"Wir dulden keine offene Drogenszene am Neumarkt. Gegen Drogenhandel und offenen Konsum werden wir auch zukünftig konsequent einschreiten", läßt Polizeipräsident Klaus Steffenhagen per Pressemitteilung verlauten.

Mit Unverständnis und Empörung reagiert der CDU-Fraktionsvorsitzende Winrich Granitzka auf die Aussage der Kölner Polizei, man werde mit der offenen Drogenszene am Neumarkt „leben müssen“, und ein polizeiliches Eingreifen sei nur bei Straftaten möglich. Granitzka erinnert an die Situation auf dem Neumarkt Mitte der neunziger Jahre, als täglich eine bis zu 1200-köpfige Drogenkundschaft, zum Teil von weither angereist, den Platz unsicher machte und Köln sich maßlos über die damit verbundenen Begleiterscheinungen – Belästigungen, Übergriffe, Nötigungen – erregte. Die damalige Polizeispitze ging ebenso energisch wie erfolgreich gegen die Szene vor: zum einen durch Hilfsangebote in Zusammenarbeit mit der Stadt, zum anderen mit durchgreifenden Platzverweisen. Mit nachhaltiger Wirkung: Zuerst blieben die auswärtigen Drogen-Touristen fern, dann verschwanden auch die einheimischen Junkies vom Neumarkt.

„Wenn jetzt nicht sofort etwas passiert, bekommen wir die Verhältnisse von damals wieder“, warnt Granitzka. „Die Argumentation des Polizeisprechers in diesem Punkt ist völlig abwegig“, betont Granitzka. „Zu den Aufgaben der Polizei gehört von Gesetzes wegen die Vorbeugung genau so wie die Strafverfolgung. Nur beides zusammen kann den Bürgerinnen und Bürgern das gewünschte Sicherheitsgefühl zurückgeben.“ Das betreffe  den Handel und seine Kunden ebenso wie Pendler und auswärtige Besucher. Köln dürfe nicht noch einmal zum Ziel von Drogentourismus werden. Das gelte auch für andere Stadtteile, wo Drogenabhängige – Beispiel Wiener Platz – im Begriff seien, neue Treffpunkte zu bilden.

"Wir können die Suchtkranken nicht aus der Stadt jagen"
Polizeipräsident Steffenhagen stellt dagegen in dem Schreiben dar, dass der reine Aufenthalt von äußerlich erkennbar drogenkranken Menschen kein Anlass für Verdrängungskampagnen sein darf. "Wir können die Suchtkranken nicht aus der Stadt jagen. Sie brauchen Hilfe und müssen für die Hilfsangebote auch erreichbar sein", so Steffenhagen. Gerade im Bereich des Neumarktes gibt es verschiedene Hilfsangebote für Drogenabhängige, z. B. die Methadonvergabe des Gesundheitsamtes. Da die meisten Patienten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Neumarkt kommen, sind sie natürlich auch auf der Platzfläche wahrnehmbar. Insbesondere bei gutem Wetter halten sie sich dann häufig einige Zeit mit anderen Drogenabhängigen auch nach der Methadonvergabe dort auf. Die häufig vor Ort präsenten Angehörigen von Polizei, Ordnungsamt und Gesundheitsamt achten darauf, dass bei diesen Ansammlungen die "Spielregeln" zum sozialverträglichen Miteinander im öffentlichen Raum eingehalten werden.


[dts; ag]