Die Polizei musste die Versammlung im Festsaal Maksim (14. April) auflösen. Foto: privat

Köln | Was ist da nur bei ALDI SÜD los?

report-k.de hatte von der turbulenten Versammlung von mehr als 500 Mitarbeitern des Discounters der Regionalgesellschaft Dormagen im Bickendorfer Festsaal Maksim berichtet.

Zu der anberaumten Gründung eines Betriebsrats kam es nicht, stattdessen musste die Polizei einschreiten, um die ausgeartete Diskussion nicht zu einer Eskalation mit körperlichen Auseinandersetzungen kommen zu lassen. Es sollen auch heftigste verbale Beleidigungen gefallen sein.

Tumulte unter ALDI SÜD-Mitarbeitern: Jetzt sprechen die Betriebsräte in spe

Die Polizei hatte den Einsatz und das Aussprechen von Platzverweisen bestätigt, auch das Unternehmen hatte umgehend Stellung zu dem Vorfall bezogen und erklärt, dass „ALDI SÜD seit vielen Jahren Werte und Regeln für ein faires und respektvolles Miteinander festgelegt“ habe: „Wir sind davon überzeugt, dass dauerhafter unternehmerischer Erfolg nur durch einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entstehen kann.

Betriebsräte bestehen bei ALDI SÜD bereits in einigen Regionalgesellschaften im ALDI SÜD Gebiet. Die Zusammenarbeit zwischen der Unternehmensleitung und den Betriebsräten ist konstruktiv. Darüber hinaus steht allen der mehr als 43.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alternativ zur internen Konfliktlösung ein Vertrauensanwalt zur Verfügung.“

Am Tag nach den chaotischen Ereignissen melden sich nun die Initiatoren der Versammlung zu Wort und erklären exklusiv bei report-k ihre Beweggründe.

Gastredner Mohammed Rifi aus dem Betriebsrat Langenfeld: „ich habe die Initiatoren unterstützt und war als Gastredner eingeladen. Diese hatten mir berichtet, dass nach dem Aushang der Einladung zur Versammlung in der Aldi Go App von vielen Leuten Stimmung gegen das Vorhaben gemacht wurde. Tenor: Langenfeld hat einen Betriebsrat, seitdem haben sie dort viele Nachteile.“

Entsprechende Screenshots aus der Chatgruppe liegen report-k vor. Darin wird die Zerrissenheit der Mitarbeiter untereinander mehr als deutlich.

„Wenn es so schlimm ist bei ALDI, kündigt und geht uns bitte nicht auf den Sack“, heißt es dort von einer Beschäftigten. Eine Kollegin pflichtet ähnlich bei: „Aldi hat immer einen Ansprechpartner und dafür brauche ich keinen Betriebsrat.“

Das sehen Initiator Servet Öztürk und seine Mitstreiter anders, er unkt: „Nachdem wir die Einladung ausgehangen hatten. haben wir schnell gehört, dass sich Filialleiter organisiert haben, um die Versammlung regelrecht zu stören mit dem Ziel, dass es dort kein Ergebnis geben solle.

Es war dann tatsächlich bei der Versammlung ähnlich wie im Fußballstadion so, dass eine Person wie ein Anpeitscher zum Händeklatschen und Buhen aufforderte und die Leute aufwiegelte. Wir wurden regelrecht niedergebrüllt.“

Eklat bei Betriebsratswahl: Wurde das Protokoll geklaut?

Servet Öztürk weiter: „Das Protokoll der Versammlung ist weg. Wir wissen, wer das Protokoll mitgenommen hat. Die betreffende Person hat den Initiatoren gesagt: „Nein, ich händige es nicht aus. Dann stellt halt Strafanzeige.“ Da nach unserer Wahrnehmung so viele Leute Angst hatten, ihre freie Meinung zu sagen, haben wir uns entschieden, eine geheime Wahl durchzuführen. Das wiederum hat dann zu Tumulten geführt im Zuge derer die Frau das Protokoll einfach mitgenommen hat.“

Nun wird das Ganze ein juristisches Nachspiel mit sich ziehen. Die Initiatoren der Versammlung wollen sich mit dem Abbruch nämlich nicht abfinden und haben einen Juristen eingeschaltet.

ALDI SÜD-Mitarbeiter Servet Öztürk kämpft für die Gründung eines Betriebsrats. Foto: privat

Anwalt Stefan Wenzel: „Wir haben gestern noch einen Antrag beim Arbeitsgericht auf gerichtliche Einsetzung des Wahlvorstands gestellt. Meine Mandanten meinen auch, dass zu diesen Vorkommnissen die Politik eingeschaltet werden sollte.“

Im Vorfeld des Eklats hatten die SPD-Größen Jochen Ott und Carolin Kirsch den Plan der „längst überfälligen“ Betriebsratsgründung bereits befürwortet und ihre Unterstützung dafür in Videobotschaften angeboten.

Für Servet Öztürk ist vor allem der Verweis des Unternehmens auf den „Vertrauensanwalt“ schlicht eine Farce: „Wenn das Unternehmen von einem Vertrauensanwalt spricht, so kann man das kaum als ernsthafte Hilfe ansehen. Wenn der Anwalt doch vom Arbeitgeber bezahlt wird, ist er kein unabhängiger Vertreter.“

Nun haben die Richter und Anwälte das Wort…