Die Ermittler haben aufgrund des Vorfalls in Mönchengladbach ein Verfahren wegen des Verdachtes eines versuchten Tötungsdeliktes eingeleitet. Dazu wurde unter anderem Videomaterial von der Auseinandersetzung gesichtet. Danach richtet sich laut Polizei der Verdacht gegen zwei Männer, die sie dem erweiterten Kreis der Bandidos zurechnen. Beide wurden inzwischen identifiziert. Es handelt sich um einen 37-jährigen Bordell-Besitzer aus Leverkusen und um einen 23-Jährigen, der zeitweise in Leverkusen und in Duisburg gewohnt haben soll. Das Bordell und je eine Wohnung in Duisburg, Leverkusen und Köln wurden nun gestern von der Polizei Mönchengladbach durchsucht. Die Beamten hofften, Beweismaterial zu finden. Untertützt wurde die Polizei bei den Durchsuchungen von Spezialeinsatzkräften. Diese drangen in die Häuser ein, weil die Polizei mit einem erhöhten Gewaltpotential rechnete und fürchtete, die beiden Männer könnten bewaffnet sein.

Weder die beiden Männer noch Menschen, die sich bei der Auseinandersetzung verletzt haben, sind laut Staatsanwaltschaft dazu bereit, eine Aussage zu machen. Polizei und Staatsanwaltschaft können den Tathergang daher nur aufgrund objektiver Tatsachen rekonstruieren. Die Videobeobachtung in der Mönchengladbacher Altstadt spielt hierbei eine bedeutende Rolle. Die Durchsuchungen dauerten bis in die gestrige Nacht an. In dem Bordell in der Porschestraße fand die Polizei eine Vielzahl von Hieb- und Stichwaffen. Mit einem abschließenden Ergebnis der Durchsuchungsmaßnahmen ist erst nach Auswertung aller gewonnenen Erkenntnisse in den nächsten Tagen zu rechnen.

Hintergrund: Die Entwicklung der Rocker-Szene in Köln
Deutschland wird vor allem von den beiden Rocker-Clubs Hells Angels und Bandidos beherrscht. In der Kölner Südstadt ließen sich 2001 die Hells Angels nieder. 2008 verlegten sie ihren Motorradclub nach Frechen. Nachdem es im Jahr 2008 zu einer bundesweiten Eskalation zwischen den Rocker-Clubs kam, schlossen diese 2010 einen so genannten "Friedensvertrag". Dabei teilten sie das Bundesgebiet untereinander in "Territorien" auf. Ende Mai 2011 endete dieser Vertrag. Seitdem, so berichtet die Kölner Polizei, entstehen in ganz Deutschland neue Supporter-Clubs. Auch in Köln würden nun erstmals wieder Anhänger der Bandidos gesichtet.

Zählte die Polizei im Jahr 2003 in Köln und Leverkusen nur fünf Club-Zentren, waren es im Sommer 2011 bereits 16. Einer der neu entstandenen Supporter-Clubs war die "Red Army Cologne". Zu dem Club gehörten vor allem so genannte "Fußball-Fans" des 1. FC Köln. Insgesamt rechnet die Polizei mit etwa 120 Personen, die den Hells Angels direkt oder einem ihrer Supporter-Clubs angehören. Weitere 40 bis 50 Personen zählt die Polizei zu den Bandidos. Neben den beiden Rockerclubs versucht sich laut Polizei seit diesem Jahr in Köln eine weitere Gruppierung zu etablieren: Die Mongols. Sie seien jedoch kein Rockerclubs, sondern eine kriminalistische Vereinigung von Menschen verschiedener Nationalität. In Bremen sei die Gruppierung bereits verboten worden.


[cs, ots]