Köln | Am kommenden Freitag bleiben die Tanzlokale und Schauspielhäuser leer, denn der Karfreitag, der an die Kreuzigung von Jesus Christus erinnert, gehört zu den gesetzlich geschützten „stillen Tagen“. Das passt vielen Nicht- und Andersgläubigen nicht. Diese organisieren daher verschiedene Protestaktionen, um auf ihr Anliegen – der staatlichen Bevormundung von Nicht-Christen – aufmerksam zu machen.

Filmhaus wird zur „religionsfreien Zone“

Allen Protestaktionen voran geht der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA), der am kommenden Karfreitag bereits zum fünften Mal das Kölner Filmhaus zur religionsfreien Zone erklärt. Unter dem polemischen Motto „Heidenspaß statt Höllenqual“ werden dort am Abend die zwei Filme „Religulous“ und der Monty-Python-Klassiker „Das Leben des Brian“ gezeigt. Ferner sollen im Filmhaus ein Informationsstand und eine „Enttaufungsstation“ aufgebaut werden.

Laut dem NRW-Sprecher des IBKA, Rainer Ponitka, und seiner Stellvertreterin Petra Daheim soll dies ein „Bevormundungsprotest“ sein, da der Staat seinen Bürgern nicht gesetzlich vorschreiben dürfe, ruhig und besinnlich sein zu müssen. Ferner behauptet Ponitka bezüglich des Tanzverbots: „Das ist in etwa so, als würde an einem Tag der Vernunft’ den Gläubigen die Religionsausübung außerhalb der eigenen Wohnung untersagt.“ Ob man wirklich Religiosität und Tanz derart gleichstellen kann, sei dahingestellt.

Preußische Verhältnisse?

Im Zuge ihres Protests hat sich der IBKA auch an die Theater und Schauspielhäuser gewandt, die sich zu sehr der Beschränkungen des Feiertagsgesetzes gefügt hätten. Die Reaktion aus dem Hause des Kölner Puppenspiels sei jedoch eindeutig gewesen: Sie seien froh, dass karfreitags nicht gespielt würde, da das Leben hierzulande auf christlichen Werten beruhe. Diese Auffassung lehnen die Vertreter des IBKA jedoch vollkommen ab: Die Kirche sei ein nicht von Vernunft geleitetes Konzept und durch die strikten Feiertagsgesetze sollen die Bürger gezwungen werden, etwas „Unglaubliches“ zu glauben. Diesen „staatlichen Zwang, andächtig zu sein“, bezeichnete Petra Daheim heute als „Preußische Verhältnisse“, denn immerhin gebe es mehr Konfessionslose als Katholiken oder Protestanten. Das ist eine eigene Auslegung der Statistik, denn 2007 waren in Köln über 60 Prozent der Bürgerinnen und Bürger noch Anhänger einer christlichen Glaubensgemeinschaft. (Die Redaktion recherchiert noch die aktuellen Zahlen)

Etwas inkonsequent dürfte dem kritischen Beobachter derweil die Tatsache erscheinen, dass der IBKA keinesfalls religiöse Feiertage per se abschaffen möchte. „Wir freuen uns grundsätzlich über arbeitsfreie Tage, das ist doch schön!“ kommentierte Petra Daheim diesbezüglich. Dabei sei ihnen auch egal, welche Wurzel diese arbeitsfreien Tage hätten. In Deutschland sind sie überwiegend christlichen Ursprungs.

Flashmob am Dom: Tanzen gegen Tanzverbot

Unter dem Motto „Zum Teufel mit dem Tanzverbot“ wird derweil bei facebook zu einer Protestaktion der eigenen Art aufgerufen: Karfreitag um 19 Uhr soll auf der Domplatte ein Tanz-Flashmob stattfinden. Bisher gibt es 135 Sympathisanten der Seite, die dort auch offen ihre Meinung kundtun. Die Mehrheit spricht sich derweil gegen das Tanzverbot aus. So wird zum Beispiel entrüstet gefragt: „Diese Idioten mit dem Zombietischler wollen mir das Tanzen verbieten?!“, oder es wird gleich zu einer Sitzblockade vor den Kirchen aufgerufen. Aber es sind auch kritische Stimmen zu lesen, wie beispielsweise: „Ich finde es verstörend, wie respektlos heute mit Christen umgegangen wird. Man mag ja von der Institution Kirche halten, was man will, aber ein nachdenklicher Tag ohne Party und Komasaufen würde einigen mal ganz gut tun!!!“ Und einer kommentiert nüchtern: „Wer am Karfreitag tanzen will, soll auch arbeiten gehen.“

Weitere Informationen zu den besonderen Regelungen in der Karwoche lesen Sie hier bei Report-k.de.

Autor: Nicola Ninnemann
Foto: An Karfreitag bleiben Tanzlokale, Schauspielhäuser und vieles mehr geschlossen – und das gefällt nicht jedem. [Bild: fotolia]