Nach zwei Jahren und neun Monaten Haft wurde vor rund einem Monat ein verurteilter Sexualstraftäter wieder in die Freiheit entlassen. Er soll ein Kind sexuell missbraucht haben. Während der Haft zeigte sich der Mann laut Polizei Köln nicht therapiebereit. Auch darum befürchtet die Polizei nun, dass der Mann rückfällig werden könnte – auch wenn er sich inzwischen zu einer Therapie bereit erklärt habe. Wie heute bekannt wurde, wohnt er nun wieder bei seiner Familie in Köln. Die lebt in einem Mehrfamilienhaus direkt neben einer Kindertagesstätte. Laut Polizei wurden inzwischen einige Anwohner auf den Mann aufmerksam. Um eine Hysterie in der Bevölkerung zu vermeiden, betonte Norbert Wagner, Leiter der Kriminaldirektion der Kölner Polizei, heute dass die Polizei alles dafür tun will, um die Bevölkerung zu schützen. Dies sei das oberste Ziel. Schützen müsse sie jedoch auch den Mann selbst, schließlich hätte er mit der Haft seine Strafe abgesessen.

Die Polizei hat nun Maßnahmen getroffen, um den Mann zu überwachen. So führen die beamten etwa intensive Beobachtungen durch. Genauere Angaben wollte die Polizei jedoch nicht machen. Zudem seien dem entlassenen Straftäter auch einige Auflagen auferlegt worden. Welche das konkret sind, konnte nicht erklärt werden. Allgemein gehören dazu jedoch etwa Meldepflichten, Alkoholverbot oder die Auflage, keine Kita und dergleichen betreten zu dürfen. Zudem würden viele "Gefährdenansprachen", so Michael Temme, Leitender Polizeidirektor, geführt. Zudem, so gab die Polizei Köln heute bekannt, würde der Mann in Kürze zu einem längeren Auslandsaufenthalt aufbrechen. Eine direkte Gefahr bestünde für die Kölner Bevölkerung demnach nicht.

"Kurs" soll Rückfallquote senken
Anfang 2010 wurde die neue so genannte Konzeption zum Umgang mit rückfallgefährdeten Straftätern – kurz Kurs – gegründet. Sie soll die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Institutionen und Behörden auch nach der Haftentlassung von Straftätern verbessern. So treffen sich nun Staatsanwaltschaft, Polizei, Landgericht, Justizvollzugsanstalt und die betroffene Stadt regelmäßig, um Maßnahmen zu besprechen, wie der entlassene Straftäter selbst, aber auch die Bevölkerung geschützt werden kann. Dabei werden die Straftäter verschiedenen Kategorien zugeteilt: eher nicht rückfallgefährdet, rückfallgefährdet, aber durch Maßnahmen stabilisiert – etwa in einem Arbeitsverhältnis oder in guter familiärer Bindung – und erheblich rückfallgefährdet. Zu dieser letzten Kategorie, so betonte heute Norbert Wagner, Leiter der Kriminaldirektion der Kölner Polizei, gehörten jedoch nur wenige. Insgesamt wacht die Polizei Köln derzeit über rund 90 entlassene Straftäter, über 80 davon leben in der Stadt Köln.

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