Berlin | Der Politikberater Erik Flügge sieht Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) als jemanden, der politisch von der Pandemie profitiert hat. „Jens Spahn ist einer der größten Gewinner der Coronakrise“, sagte Flügge dem Nachrichtenportal Watson. Dies zeige sich unter anderem an Spahns Kandidatur für den CDU-Vorsitz.

„Vor der Pandemie musste Spahn seine Kandidatur für den CDU-Vorsitz aufgeben, weil er keine Chance sah, sich gegen bekannte Politiker wie Friedrich Merz und Armin Laschet durchzusetzen. Im Zuge der Coronakrise hat er dann aber einen massiven Aufstieg hingelegt.“ Spahn sei heute einer der bekanntesten und auch immer noch einer der beliebtesten Politiker in der gesamten Bundesrepublik.

Doch Flügge sagte auch, dass der CDU-Politiker in den vergangenen Wochen in seinem Auftreten nachgelassen habe: „Spahn hat in jüngster Zeit immer wieder eine gewisse Arroganz durchscheinen lassen.“ Auch Berichte über ein Abendessen mit Unternehmern im Herbst spielten in dieses Bild mit rein, so Flügge.

„Wer Regeln aufstellt, sollte sich selbst in besonderer Weise an diese gebunden fühlen. Nichts schadet der Glaubwürdigkeit mehr, als etwas von anderen zu verlangen, das einzuhalten man selbst nicht bereit ist. Wer glaubt, die eigenen Regeln gelten für alle, aber nicht für einen selbst, dem ist die eigene Macht zu Kopf gestiegen.“ Zudem habe der Minister auch mit inhaltlichen Problemen zu kämpfen: „Spahn wurde lange von der Bevölkerung als sehr kompetent wahrgenommen. Inzwischen steht die deutsche Corona-Politik aber nicht mehr gut da.“ Das habe dazu geführt, dass Spahn Fehltritte wie die vorschnelle Ankündigung von Schnelltests begangen habe: „Er will Tempo in die Sache bringen. Aber wenn man eben keine Zeit mehr lässt, um Entscheidungen abzusprechen, dann passieren solche Fehler wie bei seiner Ankündigung von Schnelltests.“ Fast ein Jahr lang habe er extrem gut kommuniziert, jetzt leiste er sich Fehltritte. „Daran merkt man, dass auch bei ihm Panik eine Rolle spielt.“

Autor: dts