Köln, 27.2.2007, 21:00 Uhr >
Wiedersehen mit dem Prinz der Session 2007, Jacky I, Jacky Beumling, im Restaurant-Brauhaus "Kleine Glocke" in der Glockengasse, denn dort wurde im ehemaligen Künstlertreff eine Zeichnung aufgehängt, die der damalige Kunststudent Beumling am 7.4.1982  anfertigte. Es ist eine filigrane Buntstift Zeichnung, realistisch, die aber das große Talent ihres Erschaffers spüren läßt. Sie zeigt auch, daß der der hier mit "handelsüblichen" Buntstiften konzentriert die Natur studiert hat, ein tiefes Wissen über die Kunst der großen Meister kennt. Das Zeichnen ist die Lieblingsbeschäftigung des Prinzen, es ist eine intime Beschäftigung, so bezeichnet er den Vorgang, bei der man nicht gestört wird. Schon ein Jahr nach ihrer Entstehung wechselt die kleine Zeichnung den Besitzer. Im Jahr 1983 kauft der Besitzer von Tutti Paletti, Dieter Frowein, das Werk, der Preis ist nicht mehr bekannt, dem Kunststudenten Beumling ist das Geld sicherlich eine Hilfe. Jetzt stellte Frowein das Bild für einen guten Zweck zur Verfügung. Für den Vringstreff der obdachlosen Kölnern eine Heimat ist.

Foto oben: Gabriele Jansen und Prinz Jacky I, Jacky Beumling rücken die Zeichnung noch einmal gerade bevor sie ihren endgültigen Platz gefunden hat.

Versteigert zu Gunsten des Vringstreffs
Der Vringstreff ist eine Begegnungsstätte für 140 Obdachlose in Köln, die hier von Montag bis Donnerstag ein warmes, frisch gekochtes Mittagessen bekommen und am Freitag ein kräftiges Frühstück. Mit eigenem Koch ist das Essen, nicht wie bei den Tafeln von dem abhängig, was man bekommt, sondern hier wird richtig nach Plan gekocht. Natürlich fehlt das Geld an allen Ecken und Enden und da ist eine solche Aktion natürlich Balsam für die finanzielle Situation des Vringstreffs. Wer das Bild ersteigert hat, bleibt ein Geheimnis. Wo es hängt nicht. Im ersten Stock der Künstlerrestauration ganz hinten rechts. Und dort befindet es sich in einer illustren Gesellschaft, denn die "Kleine Glocke"  hat eine bewegte Geschichte und viele große Namen haben hier schon ihr Kölsch getrunken.

Große Künstler in der Glockengasse
Nach dem ersten Weltkrieg trafen sich in der "Kleinen Glocke" Intellektuelle und viele Künstler, DADA war im Kommen und bei den Avantgardisten in Mode. "Die Kölner Progressiven" nannte sich ein Künstlerkreis um Heinrich Hoerle, F.W. Seifert, Otto Freundlich, Anton Räderscheidt und Max Ernst. Sie alle waren von dem Gedanken getragen mit ihrer Kunst den Weg zu bereiten für eine bessere, menschlichere und gerechtere Welt. Und Sie alle trafen sich in der Kleinen Glocke, übrigens auch August Sander, der viele Szenen im Lokal fotografisch dokumentierte. Daher wissen wir heute auch, daß die Kleine Glocke immer wieder künstlerisch umgestaltet wurde, Fotos hängen im Aufgang, die das Lokal im Stil der Neuen Sachlichkeit gestaltet zeigen. Und hier schließt sich auch der Kreis zum Prinzen der Session 2007, der selbst Künstler hier seine Zeichnung hängt, denn die Kleine Glocke sah in 20er Jahren auch Künstlerkarneval. Und in jedem Jahr wurde die Wandbemalung übertüncht und dann das Lokal wieder aufs Neue gestaltet. Real ist von dieser Gestaltung nichts mehr übrig, denn das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört und danach neu errichtet. Aber es hat heute wieder Freunde und eine excellente Wirtin, Gabriele Jansen, die auch das Reissdorf am Hahnentor und die Gastronomie der Hahnentorburg der Ehrengarde leitet, denn viele Bilder der Künstler und Fotos sind zurückgekehrt. Und die lassen erahnen welcher Kunstgeist hier dereinst durch die Räume wehte.

Anton Dix verkehrte hier auch und tauschte sich mit seinen Künstlerkollegen aus, ein Zeichner den auch Jacky Beumling aufzählt, wenn man ihn fragt wen er für einen guten Zeichner hält. Bei den Zeichnern ist die Liste die Jacky nennt eher die Realisten, Dix, Jansen, Dürer, bei der Malerei schätzt er eher die Abstrakten. Ob er seine Erlebnisse als Prinz Karneval 2007 uns irgendwann in Zeichnungen reflektiert zeigen wird, dass ließ Jacky I offen. Spannend wäre es allemal.

Die Bilder in der "Kleinen Glocke" sind Dauerleihgaben von Gästen, die Küche Kölsch klassisch, Sauerbraten vom Pferd, saure Nieren, alles frisch gekocht und dazu ausschließlich Mühlen-Kölsch vom Fass und die Lauchzeichnung vom Prinz der Session 2007. Sehens- und erlebenswert. Demnächst plant man eine Ausstellung und bei der Vernissage wird es noch eine Spezialität geben, selbstgebrautes Bier der Marke "Kleine Glocke". Zu Karneval werden die Bilder heutzutage abgehängt und das Lokal nicht jedes Jahr neugestaltet, schade eigentlich…

Wer mal reinschnuppern will:
Brauhaus "Kleine Glocke"
Glockengasse 58-60
50667 Köln
Tel.: 0221-2589517
Fax.: 0221-2589518
www.kleineglocke.com

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung