Köln | aktualisiert | Um allen Fake News zu entgegnen, warum plötzlich so viele Polizeifahrzeuge in der Kölner Innenstadt heute Morgen auftauchen, es handelt sich um eine Großübung der Kölner Polizei am Neumarkt. Die Polizei wird in der Neumarkt Galerie – also an einem realen Ort – trainieren, wie sie gegen bewaffnete Täter vorgehen kann. Das Geschehen in der Neumarkt Galerie wird allerdings von außen nicht zu sehen sein, denn seit sechs Uhr baut die Kölner Polizei einen Sichtschutz auf. Verkehrsteilnehmer sollten den Neumarkt großräumig umfahren, es kommt zu Straßensperrungen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Bereits seit sechs Uhr heute Morgen sind Bereiche des Neumarkts, der Richmodstraße, der Zeppelinstraße und Am alten Posthof für alle Verkehrsteilnehmer gesperrt. Der öffentliche Personennahverkehr ist nicht betroffen. Neben eingesetzten Beamten, werden Polizeischüler, Passanten und Verletzte spielen. Die Ladenbesitzer haben in der Shoppingmall sogar ihre Läden geöffnet.

Polizei übt das Vorgehen gegen bewaffnete Täter

Auf der Platzfläche des Neumarkts parken Streifenwagen und einige Mannschaftstransporter der Einsatzhunderschaften der Polizei. Die Beamten bereiten sich auf die Übung vor, legen Schutzwesten im Vorfeld an und erhalten ihre Übungswaffen. Die Regie setzt nicht auf Überraschungseffekte, sondern alles ist wohlvorbereitet. Die Übung selbst in der Neumarktgalerie ist von außen nicht einzusehen und vollständig abgeriegelt. Zu Übungsbeginn ertönen Schüsse. Kaum einen halbe Minute später – das scheint eher unrealistisch – sind hinter dem Zaun Schreie zu hören die rufen „Polizei“. Dann werden im Vorfeld zusammengestellte Teams in das Übungsgelände Stück für Stück in das Trainingsgelände hineingeführt. Den Statisten, alles Polizeischüler, rufen Regieassistenten immer wieder zu: „Schneller laufen, ihr seid in Panik“. Rund 30 Minuten später verlassen die ersten Polizeischüler das Übungsgelände und retten sich bei den eisigen Temperaturen in den warmen Polizeibus. Vom Rettungsdienst, der im Vorfeld angekündigt wurde, ist da auf dem Neumarkt immer noch nichts zu sehen. Man darf auf die Polizeibilanz gespannt sein.

Ist eine solche Übung realistisch?

Nein, den Eindruck machte diese Übung außerhalb des Bauzauns nicht, auf Beobachter, die etwa die ersten Minuten nach dem Einsturz des Stadtarchivs miterlebt haben. Gerade das Chaos der ersten halben Stunde, wenn Streifenwagen, Rettungswagen oder Feuerwehr vorfahren, es noch keine abgesperrten Bereiche gibt, alles wild durcheinander läuft, Betroffene, Passanten, Medienvertreter oder sogar die flüchtenden Täter durcheinander und auseinanderrennen, wurde heute nicht simuliert. Wenn keine Funkstrecken stehen und alle auf den Großeinsatz vorbereitet sind und sogar schon den Ort kennen, wie im heutigen Fall. Aber vielleicht war das auch nicht das Übungsziel, dass von einigen Medien jetzt als Übung gegen Terrorattacken gewertet wird, weil der leitende Polizeidirektor Lotz sagte, man übe etwa wegen der Anschläge in Paris. Dabei war der letzte schreckliche Anschlag in Deutschland kein Terrorakt im Münchner Olympiazentrum, sondern eine Amoktat.

Auch die Medienarbeit in Zeiten von Fake News wurde nicht wirklich realistisch geprobt. Gut informierte Medienvertreter, ausgestattet mit langen Teleobjektiven fotografierten von außerhalb des Bauzauns, in Schach gehalten von Polizeipressesprechern. Später gibt es noch von der Pressestelle der Polizei und von Polizeifotografen angefertigte Bilder aus dem Innenbereich der Neumarktgalerie für Medien, als Service oder als gerne genommenes PR-Material. Bei all den letzten Taten ging einher, dass sich die Täter nicht auf einen Ort konzentrierten und es massive Probleme durch Fehlinformationen in den sozialen Netzwerken gab und dies zu extremen Verunsicherungen in der Bevölkerung führte.

Trotz solcher Einschränkungen ist es sicher richtig bestimmte Situationen zu üben. Aber eines sollte jedem klar sein, realistisch war das heute nicht, sondern eine Übung in einer Shoppingmall nach Drehbuch, mit Regieanweisungen und Vorbereitung.

Autor: Andi Goral
Foto: Hinter einem weißen Bauzaun übte die Kölner Polizei das Vorgehen gegen bewaffnete Täter in einer Shoppingmall.