Peter Brings auf der Friedensdemo am Rosenmontag. Foto: Bopp

Köln | Vor einer Woche stand Köln auf. Eine Viertelmillion Teilnehmer zeigten auf der Friedensdemo Flagge und setzten am Rosenmontag ein Zeichen der Solidarität mit den vom Krieg gebeutelten Menschen in der Ukraine.

Kultsänger Peter Brings (57) marschierte vorne mit. Im großen Interview mit report-k.de nimmt der Frontmann von Brings Stellung zur aktuellen Lage im Ukraine-Konflikt.

Pitter, wie geht es Ihnen jetzt? Sie sollen wegen des Kriegs Probleme gehabt haben, aufzutreten.

Brings: Völliger Blödsinn. Ich hatte Corona und habe dann auf der Bühne keine Luft mehr gekriegt. Das war alles. Klar ist uns nicht nach Party, aber irgendwie muss unser Leben weitergehen. Viele Leute waren eh durch die Pandemie isoliert, jetzt ist die Kriegsangst da. Aber man kann ja das Programm den Gegebenheiten anpassen. Ich merke auch, dass die Sehnsucht da ist bei den Leuten, auch´ne Stunde am Abend zu haben, wo sie auf andere Gedanken kommen.

Überspitzt gefragt: The Show musst go on?

Brings: Lets dance läuft weiter, Fußball läuft weiter. Das ist ja auch Unterhaltung. Ich finde, wir brauchen diese Möglichkeiten weiterzumachen.

Peter Brings im Blücherpark. Foto: Bopp

Peter Brings rät: „Nimm eine Familie aus der Ukraine auf“

Als Familienvater gefragt: Fürchten Sie den Atomkrieg?

Brings: Es gibt keinen Nuklearkrieg. Egal, wer Bomben schmeißt, das ist keine Lösung. Das ist nie eine Lösung. Das ist total schrecklich. Wenn man ehrlich ist, was ist in der Ukraine gerade anders als das, was die Russen in Syrien gemacht haben? Exakt so machen die das jetzt auch, das haben sie in Syrien geübt.

Meine Meinung ist: Es wird noch viel Blutvergießen geben. Ich möchte aber differenzieren: Ich weiß nicht genug über die ukrainisch-russische Beziehung, was seit der UDSSR los war. Klar hat die Welt Hass auf Putin, aber vergesst nicht: Die Amerikaner haben auch Völkerrecht gebrochen.

So schwarz und weiß ist die Geschichte nicht. Das Ganze ist, auch wenn das Manchen weh tun mag und sie es nicht gern hören, auch ein Ergebnis der Politik des Westens.

Singen Sie den „Polka“-Song weiter?

Brings: Die Leute sollen die Texte lesen. Ich hab mit Russen kein Problem, die Leute können gar nichts dazu. Wenn wir das jetzt anfangen, dann Gute Nacht.

„Der Pitter und die Olga, wir sind nur glücklich, wenn wir alle zusammen sind“, heißt es. Lest den Text: Es ist nichts anderes als „Liebe gewinnt“, nur mit anderen Worten.

Bei der Prinzengarde fragte mich eine Frau auch: Es sei das Letzte, dass wir mit der Nummer auftreten, was das solle. Aber warum soll ich die Nummer nicht mehr spielen? Nochmal: Lest den Text. Ich denke die meisten Leute verstehen das schon.

Was ist Ihr Rat an Ihre Fans?

Brings: Alle haben Angst. Was willst du auch sagen? Räum ein Zimmer leer im Haus und nimm eine Familie aus der Ukraine auf. Ein Kumpel aus Berlin hat das gemacht und ist zum Bahnhof gefahren.

Die Solidarität ist auch deshalb groß, weil wir hier merken: Es geht uns selber an den Arsch. Als Kabul z.B besetzt worden ist, hat da einer gesagt: Wir machen keine Sitzung? Das war genauso schrecklich.

Historisches Foto: Die Aufnahme von report-k.de-Fotograf Eddy Bopp am Rosenmontag

Hätte Angela Merkel diesen Krieg verhindern können?

Brings: Unfug! Die Welt glaubt doch jetzt nicht, wenn Angela Merkel da gewesen wäre, dass Putin nicht einmarschiert wäre. Kennen Sie die Anekdote mit dem Hund?

Merkel hat Angst vor Hunden und bei ihrem Besuch hat Putin einen Hund da einlaufen lassen. Da weisst du, wie der drauf ist. Ich glaube das, was die verbunden hat, war, dass sie russisch spricht und der deutsch. Du schaffst doch keine 150 000 Mann an die Grenze, um dann nix zu machen. Merkel hätte den auch nicht aufhalten können.

Was sagen Sie zur geplanten Aufrüstung der indisponierten Bundeswehr?

Brings: Man muss jetzt überlegen, was das heißt: 100 Milliarden Euro mehr klarzumachen. Das nutzt uns ja jetzt nix. Christian Lindner hat auf die Frage, wer das bezahle, den Reportern geantwortet: „Sie“. Wir bezahlen das.

Das Geld fehlt ja an allen anderen Ecken und Enden. Wir haben in der Pandemie keine Lüftungen in Schulen, aber stecken Geld in eine Armee, die nicht kämpfen kann.

Wo soll das hingehen, dass man sich an die Zähne bewaffnet? Man ist wieder an einem Punkt wie im Kalten Krieg. Meine Welt ist das nicht.

Hat der Karneval mit der Friedensdemo am Rosenmontag das Beste draus gemacht?

Brings: Er hat Flagge gezeigt, die Botschaft gesendet: Wir sind gegen den Krieg. Das ist doch klasse. Wir sind vorne mitgelaufen, da waren viele Menschen, die sonst nicht beim Rosenmontag dabei waren.

Ob einer im Clownkostüm dort war oder nicht, darunter war ein Kölner. Für mich wird es in meinem Leben so einen wichtigen Rosenmontag nie wieder geben.