Berlin | Der Deutsche Philologenverband hat von der Konferenz der Kultusminister deutlich mehr Einsatz gegen eine Entwertung des Abiturs gefordert. „Die Kultusminister müssen sich mehr bewegen“, sagte Verbandschef Heinz Peter Meidinger in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Die bisherigen Beschlüsse seien ohne Bedeutung und „der klassische Fall eines Papiertigers“.

Die Minister feierten es als großen Erfolg, dass es ab 2017 einen gemeinsamen Aufgabenpool für Abiturienten geben soll. Sie verschwiegen allerdings, dass die Umsetzung jedem der 16 Bundesländern selbst überlassen bleibe. Meidinger nannte es „ärgerlich“, dass die Kultusminister zwar bei jeder Sitzung mehr Vergleichbarkeit beim Abitur versprächen.

„In der Praxis ist aber kein Bundesland bereit, dazu einen echten Beitrag zu leisten“, kritisierte der Direktor eines bayerischen Gymnasiums. Er beklagte eine „Gerechtigkeitslücke“, wenn in Thüringen fast 38 Prozent eines Jahrgangs Bestnoten bekämen, in Niedersachsen aber nur rund 16 Prozent. Sehr bedenklich sei ferner, dass in Nordrhein-Westfalen und in Berlin der Notendurchschnitt 1,0 heute viermal beziehungsweise 14-mal häufiger vorkomme als noch vor zehn Jahren.

„Abiturienten wird durch immer bessere Noten suggeriert, dass ihnen alle Wege offen stehen. Das ist nicht so, wie die steigenden Studienabbruchquoten zeigen“, betonte Meidinger.

Autor: dts