Die Deutsche Post ehrt den Kölner SPD-Politiker Hans-Jürgen Wischnewski mit einer Briefmarke anlässlich seines 100 Geburtstages. | Visualisierung Briefmarke: Bundesfinanzministerium

Köln | Die Kölner SPD hat ihre Parteizentrale in der Magnusstraße nach ihm benannt. Unvergessen ist sein Einsatz im Zusammenhang mit der Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ im Deutschen Herbst. Seinen Bundestagswahlkreis hatte Hans-Jürgen Wischnewski in Köln I seit 1965 und er gewann ihn immer direkt. Jetzt ehrt die Deutsche Post den am 24. Februar 2005 in Köln verstorbenen Politiker anlässlich seines 100 Geburtstages am 24. Juli mit einer Briefmarke.

Wischnewski, der den Spitznamen „Ben Wisch“ trug, erblickte das Licht der Welt am 24. Juli 1922 im ostpreußischen Allenstein. Tja war Wischnewski jetzt ein Pimmok oder ein Immi, wie Menschen die zugezogen sind in Köln besungen werden? Wir wissen es nicht. Was wir wissen ist, dass Wischnewski ein Ausnahmepolitiker mit besonderem Engagement war. Was wir wissen: Sein Brillen-Style war äußerst markant.

1946 trat er in die SPD ein.  Von 1957 bis 1968 war Wischnewski Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Köln und von 1959 bis 1961 Bundesvorsitzender der Jusos. Als IG-Metall-Jugendsekretär gründete Wischnewski 1953 die Gruppe Kölner Wehrdienstverweigerer (GKW) mit und wurde deren erster Vorsitzender. Später ging aus dieser Gruppe der Verband der Kriegsdienstverweigerer hervor.

Von 1957 bis 1990 gehörte er dem Deutschen Bundestag an und wurde seit 1965 direkt im Bundestagswahlkreis Köln I gewählt. Bei seiner letzten Wahl erreichte Wischnewski in seinem Kölner Wahlkreis 1987 bei den Erststimmen 47,3 Prozent.

Am 1. Dezember 1966 berief ihn der Bundeskanzler der Großen Koalition Kurt Georg Kiesinger als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit in die Bundesregierung. Am 2. Oktober 1968 trat er zurück und wurde Bundesgeschäftsführer der SPD.

1969 leitete er für die Sozialdemokraten den Wahlkampf von Willy Brandt in dieser Funktion. 42,7 Prozent der Zweitstimmen holten damals die Sozialdemokraten und gewannen 3,4 Prozent hinzu. Dennoch blieben sie damals hinter der Union, die 46,1 Prozent errang, zweitstärkste Kraft. Es kam dennoch zu einer sozialliberalen Koalition aus SPD und FDP, geschmiedet von Brandt und Walter Scheel, dem späteren Bundespräsidenten. Damit löste Willy Brandt den glücklos agierenden Kurt Georg Kiesinger ab.

Im Mai 1974 berief ihn der SPD Bundeskanzler Helmut Schmidt in die Bundesregierung als Parlamentarischer Staatssekretär und von 1974 bis 1976 war Wischnewski Staatsminister im Auswärtigen Amt. Nach der Bundestagswahl 1976 war er von Dezember 1976 bis Dezember 1979 Staatsminister im Bundeskanzleramt und zugleich Bevollmächtigter der Bundesregierung in Berlin. Ein Amt, dass er noch einmal für wenige Monate 1982 übernahm.

Seinen Bei- und Ehrennamen „Ben Wisch“ erhielt Wischnewski durch sein Engagement für den algerischen Freiheitskampf und die Unabhängigkeit von Frankreich in den Jahren 1954 bis 1962. Hier baute Wischnewski seine guten Kontakte zu Algerien auf. 1958 gründete er mit Georg Jungclas und Wilhelm Pertz die Zeitschrift Freies Algerien und wurde deren erster Herausgeber. Und er war in illegale Geldtransaktionen des Front de Libération Nationale (FLN) involviert.

