„Pro NRW“ und Republikaner wollen zusammen arbeiten
Rund 300 Teilnehmer waren dem Aufruf von „Pro NRW“ gefolgt. Darunter viele Demonstrationstouristen aus Belgien vom Vlaams Belang, aber auch Bayern oder von „Pro NRW“ Herford und der ganzen Bundesrepublik. Die Gruppe innerhalb Kölns, die sich aktiv an diesen öffentlichen Aktionen von „Pro Köln“ und „Pro NRW“ beteiligt, so kann man feststellen, wächst somit nicht an, sondern bleibt weiterhin sehr klein. Auch auf der Internetseite von „Pro Köln“ haben von 62 Unterstützern und Aufrufern zur Kundgebung lediglich acht Kölner unterzeichnet und heute morgen nur 42 „gefällt mir“ Bekundungen einheimsen können. Und das sind die bekannten „Pro Köln“ Funktionäre im Rat der Stadt Köln und den Bezirksvertretungen. Eine Neuerung ist, dass man jetzt öffentlich bekundet, mit den Republikanern gemeinsame Sache zu machen, nachdem im Herbst letzten Jahres Sondierungsgespräche geführt wurden. Dies bekräftigten Dr. Rolf Schlierer der Bundesvorsitzende der Republikaner und Markus Wiener von „Pro Köln“. Da auch die Republikaner zu dem so genannten Marsch durch Köln aufgerufen haben, lässt die Zahl der Teilnehmer noch einmal in einem anderen Licht dastehen und an der gesellschaftlichen Relevanz beider Gruppierungen mehr als zweifeln. Manfred Rouhs, der im Frühjahr diesen Jahres nach Berlin gewechselt ist und dort „Pro Berlin“ in den Landtag führen will, arbeitet in Berlin auch mit Alexander Schlesinger zusammen, der zuvor für die Dresdner NPD aktiv war. An der Kölner Kundgebung sollen sich auch Mitglieder des rechten Nationalen Widerstandes beteiligt haben.

Dennoch darf man nicht darüber hinwegsehen, dass es „Pro Köln“ in der Vergangenheit auch Dank solcher öffentlichkeitswirksamer Aktionen, gelang, in manchen Kölner Bezirken 10 Prozent der Stimmen einzufangen. Ob diese Strategie allerdings auch langfristig verfängt bleibt abzuwarten. „Pro Köln“ und seine Demonstrationstouristen gingen vom Deutzer Bahnhof einmal über die Deutzer Brücke, hielten am Reiterdenkmal in Deutz eine Kundgebung ab, um dann an den Deutzer Bahnhof zurückzukehren und nicht wie angekündigt über den Neumarkt bis zum Rudolfplatz. Damit fand die „Pro NRW“ Demonstration zwar im öffentlichen Raum statt, aber ohne Öffentlichkeit, bis auf die eigenen Anhänger. Die Lokale im Bereich der „Pro NRW“ Kundgebung auf dem Heumarkt alle geschlossen, die sonst so belebte Haltestelle der KVB am Kölner Heumarkt völlig menschenleer. Lediglich eine größere Zahl Gegendemonstranten baute rund um die Kundgebung einen Lärmwall auf, dass von der Kundgebung nichts zu hören war. Dass ein Kommentator des „Pro NRW“-Lautsprecherwagens vor der Baustelle und ausgeweideten ehemaligen Lufthansa Gebäudes die Kölner Bevölkerung an den Fenstern und Balkonen begrüßte, spricht dabei Bände. Allerdings sollte man nicht so naiv sein, dass später die medialen Bilder, die nicht die gesamte Szenerie zeigen ein anderes Bild vermitteln werden.

Auch aus Leverkusen reisten die „Pro NRW“-Demotouristen an. Linke Aktivisten hatten am Leverkusener Bahnhof die Gleise blockiert. Nach Angaben der Bundespolizei waren rund 100 Menschen bei den Blockaden involviert. Die Blockade wurde aufgehoben, als klar war, dass die „Pro NRW“ Anhänger auf Busse und Taxis umgestiegen waren. Die Bundespolizei nahm die Personalien der Blockierer auf, die jetzt mit einem Bußgeldverfahren rechnen müssen. Zudem denkt die Deutsche Bahn AG darüber nach Schadensersatzforderungen gegen die Blockierer geltend zu machen. In der Zeit zwischen 11 und 13 Uhr war der Bahnhof Leverkusen komplett gesperrt. Dadurch kam es zu 15 Totalausfällen im Zugverkehr, 15 Züge wurden über Duisburg umgeleitet und bei 22 Zugverbindungen kam es zu Verspätungen von rund 15 Minuten. Die Auswirkungen auf den Bahnverkehr dauerten bis gegen 16 Uhr an.

