Köln | In diesem Jahr entstehen zwei große Rasenmäherzeichnungen in Deutschland und Neuseeland, durchgeführt von dem Kölner Künstler Ralf Witthaus. Das gezeichnete Bohrloch bezeichnet nur symbolisch den kürzesten Weg zum anderen Ende der Welt: Gemäht wird nur bis zur Grasnarbe.

Kompositionen in der Größe eines Parks

In seiner runden Komposition in der Größe eines kleinen Parks nimmt der Künstler Ralf Witthaus graphisch Dinge auf, die sich auf der anderen Seite befinden – und umgekehrt. Ralf Witthaus entwickelt damit den Gedanken seines letzten Projektes, der Kölner Bundesrasenschau weiter, die Welt als sich entwickelnde Zeichenfläche bzw. Bildhauerei unserer Gesellschaft aufzunehmen und zu pointieren. Für seine Projekte involviert Witthaus viele Menschen – Denn seine Projekte sind zu einem großen Teil nicht alleine zu stemmen.

Im Gegensatz zu allen anderen Rasenmäherzeichnungen, die er vorher gemacht hat, geht er bei dem Bohrloch nicht von einem vorgefundenen Ort und Kontext aus – sondern von einer Idee. Bei dieser künstlerischen Arbeit ist die Suche, die beiden Orte für die Löcher zu finden, und die Möglichkeit zu schaffen diese herzustellen und alle sozialen, kommunikativen Dinge, die auf diesem Weg geschehen, der erste große Teilabschnitt des künstlerischen Projektes. Die Orte für seine Rasenmäherkunst suchte der Künstler im Botanischen Garten von Auckland und in seiner Heimat in den Städten Bad Oeynhausen, Löhne, Herford und Bielefeld in Ostwestfalen-Lippe, wo er aufgewachsen ist.

„Wo komme ich raus, wenn ich unter meinen Füßen grabe?“

Witthaus fragte als siebenjähriger seinen Vater, wo er denn herauskommen würde, wenn er unter seinen Füßen gräbt, dieser antwortete: „Neuseeland“, was nicht genau stimmt. Den Aspekt von Heimat und maximale Ferne – eine Ferne die sich „downunder“ unter uns befindet, und dem geflügelten Wort des „Bohrloches nach Neuseeland“ etwas Reales dazuzugesellen, das sind die einfachen Grundbezüge dieser Arbeit. Von der Grundidee her, wäre es hinter dem Haus seiner Eltern am passendsten, dort ist jedoch ein Acker und keine Rasenfläche, und das macht diese Grünfläche zu einer eher schwierigen Leinwand.

Die beiden Zeichnungen werden möglichst zeitnah hintereinander hergestellt, so dass Besucher auf der einen Zeichnung stehen und sich bewusst werden können, dass auch am anderen Ende der Welt die andere Zeichnung existiert. Die Zeichnung soll die Größe eines kleinen Parks erreichen. Etwa 92 Meter Durchmesser wird das Bohrloch haben. Die Realisation bedeutet etwa 700 Mannstunden Arbeit für das Bohrloch im Botanischen Garten von Auckland – und über 200 Mannstunden in Deutschland. Schneller ist es hier, weil weniger Grün da ist: Ralf Witthaus wählte aus 25 Orten den Bauernhof von Friedrich Bröer in Löhne. Ein Ort mit 500 Jahre Geschichte.

Infobox

Die Realisierung des Projekts ist in Deutschland für Mitte September geplant und die Eröffnung für dne 23. September. Das Bohrloch nach Neuseeland ist ein Projekt im Vorlauf der Ausstellung „Nutzflächen / OWL3“ des Museums Marta Herford. (2013). Für Neuseeland ist der geplante Zeitraum für das Bohrloch vom 4. bis 18. Oktober.

Autor: hh | Foto: Harald Neumann; Manoel Nunes; Ralf Witthaus