Der Chor Cantus Cölln verabschiedet sich nach 35 Jahren. Foto: Stefan Schweiger

Köln | Seit 2019 eröffnet die Kölner Philharmonie ihre neue Spielzeit mit dem Kölner Festival für historische Aufführungspraxis „Felix“. „Dabei geht es um mehr als die übliche Barockmusik. Wir blicken mit dem Festival auf das ganze Repertoire.

So erklingt auch Rheingold von Wagner im Originalklang deutlich anders und deutlich frischer, als dies bei den üblichen Aufführungen in den großen Opernhäusern der Fall ist“, sagt der Intendant der Kölner Philharmonie, Louwrens Langevoort.

In diesem Jahr findet „Felix!“ vom 16. bis zum 21. August in der Philharmonie sowie in weiteren Spielstätten in der Kölner Innenstadt statt. Der Schwerpunkt des Festivals liegt dann auf französischer Tanzmusik. Deshalb hat das Konzerthaus den Generalmusikdirektor Francois-Xavier Roth gebeten, das Programm zu kuratieren. „Die Idee, Musik so aufzuführen, wie sie damals geklungen hat, lag mir schon immer sehr nahe. Für mich ist Felix! einzigartig in unserer Welt“, erklärt Francois-Xavier Roth.

Francois-Xavier Roth hat viele bekannte Künstler eingeladen

Der Frankreich-Schwerpunkt findet sich bei den Mitwirkenden in Köln. Roth hat viele bekannte Künstler wie den Solisten Pierre Hantai am 19. August mit den „Charakterstücken“, seinem Programm zur französischen Cembalomusik des 18. Jahrhunderts, an den Rhein eingeladen. „Alle Künstler im Programm sind einzigartig und oft sind sie in Deutschland nicht genügend bekannt.“

Der Generalmusikdirektor ist selbst mit seinem französischen Originalklang-Orchester Les Siècles mit drei Konzerten präsent. Dieses hat Roth vor 30 Jahren in Paris gegründet, mit dem Ziel, Musik aus vielen Epochen zu spielen, immer auf originalen Instrumenten aus der Zeit der Komposition, was eine aufwendige Forschungs- und Recherchearbeit mit sich bringt. In ihrem ersten Konzert am 19. August widmen sich Roth und Les Siècles der Sage von Daphnis und Chloé in Kompositionen von Hector Berlioz, Maurice Ravel und Jean-Philippe Rameau. Unterstützung kommt am Abend von der Sopranistin Véronique Gens sowie der Kartäuserkontorei und dem Chor des Kölner Bach-Vereins.

Die Festivalmacher: Francois-Xavier Roth und Louwrens Lanevoorte. Foto: Eppinger

Ein besonderer Abend erwartet das Publikum zum Finale des Festivals am 21. August. Dann erklingen drei Ballettmusiken für großes Orchester, die Igor Strawinsky für die „Ballets Russes“ von Sergei Djagilew geschrieben hat – „Feuervogel“, „Petrushka“ und „Les sacre de printemps“. Aufgeführt werden die Kompositionen, die Tanz und Musik vereinen, auf einem Originalinstrumentarium.

„Es war ein besonderes Gefühl, bei der Probe zu Feuervogel die Musik mit Darmsaiten und den historischen Instrumenten zu spielen. Es fühlt sich an, wie wenn ein Restaurator ein altes Gemälde in seinen originalen Farben wieder erstrahlen lässt“, schwärmt Roth. Mit „Le sacre de printemps“ beschäftigt sich auch das Familienkonzert am 20. August.

Felix Urban gehört zur Tradition

Zu den Traditionen des jungen Festivals gehört auch „Felix urban“ am 20. August, das jungen Ensembles die Chance gibt, ihre eigenen Interpretationen zur barocken Musik in der Stadt zu präsentieren. Der besondere Konzerttag findet bei freiem Eintritt an verschiedenen Orten in der Stadt wie dem Museum für angewandte Kunst, dem Senftöpfchen, der Ursulinenkirche oder dem Baptisterium am Dom statt.

Jedes Programm mit Musik im Originalklang ist auf den jeweiligen Aufführungsort zugeschnitten. Abschied nimmt dagegen nach 35 Jahren das Ensemble Cantus Cölln am 18. August in der Philharmonie. Im Mittelpunkt stehen beim Abend unter der Leitung von Konrad Junghänel die Motetten von Johann Sebastian Bach. Diese sind allesamt einzelne Auftragskompositionen, Begräbnismusiken, komponiert für fünf bis acht Solostimmen.

Zum königlichen Auftakt des Festivals am 16. August gibt es für das Publikum die „Krönung Louis XIV.“ als Raumklangerlebnis mit dem Ensemble Correspondances unter der Leitung von Sébastien Daucé. Einen Tag später spielt Alexander Melnikov Klavierwerke von Gioachino Rossini und Franz Liszt. Unter dem Titel „The Queen’s Delight“ geht es am selben Abend mit Les Musiciens de Saint-Julien um Lieder und ländliche Tänze des 17. Jahrhunderts aus England. Das Ensemble wurde 2006 vom französischen Flötisten und Musikforscher Francois Lazarevitch gegründet.

Felix: Geigerin Amandine Beyer spielte in vielen Barockorchestern

Die Geigerin Amandine Beyer spielte in vielen Barockorchestern und kommt mit ihrem Ensemble Gli Incogniti nach Köln, um sich am 18. August dem Komponisten und Organisten Georg Muffat zu widmen, der als Brückenbauer zwischen Traditionen und Epochen gilt. Am 20. August steht die Sage von Orpheus und Eurydike beim Gastspiel der Cappella Mediterranea unter der Leitung von Leonardo García Alarcón und dem Choeur de chambre de Namur im Mittelpunkt. Zur Aufführung kommt dann „L’Orfeo“ von Claudio Monteverdi in einer Neuinterpretation des Spezialisten-Ensembles. Zur Zeit der Komposition hatte das Stück eine revolutionäre Sprengkraft und setzte die Zeitgenossen durch harmonische Reibungen und frei einsetzende Dissonanzen unter Schock.

Das junge Holzbläser-Ensemble Sarbacanes bringt mit seiner „Harmoniemusik“ am 21. August kammermusikalischen Glanz ins Kölner Festival. Bei seinem Debüt in der Philharmonie werden Werke von Mozart, Beethoven und Sedlák besonders interpretiert. Das in der neuen Spielzeit des Konzerthauses besonders im Fokus stehende Ensemble Resonanz, tritt am 21. August mit der korsischen Vokalgruppe A Filetta in einen intensiven Dialog, wenn korsische Polyfonie auf elektronische Klänge von Catherine Lamp, Madrigalkunst des Italieners Francesco Turini oder eine Cembalosuite von Jean-Philippe Rameau trifft.

Weitere Informationen zum Festival und zum Kartenvorverkauf finden sich online unter:

www.felix-originalklang.koeln