Rund 3000 Beamte im Einsatz
Insgesamt waren auf der „Pro Köln“ Kundgebung und auch bei den Gegendemonstrationen weniger Menschen unterwegs. Das Einsatzkonzept der Kölner Polizei ist aufgegangen, alle konnten ihre Veranstaltungen abhalten. Die Kontrahenten wurden weit genug auseinander gehalten. Allerdings ging dies mit extremen Einschränkungen für die Kölner Bevölkerung oder Gäste Kölns einher. KVB-Bahnverkehr lahmgelegt, Deutzer Bahnhof teilweise abgeriegelt, Hotelgäste konnten nicht anfahren und die Deutzer Brücke einen ganzen Samstag lang völlig gesperrt. Bei den Gegendemonstrationen kam es zu einem Einsatz von Pfefferspray gegen Demonstranten, die die Absperrungen durchbrechen wollten. Dabei wurde ein Beamter durch den einen Schlag mit einer Fahnenstange leicht verletzt. Ein Mann der eine „SS“-Runen-Tätowierung am Hals trug wurde von der Polizei in der „Pro NRW“ Demonstration festgestellt. Gegen ihn wird jetzt ermittelt.

Die Diskussion um die Zahlen
Wie immer kommt es nach den Demonstrationen von „Pro NRW“ oder „Pro Köln“  zu Diskussionen um die tatsächlichen Zahlen. Selbst innerhalb der rechten Szene glaubt man die verkündeten Zahlen von „Pro NRW“ anscheinend nicht mehr, das lassen Kommentare auf den einschlägigen Internetseiten erahnen. Auf einem Portal ist von 1.100 Teilnehmern und 10.000 Polizeibeamten die Rede. Alleine die offizielle Zahl der Polizei von rund 3.000 Beamten sagt dazu mehr als genug aus. Rund 115 Teilnehmer der Demonstration kamen mit dem ersten Schwung an, einige stießen dazu. Mit dem zweiten Schwung kamen rund 150 an. Alles in allem dürften nicht mehr als 300 Menschen teilgenommen haben, die meisten nicht Kölner. Bei den Gegendemonstranten dürften es mehr als 1.500 gewesen sein, verteilt auf Rheingarten, Heumarkt und Gürzenichstraße. Insgesamt also weniger, als bei den beiden so genannten „Anti-Islamisierungskongressen“.

Eindimensionale Politik
Die Argumente für den von „Pro NRW“ so genannten „Marsch der Freiheit“ sind fadenscheinig, zeugen von Selbstmitleid und sind sachlich nicht richtig. Die „Pro Köln“ Fraktion hat im Stadtrat die gleichen Rechte wie alle anderen Parteien, nur sie ist in der Minderheit und muss sich der Mehrheit und den Gepflogenheiten beugen. So funktioniert eben Demokratie, passt aber den Vertretern von „Pro Köln“ häufig nicht. Inhaltlich bleibt die „Pro“-Bewegung und ihre Sympathisanten weiterhin auf ihr eines Thema fixiert, die beschworene Islamisierung und Überfremdung Europas. Das ist auch der gemeinsame Nenner zu den Mitstreitern aus Österreich, USA, Belgien und Frankreich.  Gebetsmühlenartig wiederholt man die immer gleichen Thesen, beschwört wie der bayerische Republikaner Chef Johann Gärtner den „Muezzin-Ruf“ ins kleinste bayerische Dorf und freut sich über den Erfolg des Buches „Deutschland schafft sich ab“, des SPD Mannes Thilo Sarrazin.

Am Ende eines langen Tages brüllen sich Antifa und Skinheads die an der „Pro NRW“ Veranstaltung teilgenommen haben, im Deutzer Bahnhof noch einmal kurz an und die verbliebenen Demotouristen – viele hatten sich schon zuvor am Heumarkt, darunter auch Filip Dewinter am Heumarkt aus dem Staub gemacht – reisen mit Bus und Zug wieder ab. Die Polizei baut die massiven Straßensperren wieder ab und das Leben in Köln normalisiert sich wieder. Die selbsternannte Bürgerbewegung „Pro NRW“ outete sich erneut als Randbewegung, der es nicht gelingt Kölnerinnen und Kölner zum öffentlichen Bekenntnis für ihre Sache zu bewegen, sondern dazu externe Sympathisanten aus ganz Europa braucht. Gespannt sein darf man allerdings jetzt auf die Legendenbildung zur Veranstaltung, an der schon jetzt in rechten Foren gestrickt wird.

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