Köln | „Pro Köln“, ein beim Amtsgericht Köln eingetragener Verein, der sich selbst „Bürgerbewegung“ nennt und als rechtsextrem gilt, hat heute in Kalk-Kapelle eine Protestveranstaltung gegen das Autonome Zentrum angemeldet und von 11 Uhr bis 12:20 Uhr durchgeführt. Gekommen waren nach offizieller Zählung der Polizei 36 Teilnehmer, darunter auch die Stadträte Uckermann, Wiener und Wolter, sowie aus der Porzer Bezirksvertretung Regina Wilden. Am Ende vieler Reden dröhnte aus den Lautsprechern die Aufforderung bei der 2014 stattfindenden Kommunalwahl „Pro Köln“ die Stimme zu geben. Protestveranstaltung oder Wahlkampfauftakt, fragte man sich am Ende der Veranstaltung? Aus den Reihen der Gegendemonstranten, die zahlenmäßig weit überlegen waren, wurde eine Salatgurke in Richtung „Pro Köln“ geworfen.

„Pro Köln“ hat kein differenziertes, sondern ein schlichtes und einfaches Politikbild, das im letzten Jahrhundert verhaftet geblieben ist. Daher findet man „Pro Köln“ immer dort, wo deren Funktionäre glauben ihre schwarz-weiß gemalten Politikbotschaften, möglichst gewinnbringend, nämlich in Wählerstimmen umsetzen zu können. Dabei ist man nicht gewillt Konsenslösungen herbeizuführen und politisch daran mitzuarbeiten und sich einzubringen, wie in einer Demokratie üblich, sondern das, was „Pro Köln“ und ihren Funktionären nicht passt, muss weg. Also etwa Menschen die für eine andere Kultur stehen. Also weg damit, das wohin bleibt man natürlich schuldig.

Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema der so genannten Protestveranstaltung findet nicht statt und eine differenzierte gleich gar nicht. Dabei feuert man aus allen rhetorischen Rohren, spricht von „Kriminellen“, „linker SA“, „roter Fußtruppe“, „Straßenterror“, „Brutstätte“, „Erpressung und Einschüchterung von Politikern“, „Kaserne des Schwarzen Blockes“, „Autonome die einen Bürgerkrieg anzetteln wollen“ oder „Terrorzentrum“ und versucht somit massiv Ängste bei der Bevölkerung zu schüren und zu agitieren. Neben dem Autonomen Zentrum hetzt man natürlich auch, wie kann es anders sein, gegen Andersgläubige und erklärt dass man keine Scharia in Köln wolle. Aber was hat der Islam, die Moschee, der Muezzinruf, den man hinsichtlich des mittäglichen Glockenläutens auch noch nannte, mit dem Autonomen Zentrum zu tun? Gar nichts. Sich selbst stellt man natürlich im hellsten Lichte dar und erklärt dass 80 Prozent der Menschen im Stadtteil hinter einem stehen (bei der letzten Wahl hatte man unter 7 Prozent der Stimmen) und dass nur „Pro Köln“ für Anstand und Ehrlichkeit im Stadtrat stehe und vergisst dabei zu erwähnen, dass es Ermittlungen gegen einzelne Mitglieder der Ratsfraktion wegen Veruntreuung von Sitzungsgeldern gegeben hat, die noch nicht abgeschlossen sind und die „Pro Köln“ bestreitet.

Am Ende ihrer Reden forderten die Stadträte Uckermann, Wiener und Wolter die Bevölkerung auf bei der nächsten Kommunalwahl „Pro Köln“ zu wählen und vermittelten den Eindruck, dass es sich um eine Wahlkampfveranstaltung handelte und nicht um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit einer Kultur, die man ablehnt. Die Gegendemonstranten trillerten, pfiffen oder sorgten mit Kochtöpfen für laute Störgeräusche und waren mehr als dreimal so viele. Zwischen den Gruppen hatte die Kölner Polizei sich aufgestellt. Aus deren Sicht verlief die Veranstaltung, bis auf den Salatgurkenwurf, friedlich.

Das Autonome Zentrum hat ab 13 Uhr zu einem Straßenfest in die Wiersbergstraße eingeladen, mit Volksküche, Umsonstladen und Musik.

Autor: Andi Goral
Foto: Lautstarker Protest gegen die Veranstaltung von „Pro Köln“