Das Symbolbild zeigt Wald

Düsseldorf | red, dts | Der Waldzustandsbericht für das Land NRW ruft Kritik von prominenter Seite hervor. Peter Wohlleben, Autor des Buches „Das geheime Leben der Bäume“ und Verfechter einer ökologischen Waldentwicklung, kritisiert das Papier der Landesregierung schon im Ansatz. „Der Waldzustandsbericht wird von Behörden aufgenommen, die gleichzeitig Wald bewirtschaften. Das ist ein bisschen so, als wenn die fleischverarbeitende Industrie einen Bericht zur Tiergesundheit herausgäbe“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Freitag).

„Im Waldzustandsbericht wird der negative Einfluss der Forstwirtschaft ausgeblendet.“ So seien der Einsatz schwerer Maschinen, die den Boden verdichten, und das Leerräumen geschädigter Waldareale für das Austrocknen des Erdreichs ganz erheblich mit verantwortlich.

„Das Problem ist nicht einfach der Klimawandel, sondern der Klimawandel in Verbindung mit konventioneller Forstwirtschaft“, sagte Wohlleben der Zeitung. „Wir sehen, das alte, intakte Laubwälder grundsätzlich gut durch den Sommer gekommen sind. Wo der Wald bewirtschaftet ist, sieht das anders aus.“

Auch bei der Wiederaufforstung von Arealen spricht er sich für weniger menschliches Eingreifen aus: „Ich kenne keine einzige Fläche, wo gepflanzter Wald besser wächst als natürlicher“, so Wohlleben.

Der Wald in NRW

27 Prozent der Fläche von NRW ist von Wald bedeckt und damit 935.000 Hektar. Die schwarz-grüne Landesregierung betont die Funktion des NRW-  Waldes für den Klimaschutz, aber auch die Bewirtschaftung von Wald als Wirtschaftsfaktor.

Der aktuelle Waldzustandsbericht zeige den Wald in NRW in einem besorgniserregenden Zustand, so das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Die langanhaltende Dürre in 2022, Waldbrände und der Borkenkäfer setzen dem nordrhein-westfälischen Wald zu. Es brauche gesunde und gegen Hitze resiliente Bäume für den Wald der Zukunft.

Nur noch ein Drittel der aktuell stehenden Bäume seien völlig gesund, so der Bericht, mit dem gleichen Wert wie im Vorjahr. Es gibt also keine Verbesserung. Bei 34 Prozent der Bäume lichtete sich die Krone. Das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr. 38 Prozent der Bäume in NRW sind stark geschädigt.

135.000 Hektar von den 935.000 Gesamtfläche bezeichnet der Bericht als sogenannten Schadfläche. Dürre, Stürme und der Fichtenborkenkäfer tragen die Schuld. Wer etwa von Köln einmal die Autobahn A1 in Richtung Wermelskirchen fährt kann solche Schadflächen mit eigenen Augen sehen.

Die Landesregierung will die Schadflächen wieder aufforsten und spricht von „klimaangepassten“ Mischwäldern ohne deren genau Zusammensetzung benennen zu können. Hier stellt sich die Frage ist die heimische Buche hitzeresistent? Eine Frage, die auch Forstexperten nicht beantworten können.

Die Landesregierung will 70 Millionen Euro der Forstwirtschaft zur Aufforstung bereitstellen, so sieht es der Haushaltsplanentwurf des Kabinetts vor. Der Landtag NRW muss noch zustimmen.

Details aus dem Bericht:

Eiche

Im Jahr 2022 sehen 14 Prozent der Eichen gesund aus und weisen keine Kronenverlichtung auf, 39 Prozent zeigen einen geringen und 47 Prozent einen deutlichen Verlust von Blättern.

Buche

Die Buche leidet wie in den Vorjahren besonders unter der Trockenheit. Nur ein knappes Viertel der Buchen (24 Prozent) ist gesund, 44 Prozent der Buchen weisen einen deutlichen Verlust von Blättern auf.

Kiefer

Etwas langsamer als bei anderen Baumarten verschlechtert sich der Zustand der Kiefer. Rund ein Fünftel (19 Prozent) hat gesunde Baumkronen, 32 Prozent zeigen einen deutlichen Verlust von Nadeln. Das ist etwas weniger als bei den anderen Baumarten. Das liegt daran, dass die Kiefer geringe Ansprüche an die Wasserversorgung hat und deshalb mit sehr trockenen Perioden besser zurechtkommt.

Fichte

Im Zusammenhang mit dem andauernden Borkenkäferbefall zeigt sich bei der Fichte das mit Abstand größte Schadensbild aller Baumarten. In den tieferen Lagen ist die Fichte inzwischen fast vollständig verschwunden. Zudem steht sie mit ihrem nur flach entwickelten Wurzelsystem während der gesamten Vegetationsperiode unter Wasserstress.

ag