Köln | aktualisiert 13:40 Uhr | Die Stadt Köln will Oper und Schauspiel für die kommende Spielzeit 31,9 Millionen und 18,47 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Dies so scheint es, reicht zumindest dem Opernintendanten nicht. Glaubt man Medienberichten*, so hat Laufenberg heute hingeworfen. Zwischen Kulturdezernat und dem Intendanten tobt eine mediale Schlammschlacht, die bundesweit Wellen schlägt.

13:40 Uhr > Wie Kölns Kulturdezernent Georg Quander heute sagte, hat Kölns Opern-Intendant Uwe Eric Laufenberg die Auflösung seines Vertrages angeboten. Die Stadt habe sich bereit erklärt, den Vertrag vorzeitig zu beenden. „Unter welchen Bedingungen das geschieht, ist derzeit noch völlig offen“, erklärte Quander. Ofen ist damit auch, ob Laufenberg etwa eine Abfindung erhält.

Chance ergriffen oder verpasst?

Beide Seiten spielen nicht mit offenen Karten, weder Stadt noch Opernintendant. Beide führen eine Oper auf, inszenieren den Untergang des Abendlandes, wenn am Kölner Offenbachplatz kein Mozart mehr zu hören ist. Es ist an der Zeit, Fakten und Zahlen auf den Tisch zu legen. Und die Medien sind aufgefordert, nicht als Verstärker von Eitelkeiten zu dienen, sondern diese einzufordern. Das System Oper, aber auch des Kulturdezernats sind völlig intransparent und der Intendant fungiert als Sonnenkönig. Wer etwa Zahlen zu Besuchern oder zu der Entwicklung in den letzten Jahren fordert, bekommt keine. Laufenberg waren alle Fakten bekannt, als er in Köln angetreten ist, auch dass er keine Mailänder Scala übernimmt, sondern ein Haus im Umbruch und im Umbau. Er selbst war es, der dies als Chance beschrieben hatte und der die Oper etwa an ungewöhnliche Orte führen und neuen Zielgruppen erschließen wollte.

Damals als Laufenberg begann, spürte man so etwas wie eine Chance, dass hier jemand ist, der dem Muff von 400 Jahren frischen Wind einhauchen könne. Einer, der auch begriff, dass der Umbau der Oper eine Chance ist, wenn man sich aus Traditionen lösen kann. Einer, der auch den Unmut der Hardcore-Traditionalisten, die zum Fliegenden Holländer immer auch ein Schiff sehen wollen, lösen kann. Davon spürte man bislang jedoch wenig. In Realitas präsentierte sich Laufenberg als Traditionalist. Laufenberg spürte keine neuen Orte auf, bewegte nicht durch Inszenierungen, sondern gefiel sich eigentlich immer in der Rolle des Unverstandenen genialen Künstlerintendanten. Mülheim und das blaue Zelt am Rhein wären auch einem Verwaltungsangestellten als Aushilfsspielstätten eingefallen. Und wenn man selbst nicht genügend kreativ ist, kann man einen Locationscout engagieren.

Handelt der Opern-Intendant unsozial?

Laufenberg und die, die mit ihm den Abgesang auf´s Abendland bejaulen, vergessen, dass es in Köln auch soziale Einrichtungen gibt, die aufgrund des fehlenden Zuschusses der Stadt etwa Programme oder Projekte mit Behinderten einstellen müssen. Und da geht es um viel weniger Geld. „Bis 2015 wird die Stadt ihr Ausgabevolumen um weit über 200 Mio. Euro verringern müssen, um wieder einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Daher erwarten wir nicht nur von jedem Leistungsbereich einen konstruktiven Sparbeitrag und die strikte Einhaltung von Haushaltsbeschlüssen des Rates, sondern auch ein seriöses und transparentes wirtschaftliches Gebaren. Das erwarten wir erst recht von einem Bühnenbetrieb mit einer Bilanzsumme von 64 Mio. Euro und der großen Verantwortung gegenüber seinen Beschäftigten. Wir werden das weitere wirtschaftliche Handeln der Bühnen eng kontrollieren“, erklärt Jörg Frank, finanzpolitischer Sprecher der GRÜNEN im Rat. Die CDU Köln kritisierte die Stadt und forderte mehr Geld für die Oper. Mit ihren Pläne würde sie den Zuschuss für die Opern faktisch um drei Millionen Euro kürzen. „Den berechtigten und vertraglich vereinbarten Ansprüchen von Herrn Laufenberg wird somit seitens der Stadt Köln nicht nachgekommen, so dass die Stadt vertragsbrüchig wird. Rot-Grün muss sich nicht wundern, wenn diese Dinglichkeitsentscheidung als ganz klarer Versuch angesehen wird, den Vertrag mit Herrn Laufenberg aufzulösen. Ein für die Stadt Köln entscheidender Qualitätssprung wird somit – bedingt durch das rot-grünen Kulturchaos – sozusagen auf der Überholspur gestoppt“, so Dr. Ralph Elster, kulturpolischer Sprecher der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Köln.

Die Stadt hat zur Situation bei den Kölner Bühnen eine Erklärung abgegeben: „Oberbürgermeister Jürgen Roters hat heute mit einer Dringlichkeitsentscheidung die Betriebsleitung der Bühnen der Stadt Köln ermächtigt, Verträge für die Spielzeit 2012/13 abzuschließen und entsprechende Verpflichtungen im jetzt definierten Rahmen einzugehen. Diese Ermächtigung war notwendig geworden, um die Planungen für die nächste Spielzeit abzuschließen und ihre Durchführung trotz des noch nicht beschlossenen städtischen Haushaltes sicherzustellen. Damit können die Bühnen auch ihre Verpflichtungen gegenüber ihren Abonnenten und den Besucherorganisationen erfüllen.“

Schauspiel und Oper erhalten 51.148.000 Euro aus der Stadtkasse als Zuschuss für die Spielzeit 2012/13. 2012 wird die Stadt für das Interim und die Sanierung der Oper zusätzlich rund 10,2 Millionen Euro investieren. Man habe bei der Finanzierung die Tariferhöhungen, den Mehrbedarf beim Bühnenservice, Mehraufwendungen des Gürzenich-Orchesters und die Zusatzkosten für die Auflösung der Rücklagen bereits berücksichtigt. Von der Oper erwartet die Stadt einen Konsolidierungsbeitrag von 441.560 € und vom Schauspiel 258.440 €. Über den Etat wird der Rat abschließend entscheiden.

Die Stadt Köln macht, nachdem der Etat des Museum Ludwig letztes Jahr schon aus dem Ruder gelaufen war, beim Controlling eine schlechte Figur. Die Forderung muss lauten, alle Zahlen transparent auf den Tisch zu legen, denn sowohl Stadt und an ihrer Spitze der Oberbürgermeister, als auch Intendant geben Bürgergeld aus.

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* Report-k.de wurde von der Oper und Stadt Köln zur Pressekonferenz nicht eingeladen

Autor: Andi Goral
Foto: Laufenberg kommt mit dem Geld nicht aus