Der Mann für die Sondermissionen

Immer wieder wurde Wischnewski von der Bundesregierung bei besonders heiklen Sondermissionen eingesetzt. So 1973 mit seinem energischen Auftreten beim Putsch von General Pinochets. Verhaftete Deutsche und in die europäischen Botschaften Geflüchtete verdanken ihm ihre Befreiung.

Weltweit bekannt wurde Wischnewski durch seine Verhandlungen bei der Entführung der „Landshut“. Zunächst reiste er aber nach Algerien, Libyen, Irak, Südjemen und Vietnam, um deren Regierungen zu konsultieren. Denn die Rote Armee Fraktion (RAF) wollte nach der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer in Köln die freigepressten Terroristen dorthin ausfliegen lassen. Wischnewski verdeutlichte den Regierungen, dass sie damit in den Versuch involviert wären die Bundesrepublik zu erpressen. Bei der Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ führte er vor Ort mit den lokalen Behörden und Regierungen die Verhandlungen und erreichte im somalischen Mogadischu, dass die Spezialeinheit GSG 9 die Maschine stürmen durfte.

In Nicaragua bemühte sich Wischnewski um eine Befriedung der Auseinandersetzungen zwischen den Sandinisten und Contras. In Lateinamerika errang er sich den Spitznamen „Commandante Hans“. Er setzte sich zudem für das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser und einen Frieden im Nahen Osten ein.

Die Deutsche Post schreibt zu Wischnewski: „Hans-Jürgen Wischnewski war zeit seines Lebens passionierter Sammler von Briefmarken und publizierte sogar auf philatelistischem Gebiet.“ Die jetzt herausgegebene Briefmarke ziert ein Bild Wischnewskis, das am 17. Mai 1984 auf dem SPD-Bundesparteitag in Essen aufgenommen wurde. 3,3 Millionen Briefmarken beträgt die Auflage. Ihr Wert: 100 Cent. Damit kann etwa ein 50 Gramm schwerer Kompaktbrief innerhalb Deutschlands versandt werden. Herausgeber der Marke ist das Bundesministerium der Finanzen. Die Wischnewski-Marke ist seit 7. Juli im Handel.

Die Köln-SPD gedenkt Wischnewski am kommenden Sonntag und zeigt mit diesem Lageplan den Platz wo sein Grab zu finden ist. Lageplan: Köln-SPD

Köln-SPD gedenkt Wischnewski

Für die SPD-Mittelrhein und die Köln SPD wird Jochen 0tt, MdL, als Regionalvorsitzender der SPD Mittelrhein am 24. Juli 2022 um 12:00 Uhr anlässlich des 100. Geburtstages von Hans-Jürgen Wischnewski einen Kranz an dessen Grab auf dem Melatenfriedhof niederlegen

Christiane Jäger, Vorsitzende der Köln SPD :„Als Namensgeber für die Kölner SPD-Geschäftsstelle ist Hans-Jürgen Wischnewski heute noch vielen unter dem Namen „Ben Wisch“, den er als Nahostexperte zugeschrieben bekommen hat, bekannt. Sein politischer Sachverstand und seine empathische Herangehensweise prägten seine Arbeit und seine Politik, die er leidenschaftlich und dennoch mit Augenmaß in den Dienst für die Menschen in unserem Land gestellt hatte.“

Jochen Ott, MdL, Vorsitzender der SPD-Mittelrhein: „Hans-Jürgen war vieles: Bundestagsabgeordneter, Afrika-Politiker, Krisenmanager und vor allem Kölner. In der Stadt war er immer präsent. „Ben Wisch“ war ein herausragender Politiker mit Ecken und Kanten, der viele kleine Dinge angestoßen hatte, die im Großen ihre Wirkung zeigen konnten. Zu seinen Ehren wird es eine Sonderbriefmarke geben, die an ihn erinnern soll. Da in Köln gerade viele große Bauprojekte wie z.B. der Deutzer Hafen neu entstehen, wäre es endlich an der Zeit, eine Straße oder einen Platz in zentraler Lage nach Hans-Jürgen Wischnewski zu benennen.“