wo Sportler alles für einen Sieg geben werden, um in die Geschichte einzugehen.

Johannes Braun für report-k.de/ Kölns Internetzeitung