Köln | Wer geglaubt hat, dass es im Jahr der Coronavirus-Krise keine Opernaufführungen gegeben hat, der hat sich geirrt. Das sagt das Magazin „Oper!“ und hat soeben seine Preise für die besten Leistungen der Opernbühnen in der Saison 2019/20 vergeben. Einer der insgesamt zwanzig Preise geht nach Köln.

Ausgezeichnet wird der Chor der Oper Köln als bester Opernchor des Jahres. „Eine Oper im Ausweichquartier fordert Flexibilität und Kreativität von allen Mitarbeitenden, und an der Oper Köln hat sich in dieser außergewöhnlichen Spielzeit besonders der Opernchor in den sich ständig verändernden räumlichen und akustischen Bedingungen der Ersatzspielstätte Staatenhaus durch konstant hohes musikalisches Niveau hervorgetan“, schreibt die Jury in ihrer Begründung. „In Verdis „Trovatore“ lediglich aus dem Off zu glänzen, ist eine besondere Leistung, ebenso wie sich in Brett Deans „Hamlet“ in aufgesplitterten Gruppen ständig über die Bühne zu bewegen. Der Chor der Oper Köln hat Vielseitigkeit und starke Präsenz bewiesen.“

Der Opernchor der Bühnen der Stadt Köln besteht seit fast 200 Jahren als Berufschor. Seit der Spielzeit 2018/19 ist Rustam Samedov
Chordirektor. Der gebürtige Russe begann seine musikalische Ausbildung in St. Petersburg und studierte später an der Hochschule
für Musik „Hanns Eisler“ Berlin.

Als bestes Opernhaus wurde die Staatsoper Hannover geehrt. Der Preis als bester Regisseur ging an Tobias Kratzer, der in Frankfurt (Verdi: „Macht des Schicksal“), Bayreuth (Wagner: „Tannhäuser“), Lyon und London (Beethoven: „Fidelio“) inszeniert hat. Zur besten Dirigentin wurde die junge Oksana Lyniv gekürt, die im nächsten Jahr auch bei den Bayreuther Festspielen zu sehen sein wird. Der auch in Köln bestens bekannte Ersan Mondtag erhält – ein wenig ungewöhnlich – einen Preis als bester Bühnenbildner.

Ohne Namen der Häuser zu nennen, beklagt die Jury auch die „Fantasielosigkeit und passive Opferhaltung der Opernhäuser in der Pandemie. Mit dem Kopf im Sand durch die Krise: Das war leider das Bild, dass viele Opernhäuser vor allem zu Beginn der Pandemie abgaben. Während künstlerische Antworten auf die Einschränkungen des Spielbetriebs von erstaunlicher Fantasielosigkeit, ja Dürftigkeit zeugten, gab der Umgang mit verdienstvollen Künstlern, aber auch anderen freiberuflich tätigen Protagonisten des Opernlebens einen Blick auf erschreckende Abgründe frei. Nicht wenige hochsubventionierte Häuser richteten sich bequem in der Opferrolle ein und forderten die Solidarität von Politik und Gesellschaft, die sie selbst gegenüber ihren verdienstvollsten Mitarbeitern nicht auch nur im Ansatz zeigten.“

Autor: Von Christoph Mohr