Rüsselsheim/Bochum | Das Tauziehen um die Zukunft der deutschen Opel-Werke ist vorerst beendet. Geschäftsleitung und Gesamtbetriebsrat einigten sich bei Gesprächen am Donnerstag in Rüsselsheim im Grundsatz auf ein Sanierungsprogramm, wie das Opel-Management und die IG Metall im Anschluss mitteilten. Damit ist das vorzeitige Auslaufen der Fahrzeugproduktion in Bochum schon Ende 2014 vom Tisch.

Laut Vereinbarung soll der Kündigungsschutz bis Ende 2016 verlängert werden. Bis dahin seien Werksschließungen ausgeschlossen. Im Gegenzug sollen die Beschäftigten durch einen Verzicht auf die Auszahlung von Tariferhöhungen einen Sanierungsbeitrag leisten. Insgesamt hat Opel in Deutschland rund 21.000 Beschäftigte, davon rund 3.300 am Standort Bochum.

Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky sprach von einem „klaren Bekenntnis zum Standort Deutschland mit seinen vier Opel-Werken“ in Rüsselsheim, Eisenach, Kaiserslautern und Bochum. Der US-Mutterkonzern General Motors (GM) stehe „voll hinter Opel und sichert die notwendige Finanzierung für die kommenden Jahre zu, bis wir wieder zu eigener Profitabilität kommen werden“, fügte Girsky hinzu.

Für Rüsselsheim und Eisenach gibt es nach Angaben der Beteiligten die Zusage, nach 2015 weitere Modelle zu bauen. Bochum soll nach Auslaufen der Fahrzeugproduktion Autoteile zuliefern und zum Logistikstandort werden. Damit bleiben dort laut Girsky 1.200 Arbeitsplätze erhalten – jeweils 600 in der Komponentenfertigung und im Warenlager. Der in Bochum gebaute Zafira soll bis zum Ende der Produktion weiter vom Band laufen.

Nachtschicht in Bochum fällt weg

Allerdings soll der Vereinbarung zufolge in Bochum wie angekündigt die Nachtschicht im zweiten Quartal gestrichen werden. Für die betroffenen 700 Mitarbeiter soll es Abfindungen und Teilzeitangebote geben. Bochum ist das einzige deutsche Opel-Werk, in dem derzeit noch rund um die Uhr gearbeitet wird.

Mit Neuansiedlungen auf dem Bochumer Werksgelände, wie sie die Initiative „Bochum Perspektive 2022“ vorsieht, könnte nach Schätzung der IG Metall eine weitere mindestens vierstellige Zahl neuer Tarifarbeitsplätze entstehen. Auf die Gründung einer entsprechenden Entwicklungsgesellschaft hatten sich die nordrhein-westfälische Landesregierung und GM Ende 2012 verständigt. Sie soll neue Konzepte für den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen auf dem Werksgelände entwickeln und nun bis Ende März aufgestellt werden.

Die Einigung auf das Sanierungskonzept kam in buchstäblich letzter Minute. Girsky hatte für die bereits seit Monaten laufenden Gespräche mit den Arbeitnehmern eine Frist bis Ende Februar gesetzt. Am Freitag (1. März) tritt als neuer Opel-Vorstandsvorsitzender der frühere VW-Manager und Ex-Chef des Reifenherstellers Continental, Karl-Thomas Neumann, sein Amt an.

Über weitere Details des Sanierungsplans wird nach Angaben der IG Metall aber am Montag weiterverhandelt. „Erst wenn das ganze Paket vorliegt, können wir es unseren Mitgliedern zur Abstimmung stellen“, sagte Gewerkschaftschef Berthold Huber. Daraus soll dann ein Tarifvertrag entwickelt werden, über den die Gewerkschaftsmitglieder zu entscheiden hätten.

Opel war im Vorjahr nach einer Verdoppelung seiner Verluste gegenüber 2011 noch tiefer in die Krise gerutscht. Unterm Strich fuhr GM mit seinem Europageschäft einen Verlust von 1,8 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) ein. Allein in den letzten drei Monaten des Jahres verlor Opel 699 Millionen Dollar. Im gesamten Jahr zuvor waren es 747 Millionen Dollar.

Autor: Frank Bretschneider und Michael Wojtek, dapd
Foto: Symbolfoto