Berlin | Deutschland fällt bei Organspenden im internationalen Vergleich weiter zurück. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „Focus“ in seiner am Samstag erscheinenden Ausgabe. Demnach ist die Zahl der in Deutschland gespendeten Organe seit 2010 kontinuierlich auf zuletzt 2.867 im Jahr 2016 zurückgegangen.

Krankenhäusern melden weniger Organe an DSO

Sie stammten von 857 Menschen. Noch 2010 wurden 1.296 Hirntoten in deutschen Kliniken Organe entnommen. Schuld an dem Rückgang sei jedoch nicht, wie Gesundheitsbehörden lange Zeit glaubten, die mangelnde Bereitschaft der Deutschen, Organe nach ihrem Tod schwerkranken Patienten zu spenden: Es liege vielmehr an den Krankenhäusern, die immer weniger Organe an die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) melden.

35 Prozent der Deutschen haben einen Organspende-Ausweis

So sank die Zahl der Kontakte zur DSO, die in Deutschland die Transplantationen organisiert, seit 2010 um 500 Meldungen im Jahr auf zuletzt 2.239. Mittlerweile haben 35 Prozent der Deutschen einen Organspende-Ausweis, zwischen 65 und 80 Prozent der Bürger haben mündlich gegenüber Ärzten oder Verwandten ihre Bereitschaft, Organe zu spenden, formuliert. „Die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ist hoch. Was sich in den letzten Jahren verändert hat, ist die Meldebereitschaft vieler Krankenhäuser“, sagte Wolfgang Fleig, der Medizinische Vorstand des Universitätsklinikums in Leipzig, dem Nachrichtenmagazin.

Eine von dem Magazin vorgenommene Analyse der in den DSO-Jahresberichten veröffentlichten Daten zeige: Insgesamt 165 der 797 zur Organ-Entnahme lizenzierten Klinikverbünde haben in den vergangenen neun Jahren kein einziges Organ an die DSO gemeldet. Aber auch einige Unikliniken, die auf Grund ihrer Ausstattung im vorderen Feld liegen müssten, nehmen teilweise deutlich weniger oft als die angemessenen zehnmal im Jahr Kontakt zur DSO auf. Der wichtigste Grund für die mangelnde Bereitschaft, Organe zu entnehmen, ist laut „Focus“ die bescheidene Bezahlung der Kliniken. Sie erhalten zwischen 505 Euro für eine Meldung – und bis zu 4.693 Euro, wenn dem Patienten mehrere Organe entnommen werden.

Autor: dts