Köln | Fulminant und einem fast vollen Saal begann heute das 2. Kölner Festival des politischen Kabaretts, initiiert vom DGB im Kulturzentrum am Neumarkt. Sebastian Pufpaf und Thomas Reis begeisterten nur mit Worten, während Manfred Maurenbecker seine nachdenklichen Verse musikalisch am Klavier untermalte. Pufpaf arbeitete sich wortgewaltig am aktuellen Geschehen sprachlich verschmitzt ab.

Das 2. Kölner Festival des politischen Kabaretts steht im Dreiklang „Euro-Zirkus“, „Großstadtmelodien“ und „Heimatabend“. Heute blickte man leicht ironisch und zynisch international, natürlich nach Griechenland, aber auch intensiv auf die Marketingaktivitäten von Banken, ihre Vertriebsstrategien und deren Wortschöpfungen, wie Swop, Squezze oder Leerverkäufe. Thomas Reis, erklärte minutiös den Kapitalismus in einem Satz und warum man nicht mehr dagegen ist, wenn man Geld hat und was man sich unter Bankenrettung vorzustellen habe. Man solle sich vorstellen man raube eine Bank aus, lässt dann betrunken in der U-Bahn die Beute liegen, geht zurück zur überfallenen Bank und fordert Schadensersatz. Thomas Reis in die Welt der Banken zu folgen, ist witzig und ein Spiegel mit vielen bekannten, aber witzig erzählten Facetten.

Manfred Maurenbrecher war der Poet am Klavier des Abends mit den leiseren Texten, auch wenn er manchmal so in die Tasten kloppte, dass man den Eindruck hatte, jetzt macht er gleich Kleinholz aus dem Instrument. Seine Sprache hochemotional vorgetragen setzt aber auf die feine Wortwahl, etwa wenn er mit dem Wort „Tünche“ spielt. In allen Spielarten der direkten, aber auch übertragenen Wortbedeutung.

Pufpaf schließlich zerlegt die Nachrichtenmeldungen unseres Alltages in ihre Ursprungsbedeutungen, entlarvt sie damit und führt sie ad Absurdum. Etwa wenn drei Schläfer vorbei an drei Wachen, oder die Marine jetzt auch an Land aus der Luft Piraten angreifen wird oder was passiert, wenn ein Salafist mit einem „Lies!“-T-Shirt auf einen Engländer trifft und ihm einen Koran übergibt. Pufpaf ist ein echter Meister und das Publikum goutierte seine sprachlichen Wendungen und Eskapaden mit großem Applaus. Manch einer musste auch Tränen wegwischen oder sich den Bauch halten. Denn neben mentalem Training für die Windungen des Hirns, war der Start ins 2. Kölner Festival des politischen Kabaretts, auch ein sehr humorvoller Auftakt.

Einer fehlt allerdings. Steht noch auf dem Plakat für das 2. Kölner Festival des Politischen Kabaretts: Heinrich Pachl. Pachl war ein Freund der Gewerkschaften, die das Festival veranstalten, redete oft am 1. Mai und viele seiner Freunde gedachten ihm an diesem Tag in der Kulturkirche vor vier Tagen.

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Autor: Andi Goral
Foto: Sebastian Pufpaf beim 2. Kölner Festival des politischen Kabaretts