Köln | Am Anfang des Jahres 1968 stand in der Tschechoslowakei der Prager Frühling, der am 21. August durch den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes jäh beendet wurde. Alexander Dubˇcek, Leitfigur des Prager Frühlings, hat der Kölner Pantomime Milan Sladek 50 Jahre später mit seinem Stück „Dubˇcek Spring“ ein Denkmal gesetzt. Jetzt führt er es in der Volksbühne am Rudolfplatz auf.

Während 2018 in Tschechien mit vielen Aktionen an den 50. Jahrestag des Einmarsches erinnert wurde, wurde das Datum in der Slowakei mehr oder weniger still übergangen – wäre da nicht der Wahlkölner und Pantomime Milan Sladek gewesen, der den damaligen Regierungschef Alexander Dubˇcek der noch nicht getrennten Tschechoslowakei in Tschechien und Slowakei mit seiner Inszenierung posthum geehrt hätte.

Der „Prager Frühling“ – in der Slowakei ein vergessenes Geschichtskapitel

„Bei uns weiß vor allem die Jugend kaum etwas über die Ereignisse von 1968“, erklärt Sladek sein Engagement. Und Dubˇcek sei – der einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ wollte – so gut wie vergessen. Dabei sei er es gewesen, der 1968 dafür gesorgt hatte, dass die Tschechoslowakei zu einer Föderation geworden sei. Erst dadurch hätte die Slowakei wieder eine gewisse Selbstständigkeit erhalten. Davor sei die Zentralregierung in Prag tschechisch orientiert gewesen.

Dubˇcek war für Sladek der Held des Prager Frühlings – nicht nur, weil auch er Slowake war. Schlüsselmoment war für ihn war der Jahrestag, mit dem 1968 die Befreiung der Tschechoslowakei von der deutschen Nazi-Besatzung durch sowjetische Truppen 1945 gefeiert wurde. Statt sofort die Rote Armee zu preisen, sprach Dubˇcek bei seiner Rede über Frühling und die Schönheit der Blumen. Schon vor dem Einmarsch im August wurde er in Moskau unter Druck gesetzt, später musste er sich auf der Flucht verstecken. Er starb 1992 in Prag.

Die Hommage beruht auf umfangreichen Recherchen

Für sein Stück „Dubˇcekova jar/Dubˇcek Spring/Dubˇceks Frühling“ hat sich Sladek ausführlich mit Historikern, vielen Wegbegleitern Dubceks und dessen beiden Söhnen unterhalten. Er selber spielt die Titelrolle, unterstützt von elf Pantomimen und Tänzerinnen. Vom slowakischen Kultusministerium unterstützt hatte das Stück dann nicht in der Hauptstadt Bratislava, sondern in der Provinzmetropole Banska Bystrica

Milan Sladek (geboren 1938 in der slowakischen Provinz) war schon vor 1968 in der Tschechoslowakei ein gefeierter Künstler mit zahlreichen Auslandstourneen. Nach dem Einmarsch wurde sein Theater in Bratislava geschlossen, er ging ins Exil. Zunächstz nach Schweden, dann – eher durch Zufall nach Köln.

Hier gründete er – gegen über dem Millowitsch-Theater – sein „Theater Kefka“ (1974-1982, danach in der Aula der Königin-Luise-Schule). Er machte Pantomime zu einem festen Bestandteil des Kölner Kulturlebens, nicht zuletzt durch sein internationales „Gaukler“-Festival. Nach der Wende 1990 kehrte er nach Bratislava zurück, seit 2002 arbeitet er wieder in Köln. Sein Gastspiel mit „Dubcek spring“ wird vom Kulturamt unterstützt.

[infobox]„Dubˇcekova jar/Dubˇcek Spring/Dubˇceks Frühling“ – 16. und 17. Januar 2019, jeweils 19.30 Uhr. Volksbühne am Rudolfplatz, Aachener Str. 5, Tel. 0221 / 25 17 47

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Autor: ehu
Foto: Milan Sladek hat genau hingesehen: Hier mit einer typischen Dubˇcek-Pose.